# taz.de -- Verteidigungsminister in Israel gefeuert: Netanjahu braucht den Krieg
> Israels Verteidigungsminister Galant wollte den Krieg in Gaza beenden.
> Nun musste er gehen. Viele hoffen jetzt auf Verweigerung beim Militär.
IMG Bild: Protest gegen die Entlassung von Galant in Jerusalem
In den USA wird Donald Trump, der angekündigt hat, am ersten Tag ein
Diktator sein zu wollen, zum Präsidenten der USA gewählt. In Israel
entlässt Ministerpräsident Netanjahu [1][Verteidigungsminister Joav
Galant].
Der Zeitpunkt dürfte Netanjahus Kalkül gewesen sein. Während alle auf die
USA blicken, geht Galants Entlassung in den Nachrichten unter. Dabei ist
die Entlassung alles andere als ein Detail. Sie ist ein entscheidender
Nagel im Sarg, den Netanjahu mit seinen Koalitionspartnern für die
Demokratie zimmert.
Galant wollte den Krieg in Gaza beenden, die Hamas sei ausreichend
geschwächt, es sei Zeit für einen Deal, meinte er. Er wollte ein Abkommen
mit dem Libanon herbeiführen.
Doch Netanjahu braucht den Krieg für sein politisches Überleben. Genauso
wie er seine Koalitionspartner braucht, die aus ideologischen Gründen für
eine Fortsetzung des Krieges sind, die die Besiedlung des Gazastreifens und
von Teilen des Südlibanons unterstützen. Der einzige, der innerhalb der
Regierung einen Kontrapunkt dazu setzte, wurde Dienstag Abend beseitigt.
## Protestbewegung steckt in einer Zwickmühle
Israelische Medien zitieren Netanjahu-nahe anonyme Quellen, Netanjahu wolle
auch die Chefs des israelischen Geheimdienstes Schin Beth und des
israelischen Militärs feuern – auch sie stehen quer zur Regierungslinie.
Seit fast zwei Jahren – mit Unterbrechungen und inhaltlichen Verschiebungen
– fordern die Liberalen [2][in Massendemonstrationen] ein Ende des
autoritären Staatsumbaus und Neuwahlen. Bislang hat diese Methode keine
Früchte gezeigt.
Viele hoffen, dass die Entlassung von Galant das Fass zum Überlaufen bringt
und sich größere Teile des Militärs der Verweigerung von 130
Reservesoldat*innen anschließen.
Zugegeben: Sie stecken in einer Zwickmühle. Denn noch immer wartet Israel
auf einen Vergeltungsschlag [3][Iran]s. Und doch: Die Antworten, die
demokratische, liberale und linke Kräfte bislang auf den globalen
autoritären Umbau gefunden haben, funktionieren nicht. Wir brauchen neue.
6 Nov 2024
## LINKS
DIR [1] /Netanjahu-feuert-Verteidigungsminister/!6047336
DIR [2] /Krieg-in-Nahost/!6032407
DIR [3] /Waffenlieferungen-an-Israel/!6042503
## AUTOREN
DIR Judith Poppe
## TAGS
DIR Israel Defense Forces (IDF)
DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
DIR Benjamin Netanjahu
DIR Israel
DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
DIR USA
DIR Israel Defense Forces (IDF)
DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
DIR Schwerpunkt Iran
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR Krieg in Gaza: „Der Tod ist die Regel, nicht die Ausnahme“
Israels Militär belagert den Nord-Gazastreifen, die humanitäre Situation
ist fatal. Am Telefon berichten Menschen, die dort ausharren, von ihrem
Alltag im Krieg.
DIR Krieg in Nahost: Katar setzt Vermittlerrolle im Gazakrieg aus
Die Golfmonarchie war bislang einer der wichtigsten Vermittler um eine
Einigung. In Nordgaza droht laut Expertengremium unmittelbar eine
Hungersnot.
DIR +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Katar steigt vorerst als Vermittler im Nahost-Konflikt aus
Auf Wunsch der USA wurde die Hamas aufgefordert, Katar zu verlassen. Kurz
darauf legt das Golfemirat seine Rolle als Vermittler im Nahost-Konflikt
nieder.
DIR Netanjahu feuert Verteidigungsminister: Letzte Gegenstimme erstummt
Israels Premier feuert mit Verteidigungsminister Galant seinen letzten
Widersacher in der Regierung. Nachfolger Katz steht Netanjahu deutlich
näher.
DIR +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Netanjahu entlässt Verteidigungsminister Galant
Der israelische Premier Benjamin Netanjahu hat Verteidigungsminister Joav
Galant entlassen. Beide waren zuletzt vermehrt aneinandergeraten.
DIR Konflikt zwischen Iran und Israel: War's das?
Israel bombardiert erstmals offen zahlreiche militärische Einrichtungen im
Iran. Teheran steht nun vor einem bereits bekannten Dilemma.