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       # taz.de -- Skandal im griechischen Fußball: Spuckendes Unschuldslamm
       
       > Vor einem Gericht werden schwere Vorwürfe gegen den Besitzer von
       > Olympiakos Piräus erhoben. Der wehrt sich gegen den Verdacht der
       > Spielmanipulation.
       
   IMG Bild: Der Pokal für den Boss: Olympiakos-Mäzen Evangelos Marinakis steht im Zentrum des Jubels über den Sieg in der Conference League
       
       Athen taz | Versuchte Spielmanipulation, Ölschmuggel, Einschüchterungen,
       tätliche Angriffe: Gehörige Brisanz birgt das, was Irini Karipidou,
       Präsidentin von Griechenlands Erstligisten Aris Saloniki, vor dem Londoner
       High Court über Evangelos Marinakis ausgesagt hat. Der ist [1][einer der
       mächtigsten griechischen Geschäftsleute] und Besitzer des Champions in der
       Europa Conference League Olympiakos Piräus. Auch der englische
       Premier-League-Klub Nottingham Forest gehört ihm.
       
       Karipidou sagte in London aus, weil sie von Marinakis wegen Verleumdung
       verklagt worden war. Wie die [2][New York Times] berichtet hat, hat
       Karipidou in einer 13-seitigen Aussage schriftlich vor Gericht erklärt,
       dass vor allem ihr Bruder Theodoros Karipidis, der Besitzer von Aris
       Saloniki, Zeuge von Marinakis’ Spielmanipulationen geworden sei. Marinakis
       habe „damit geprahlt, dass er Ölschmuggler sei. Ob Schiedsrichter, die
       Entscheidungen gegen Olympiakos fällten, oder Geschäftsrivalen: Er werde
       künftig jeden einschüchtern, der sich ihm in den Weg stellt.“
       
       Zum Bruch mit Marinakis, mit dem die Karipidis-Geschwister mal befreundet
       waren, sei es wegen des Ausgangs der Partie in der griechischen Liga im
       April 2023 zwischen Olympiakos und Aris gekommen, so Karipidou. „Vor dem
       Spiel verlangte Marinakis hartnäckig von meinen Bruder Theodoros, dass das
       Spiel zugunsten von Olympiakos ausgehen soll“, so Karipidou.
       
       Doch Aris glich durch zwei späte Treffer zum 2:2 aus und raubte so
       Olympiakos wichtige Punkte im Titelkampf. Meister wurde AEK Athen. „Von
       diesem Tag an glaubte er, dass wir für den Verlust der Meisterschaft
       verantwortlich seien“, so Irini Karipidou. „Er begann, mich und meine
       Familie auf jede erdenkliche Weise zu bedrohen.“
       
       Karipidou erhebt vor dem Londoner Gericht noch weitere Vorwürfe. Marinakis
       habe ihrem Bruder 100.000 Euro Bestechungsgeld angeboten, als dieser noch
       Eigner des griechischen Klubs Veroia gewesen sei. Veroia-Spieler waren
       wegen Spielmanipulationen bei einem Spiel gegen Piräus 2013 als Zeugen
       geladen worden. Marinakis habe gewollt, dass ihr Bruder „deren
       Zeugenaussagen beeinflusst“.
       
       ## Der Heroin-Frachter
       
       [3][Im berühmt-berüchtigten Fall „Noor One“], in dem es um den Schmuggel
       von 2,1 Tonnen Heroin auf einem von Marinakis’ Frachtern geht, behauptet
       Karpidou ferner, sie und ihr Bruder seien dabei gewesen, als Marinakis
       einen Richter zu sich nach Hause eingeladen und ihm 200.000 Euro angeboten
       habe, damit er nicht in Piräus angeklagt würde. Der Richter habe abgelehnt.
       
       Daraufhin habe Marinakis den Richter an der Kehle gepackt. „Er begann ihn
       zu würgen und schrie, dass er ihn umbringen würde. Nur das Eingreifen von
       meinem Bruder hat Schlimmeres verhindert. Der Richter weinte und stand nach
       dem Angriff eindeutig unter Schock.“
       
       Marinakis bestreitet alle Vorwürfe mit Nachdruck. Der Karipidis-Familie
       wirft Marinakis vor dem Londoner High Court vor, schon seit Monaten eine
       Schmutzkampagne gegen ihn zu organisieren. Der Tycoon fordert dem Vernehmen
       nach von dem Londoner Gericht, eine Geldstrafe von fünf Millionen Pfund
       (rund sechs Millionen Euro) wegen Verleumdung gegen Karipidou und Co zu
       verhängen. Marinakis’ Anwälte weisen darauf hin, dass dieser „auf alle
       Anschuldigungen umfassend reagiert und Beweise vorgelegt“ hat. Deshalb
       sollten auch Journalisten, die über den Fall berichten, „vorsichtig sein
       und sich nicht an dieser Verleumdungsaktion beteiligen.“
       
       Weder wegen Spielmanipulationen im Zeitraum 2011 bis 2015 in Griechenlands
       Profifußball oder noch im Fall des Heroin-Frachters ist Marinakis
       verurteilt worden. Entweder wurden die Ermittlungsverfahren gegen ihn
       eingestellt oder er wurde freigesprochen. In der Premier League indes hat
       Marinakis, seit 2017 Eigentümer von Nottingham Forest, [4][seine Berufung
       gegen ein Stadionverbot von fünf Spielen verloren].
       
       Er wurde des „ungebührlichen Verhaltens“ für schuldig befunden, weil er
       nach der 0:1-Niederlage gegen Fulham im September auf den Boden gespuckt
       hatte, als die Spieloffiziellen vorbeikamen. Zu seiner Verteidigung
       behauptete Marinakis, er habe einen Hustenanfall gehabt, weil er zwei oder
       drei Zigarren am Tag rauche.
       
       7 Nov 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Superreiche-in-Griechenland/!5899553
   DIR [2] https://www.nytimes.com/athletic/5888132/2024/11/01/marinakis-defamation-case-match-fixing-threats/
   DIR [3] https://el.wikipedia.org/wiki/%CE%A5%CF%80%CF%8C%CE%B8%CE%B5%CF%83%CE%B7_Noor_1
   DIR [4] https://www.nytimes.com/athletic/5897571/2024/11/04/marinakis-ban-appeal-forest/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ferry Batzoglou
       
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