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       # taz.de -- Britischer Monarch in Australien: Republik Australien bleibt ein Zukunftstraum
       
       > Charles III. kommt zum ersten Mal als König und damit als Staatsoberhaupt
       > der Australier. Dass sich daran etwas ändern könnte, glaubt kaum jemand.
       
   IMG Bild: Viele Australier wissen nicht, dass König Charles auch König von Australien ist
       
       Canberra taz | Die Krönung von König Charles im Mai letzten Jahres in
       London war für etwas über zwei Stunden die wohl größte Show auf Erden.
       Hunderte von Millionen Menschen verfolgten die Zeremonie am Bildschirm –
       auch in Australien.
       
       Allerdings scheinen viele Menschen in Australien nicht gewusst zu haben,
       dass das Spektakel in Westminster Abbey für sie wesentlich mehr Bedeutung
       hatte als für andere Fernsehzuschauer. Das sagt Adam Spencer,
       Vize-Präsident der Organisation für eine Republik Australien: „Laut
       Umfragezahlen wissen über 60 Prozent der Bevölkerung nicht, dass König
       Charles auch König von Australien ist.“
       
       Am Freitag landete der Monarch in der australischen Hauptstadt Canberra, um
       seine Untertanen in Downunder zu besuchen. König Charles und Königin
       Camilla sind zum ersten Mal als Regentenpaar in Australien. Als Prinz
       besuchte Charles schon 16-mal den Kontinent. Er ging sogar in Australien
       zur Schule. Am Wochenende will sich [1][der an Krebs leidende König] von
       der Reise erholen. Am Montag findet der erste Kontakt mit der Bevölkerung
       statt.
       
       ## Republik mit australischem Präsidenten als Wunschtraum
       
       „Ein Teil der Bevölkerung – ein kleiner aber nur – wird absolut begeistert
       sein, wenn der König vor dem Opernhaus in Sydney vorfährt. Dasselbe würde
       aber auch bei einem Besuch von Barack Obama der Fall sein, oder der
       amerikanischen Sängerin Taylor Swift“, sagt Adam Spencer. Seine
       Organisation setzt sich seit Jahrzehnten dafür ein, dass Australien der
       parlamentarischen Monarchie den Rücken kehrt und zur Republik wird. „Mit
       einem Australier als Präsidenten, einer Präsidentin“, meint Spencer.
       
       Denn nicht nur sei Australien im 21. Jahrhundert ein eigenständiges Land.
       Einen Monarchen zu haben, der 18.000 Kilometer entfernt lebt und
       hauptsächlich die Interessen Großbritanniens verfolge, sei absurd.
       
       1999 war es beinahe zum Ende der Monarchie in Australien gekommen. Doch
       eine Volksabstimmung zur Änderung der Verfassung scheiterte an einem von
       den Gegnern entfachten Streit unter Befürwortern, ob das Volk oder das
       Parlament das Staatsoberhaupt wählen solle. Danach blieb es still um die
       Frage. Kein Politiker hatte Lust, das Thema auch nur zu erwähnen, solange
       [2][die auch in Australien beliebte Königin Elizabeth II.] noch lebte.
       
       Doch auch nach ihrem Tod am 8. September 2022 scheint in Australien wenig
       politischer Appetit zu bestehen, den Status Quo zu ändern. Obwohl König
       Charles offen wäre gegenüber der Idee: Ein solcher Entscheid sei „allein
       der Australiens“, sagt er. Das klare Nein des australischen Volkes vor
       einem Jahr [3][zu einer anderen, wichtigen Änderung der Verfassung] ließ
       jedoch den Enthusiasmus der Republik-befürwortenden Regierung für eine
       weitere Abstimmung auf Null sinken. Diese Vorlage hätte Ureinwohnern mehr
       Mitsprache in politischen Entscheiden geben sollen.
       
       ## Über 90 Prozent der Australier offen für Republik
       
       Der Verband der Monarchisten in Australien glaubt, der Besuch des Königs
       werde dem Ansehen der Monarchie helfen. „Harte Monarchisten“, wie Adam
       Spencer sie nennt, machten aber nur etwa acht bis zehn Prozent der
       Bevölkerung aus. Ein größeres Problem seien „Apathie und Lethargie“ unter
       vielen Australierinnen und Australiern. „Ja, was soll's. Es geht ja auch
       so. Man hat andere Sorgen“, sei die Meinung vieler, sagt Spencer.
       
       Dabei wären heute die Chancen nicht schlecht für eine Abkehr von der
       Monarchie. Eine Umfrage zeigt, dass 92 Prozent der Bevölkerung einer
       Republik offen gegenüberstehen. 60 Prozent würden ein australisches
       Staatsoberhaupt König Charles vorziehen. Republikbefürworter machen sich
       trotzdem nichts vor. Adam Spencer glaubt, das Interesse an der
       Republikfrage werde durch den Besuch des Königs zwar etwas ansteigen. Es
       sei aber „noch ein langer Weg, bis die Menschen sich mit Leidenschaft
       hinter die Idee stellen werden“.
       
       18 Oct 2024
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Urs Wälterlin
       
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