# taz.de -- 50 Jahre BR-Sendung „Zündfunk“: Fenster in die Welt
> Die Radiosendung „Zündfunk“ im Bayerischen Rundfunk feiert 50-jähriges
> Jubiläum. In den Münchner Kammerspielen steigt zu diesem Anlass eine
> Fete.
IMG Bild: Franz Ferdinand im Zündfunk-Studio – Bild aus der Doku „Zündfunk Radio Show“
Dass das Radio eine der bedeutsamsten Technikinnovationen im 20.
Jahrhundert war, daran muss erinnert werden im Zeitalter von Google und
ChatGPT, besonders, wenn eine täglich um 19.05 Uhr ausgestrahlte Sendung
wie der „Zündfunk“ im Bayerischen Rundfunk Jubiläum feiert. Als er 1974
erstmals auf Sendung ging, war Radio längst als Massenmedium etabliert.
Nur für die Jugend, für Pop abseits von Gedudel, für ketzerische Gedanken
blieb im BR kaum Platz. Das änderte sich durch die Arbeit von
Pionier:Innen wie [1][Ingeborg Schober] und [2][Carl-Ludwig Reichert]
und ihrem auch mal kritisch vorgetragenem Musikjournalismus. Sendungen wie
„Pop-Sunday“, „Nachtmix“, oder „Musikgeschäft“ wurden mit einem Wissen
vermittelt, das nie besserwisserisch rüberkam, sondern entspannt.
Im strukturkonservativen BR ist und bleibt der Zündfunk eine Insel. [3][In
einem Bundesland, das seit fast 70 Jahren von der gleichen Partei regiert
wird,] ist er dringend benötigtes Korrektiv. In einer Region mit wenigen
Großstädten und viel flachem Land wirkt er als Fenster in die große weite
Welt.
Auch im Internetzeitalter hat der Zündfunk einen guten Draht zu den
Hörer:Innen, wie Redakteurin Ann-Kathrin Mittelstraß schreibt: „Was mich
motiviert, sind die vielen positiven Mails, die wir jedes Mal bekommen, auf
die Musik, die wir spielen.“ Zündfunk macht eben kein Formatradio, dessen
Playlist von Algorithmen erstellt ist, sondern sendet redaktionell von
allen Mitarbeiter:Innen gestaltete Charts.
## „Candystorm“ für wichtiges Korrektiv
Daraufhin komme es regelmäßig zum „Candystorm“, erklärt Mittelstraß. So wie
andere vor ihr wurde sie gezielt gefördert: „Dass hier so tolle Frauen vorm
Mikro waren, hat auch mich bestärkt. Hier werde ich gesehen.“
[4][Bisher hat der Zündfunk und sein Autor:Innenradio alle
Reformwellen im BR überstanden], auch als Konzertveranstalter hat er
inzwischen ein Standing, das über den Freistaat Bayern und den analogen
Empfang hinausgeht. Mit Sorge wird jedoch betrachtet, dass Ende 2025 der
Umzug der Redaktion nach München-Freimann bevorsteht.
Dorthin, wo sich bereits die TV-Studios des BR befinden, sollen die
Radioredaktionen folgen, während das alte Funkhaus am Hauptbahnhof
aufgelöst wird. In nächster Nähe siedeln sich dort nun Firmenzentralen von
Microsoft und Apple an. Was weitreichende Folgen für die Gentrifizierung
des Münchner Stadtzentrums haben wird.
Auch im Zeitalter von Google und Chat-GPT sollte man die Bedeutung vom
Zündfunk nie vergessen.
1 Nov 2024
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## AUTOREN
DIR Julian Weber
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