URI: 
       # taz.de -- Präsidentschaftswahl in Moldau: Ein knappes Votum für Europa
       
       > Staatschefin Maia Sandu bleibt im Amt und will weiter auf EU-Kurs
       > bleiben. Bei den westlichen Verbündeten ist die Erleichterung groß.
       
   IMG Bild: Rosen für die Siegerin: Maia Sandu am Montag in Chişinău
       
       Berlin taz | Moldaus Präsidentin Maia Sandu kann weitermachen. Bei der
       Stichwahl um das höchste Staatsamt am Sonntag [1][erreichte die
       proeuropäische Politikerin 55,41 Prozent der Stimmen]. Ihr Konkurrent, der
       ehemalige Generalstaatsanwalt Aleksandr Stojanoglo, den die Sozialistische
       Partei (PSRM) unterstützt hatte, kam auf 44,59 Prozent der Stimmen. Die
       Wahlbeteiligung lag bei 54 Prozent.
       
       Beim ersten Wahlgang am 20. Oktober hatte Sandu 42,5 Prozent der
       Wähler*innenstimmen auf sich vereinen können, auf Stojanoglo waren 26
       Prozent entfallen. Ein zeitgleich abgehaltenes Referendum über die
       Festschreibung eines EU-Beitritts in der moldauischen Verfassung war aus
       Sicht Sandus und ihrer regierenden „Partei der Aktion und Solidarität“
       (PAS) Millimeterarbeit: 50,46 Prozent stimmten mit Ja, am Ende gaben rund
       13.600 Stimmen den Ausschlag.
       
       In einer ersten Reaktion bedankte sich Sandu bei den Wähler*innen. „Moldau,
       heute hast du gewonnen. Gemeinsam haben wir die Stärke unserer Einheit,
       unserer Demokratie und unseres Engagements für eine würdige Zukunft unter
       Beweis gestellt“, schrieb Sandu auf X.
       
       Auch Stojanoglo wandte sich an die Wähler*innen. „Heute hat Moldau durch
       das Volk gesprochen. Ihre Stimme hat die Grenzen zwischen Stadt und Dorf,
       Norden und Süden, Osten und Westen verwischt. Und Ihre massive Präsenz in
       den Wahllokalen ist ein Beweis dafür, dass Moldau nicht nur ein Punkt auf
       der Landkarte ist, sondern ein verantwortungsbewusstes Volk, das sich
       seiner Zukunft bewusst ist“, sagte der Politiker.
       
       ## Anderer Fokus
       
       Vor dem zweiten Wahlgang hatte Sandu den Fokus ihrer Kampagne verändert und
       sich auf die Bekämpfung des russischen Einflusses und den Kampf gegen das
       „Shor-Netzwerk“ konzentriert. Namensgeber ist der moldauische, in Moskau
       lebende Oligarch Ilan Shor. Er war im April 2023 wegen Beteiligung an
       Wirtschaftsverbrechen von einem moldauischen Gericht in Abwesenheit zu 15
       Jahren Haft verurteilt worden.
       
       Über sein Netzwerk sollen laut moldauischer Ermittlungsbehörden unter
       anderem gegen entsprechende Zahlungen die Stimmen von bis zu 300.000
       Wähler*innen gekauft worden sein. Zudem seien in den vergangenen zwei
       Wochen zahlreiche Festnahmen erfolgt und Razzien durchgeführt worden.
       
       Sandus Gegenkandidat Stojanoglo, den die Präsidentin als „trojanisches
       Pferd“ von Leuten wie Shor bezeichnet hatte, hatte mit seinem Image als
       Politikneuling punkten wollen. Trotz unübersehbarer russophiler
       Anwandlungen versuchte er zudem, sich als proeuropäisch in Szene zu setzen.
       
       Gleich nach Bekanntwerden der Ergebnisse war Stojanoglo zur Zielscheibe
       einer Hasskampagne im Internet geworden. Darin werden, in Abwandlung eines
       historischen Zitats, Moldauer*innen verflucht, die „einen Türken auf den
       Thron des Landes setzen wollen“. Dies ist eine Anspielung auf Stojanoglos
       ethnische Herkunft. Er ist Gagause, [2][eine turksprachige Minderheit in
       Moldau].
       
       ## Glückwünsche von der EU
       
       Viele westliche Politiker*innen reagierten mit Erleichterung auf den
       Wahlausgang. „Herzlichen Glückwunsch, liebe Maia Sandu, zu Ihrem Sieg“,
       schrieb EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf X. Ich freue
       mich, weiter mit Ihnen an einer europäischen Zukunft für Moldau und seine
       Menschen zu arbeiten.“
       
       Moldau hat seit Juni 2022 den EU-Kandidatenstatus. Brüssel hat Chişinău
       bisher 2,2 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Kurz vor der Wahl wurden
       weitere 1,8 Milliarden Euro zugesagt.
       
       4 Nov 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Wahlen-in-Moldau/!6046564
   DIR [2] /Autonome-Region-Gagausien/!6042363
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Barbara Oertel
       
       ## TAGS
       
   DIR Republik Moldau
   DIR Europäische Union
   DIR Maia Sandu
   DIR Social-Auswahl
   DIR Republik Moldau
   DIR Republik Moldau
   DIR Republik Moldau
   DIR Republik Moldau
   DIR Wladimir Putin
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Einflussnahme in Republik Moldau: Sieben Jahre Haft für Geld aus Moskau
       
       In der Republik Moldau ist die Gouverneurin der autonomen Region Gagausien,
       Ewgenija Guzul, verurteilt worden. Sie soll mit russischem Geld
       Wähler*innen beeinflusst haben.
       
   DIR Moldauischer Oligarch verliert Prozess: Gewaltanstifter Ilan Șor wird EU-Sanktionen nicht los
       
       Der Politiker aus der Republik Moldau soll gewalttätige Proteste
       organisiert haben. Für ihn gilt ein EU-Einreiseverbot.
       
   DIR Präsidentschaftswahlen in Moldau: Die EU muss helfen
       
       Bis zur Stichwahl in zwei Wochen wird Moskau nochmal alle Register der
       hybriden Kriegsführung ziehen. Die EU muss die jungen Menschen
       unterstützen.
       
   DIR Präsidentschaftswahl in Moldau: Sandus EU-Kurs gewinnt
       
       Die moldauische Präsidentin Maia Sandu liegt bei der Wahl vom Sonntag
       vorne, die Stichwahl findet im November statt. Auch ein Referendum pro EU
       fand eine Mehrheit.
       
   DIR Autonome Region Gagausien: Zwischen den Welten
       
       In Moldau wird über ein Referendum abgestimmt, das das Land enger an die EU
       binden soll. Viele in der autonomen Region Gagausien hängen an Moskau.