# taz.de -- Prozess wegen angemalter Bäume: Abholzen erlaubt, Anmalen nicht
> Zwei Hamburger Umweltschützer müssen eine Geldstrafen zahlen, weil sie
> Bäume mit Farbe markiert haben. Sie wollten sie vor dem Abholzen
> bewahren.
IMG Bild: Soll samt der anliegenden Bäume abgerissen werden: die Sternenbrücke in Hamburg
Hamburg taz | Einen Baum anzumalen, kann strafbar sein – auch dann, wenn er
bald abgeholzt werden soll. So sah es die Richterin am Amtsgericht Altona
in einer gut besuchten Verhandlung am Dienstag. An deren Ende sollten
Stephan Pflug, 56, und Ivo Jaklic, 58, je 300 Euro bezahlen, damit ein
Verfahren gegen sie eingestellt wird.
Die Staatsanwaltschaft Hamburg hatte den beiden vorgeworfen, im Januar 2023
14 Bäume an der Max-Brauer-Allee mit Kreuzen in orangener Farbe markiert
und damit in ihrer „Verschönerungsfunktion“ beeinträchtigt zu haben – eine
strafbare Sachbeschädigung.
„Ich möchte erst mal klarstellen, dass ich die Bäume retten wollte“ sagt
Ivo Jaklic zu seiner Motivation. Auch Stephan Pflug räumt ein, die Bäume
angemalt zu haben. Es handele sich um Stieleichen, die nicht einfach zu
ersetzen seien. Gerade an dieser Kreuzung, sagt Pflug, übernähmen sie eine
wichtige Funktion als Hitze- und Starkregenschutz.
In den kommenden Monaten sollen die Bäume Platz machen für den umstrittenen
Abriss und Neubau einer 100 Jahre alten Eisenbahnbrücke. Gegen das mehrere
hundert Millionen Euro teure Projekt der Deutschen Bahn protestieren
Initiativen und Anwohnende schon seit Jahren. Kritik gibt es wegen der
[1][Denkmalwürdigkeit der „Sternbrücke“], dem [2][als monströs empfundenen
Neubau] sowie der Abholzung der Bäume.
## Anzeige durch die Stadt Hamburg
Dass die Bäume todgeweiht seien, sehen auch Gericht und Staatsanwaltschaft.
Einig sind sie sich allerdings auch darin, dass das für die Strafbarkeit
der Aktion unerheblich sei. „Wenn man ein Auto kaputt macht, das bald
verschrottet werden soll, ist das trotzdem Sachbeschädigung“, sagt der
Staatsanwalt.
Dass Pflug und Jaklic wegen ihrer Aktion überhaupt vor Gericht gelandet
sind, liegt an der Stadt Hamburg. Als Eigentümerin der Bäume musste sie
Anzeige erstatten, damit die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren
einleitet. Diese hätte das Verfahren auch einstellen können. Dass das
offenbar nicht in Frage kam, stellte der Staatsanwalt im Gericht klar: Er
sei weisungsgebundener Beamter.
Ein Sprecher der [3][Initiative Sternbrücke] kritisiert, die Stadt wolle
„Protest von Bürger:innen mit Mitteln der Strafverfolgung unterbinden.“
Aktuell läuft eine Klage gegen den Feststellungsbeschluss zum Neubau der
Brücke. Ein [4][Eilantrag auf Baustopp] war im Mai dieses Jahres abgelehnt
worden. Dass es am Ende nicht nur um die Bäume, sondern auch um die
[5][Sternbrücke] ging, war der Richterin bekannt. „Diese Frage, die
eigentlich hier die Gemüter aufregt, kann ich nicht entscheiden“, sagte
sie.
6 Nov 2024
## LINKS
DIR [1] /Aus-fuer-Hamburger-Clubs/!5975384
DIR [2] /Neubau-Plaene-fuer-Hamburger-Sternbruecke/!5895600
DIR [3] https://initiativesternbruecke.org/
DIR [4] /Sternbruecke-in-Hamburg-Altona/!5990248
DIR [5] /Sternbruecke/!t5680427
## AUTOREN
DIR Amira Klute
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