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       # taz.de -- Zeitplan der US-Wahlen: Wer gewinnt denn nun? Und wann weiß man das?
       
       > Bei den vergangenen US-Wahlen dauerte es mehr als eine halbe Woche, bis
       > das Ergebnis feststand. Das könnte diesmal schneller gehen.
       
   IMG Bild: Baby, don’t cry: Auch diesmal verbreitet das Trump-Lager Lügen über den Wahlprozess
       
       BERLIN taz | Pünktlich um 18 Uhr schließen die Wahllokale, und Sekunden
       später geben die beiden großen öffentlich-rechtlichen TV-Sender eine
       Prognose auf Basis der Nachwahlumfragen bekannt, die in der Regel
       erstaunlich genau dem späteren Wahlergebnis entspricht. Eine halbe Stunde
       später folgen die ersten Hochrechnungen. Mehr oder weniger ist der
       Wahlabend in dem Moment gelaufen. So kennen wir das Prozedere in
       Deutschland – und nichts davon gilt für die USA.
       
       Hochrechnungen gibt es dort nicht. Die Zahlen und die daraus errechneten
       Prozentangaben sowie entsprechende Vorsprünge für die eine oder andere
       Seite werden so veröffentlicht, wie sie ausgezählt werden.
       
       In dem Riesenland mit mehreren Zeitzonen schließen die ersten Wahllokale um
       18 Uhr Eastern Time, das ist Mitternacht in Deutschland, und es sind nur
       die für den Wahlausgang unbedeutenden Staaten Indiana und Kentucky, die um
       diese Zeit schon mit dem Zählen anfangen. Als erster Swing State schließt
       um 1 Uhr nachts deutscher Zeit Georgia, eine halbe Stunde später folgt
       North Carolina.
       
       22 Staaten, darunter die Swing States [1][Pennsylvania] und ein Teil von
       [2][Michigan], schließen um 2 Uhr deutscher Zeit. Der Rest von Michigan
       sowie Arizona und Wisconsin eine Stunde später. Um 4 Uhr morgens deutscher
       Zeit macht Nevada das Schlusslicht unter jenen Staaten, die den Wahlausgang
       bestimmen.
       
       ## Trump bereitet schon die nächste Wahllüge vor
       
       Wie lange die Auszählung dann allerdings dauert und welche Dynamiken dabei
       entstehen, kann unterschiedlich sein. 2020, mitten in der Covid-Pandemie,
       entschieden sich außergewöhnlich viele US-Bürger*innen für die Briefwahl –
       darunter überproportional viele Biden-Wähler*innen, die die Pandemie
       insgesamt ernster nahmen. [3][Trump riet im Übrigen von der Briefwahl ab] –
       sie sei betrugsanfällig und gehöre abgeschafft, erklärte er seinen
       Anhänger*innen.
       
       Ausgezählt wurden vielerorts aber zunächst nur jene Stimmen, die am Wahltag
       selbst abgegeben wurden – und die zeigten eine deutliche Führung für Trump.
       Der verkündete prompt mitten im Auszählungsprozess, er habe die Wahl
       gewonnen, und legte damit die Grundlage für die „Big Lie“, die große Lüge
       von der durch Betrug gestohlenen Wahl, die schließlich zum Sturm aufs
       Kapitol am 6. Januar 2021 führte und die bis heute von den meisten seiner
       Anhänger*innen geglaubt wird.
       
       Im Laufe des Mittwochs erst wurde dann deutlich, dass sich Trumps frühe
       Führung ins Gegenteil verkehrte, je mehr Briefwahlstimmen ausgezählt
       wurden. Wegen Anzweiflungen und teilweisen Neuauszählungen bei einer sehr
       engen Wahl dauerte es noch bis Samstag, bis die Nachrichtenagentur AP,
       deren Einschätzung seit Jahrzehnten als vorausgenommenes amtliches
       Endergebnis anerkannt wird, Joe Biden zum Präsidenten ausrief.
       
       Was ist in diesem Jahr anders? Einerseits: Trump hat nicht mehr in gleichem
       Maße gegen vorzeitige Stimmabgabe und Briefwahl gehetzt wie 2020. Einen Tag
       vor dem offiziellen Wahltag haben bereits ein Drittel der Wahlberechtigten
       ihre Stimme abgegeben, darunter viel mehr republikanische registrierte
       Wähler*innen als früher. Und: Viele Bundesstaaten haben das Prozedere
       geändert und beginnen nicht erst in der Wahlnacht, Briefwahlstimmen aus
       ihren Umschlägen zu holen und die Identität der Absender zu überprüfen. Das
       könnte zu einem beschleunigten Zählverfahren führen.
       
       Allerdings: Auch diesmal verbreitet das Trump-Lager Lügen und sät Zweifel,
       etwa mit dem Gerücht, Hunderttausende illegale Migrant*innen würden in
       die Swing States gekarrt und mit Wahlerlaubnissen ausgestattet. Das ist
       zwar alles ausgemachter Unsinn – aber falls Kamala Harris am Ende als
       Siegerin dasteht, ist das Drehbuch für „Big Lie 2.0“ bereits geschrieben.
       Und das könnte noch gewalttätiger werden als vor vier Jahren.
       
       5 Nov 2024
       
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   DIR Bernd Pickert
       
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