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       # taz.de -- Pistorius stellt neuen Wehrdienst vor: Der Bellizismus kommt auf leisen Sohlen
       
       > Mit dem neuen Wehrdienst soll die Bundeswehr erheblich anwachsen. Das
       > treibt die Militarisierung der Gesellschaft voran.
       
       Deutschland wird wieder stark, denn: 460.000 Soldat:innen will
       Verteidigungsminister Boris Pistorius unter Waffen haben. Eine
       beängstigende, eine gewaltige Zahl. Seine Pläne dafür legte der
       SPD-Minister am Mittwoch seinen Kolleg:innen im Bundeskabinett vor.
       Erreichen will er die Zahl mit dem sogenannten neuen Wehrdienst, [1][einer
       Reform des freiwilligen Wehrdiensts]. 18-Jährige sollen einen Fragebogen
       erhalten, Frauen dürfen ihn ignorieren, Männer müssen ihn ausfüllen, dürfen
       aber den Dienst an der Waffe ablehnen.
       
       Der neue Wehrdienst sei wichtig, heißt es, vor allem aus der Politik.
       Schließlich leben wir in einer Zeitenwende, was ja auch bereits
       Bundeskanzler Olaf Scholz verkündet hatte. Und es stimmt. Wir leben in
       einer Epoche der neuen Blockbildung alter imperialistischer Zentren: China,
       Russland, [2][die USA], Europa. Und die Lage ist permanent in Bewegung.
       
       Jüngstes Beispiel hierfür ist der [3][Wahlsieg Donald Trumps]. Seine
       Unberechenbarkeit zeigt erneut, wie wichtig es ist, sich unabhängiger von
       den USA zu machen. Das darf aber nicht bedeuten, [4][Deutschland wieder
       durchzumilitarisieren]. Denn so sehr auch gepredigt wird, es ginge ja nur
       um die Verteidigungsfähigkeit für den Fall der Fälle (etwa, dass der Russe
       kommt?) – diese Militarisierung hat weitreichende Folgen.
       
       Sie trägt bei zur Blockbildung, zur Gewaltspirale, zum Abbau der
       Diplomatie. Wozu das führt, lässt sich gut am durch Russland begonnenen
       Krieg gegen die Ukraine beobachten, der für manche sogar Züge eines
       Bilderbuchstellvertreterkrieges angenommen hat.
       
       Mag sein, dass der sogenannte neue Wehrdienst ein freiwilliger Wehrdienst
       ist. Doch wird seine Normalisierung nicht nur den Bellizismus tiefer in der
       Gesellschaft verankern. Den Bellizismus, den Linke und auch Liberale in
       Deutschland nach 1945 mühevoll aus den Köpfen der Gesellschaft verdrängt
       hatten.
       
       Wenn der Dienst an der Waffe erst einmal sein Comeback feiert, kann er auch
       weiteren Schritten Tür und Tor öffnen, ja vielleicht sogar einer
       vollständigen Rückkehr zum verpflichtenden Wehrdienst.
       
       6 Nov 2024
       
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