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       # taz.de -- Sponsoring in Fußball-Bundesliga: Es gibt keine Kleinen mehr
       
       > Was der Teilerfolg der Bochumer gegen Leverkusen mit einem unfähigen
       > Berliner Senat und dem Wohnungskonzern Vonovia zu tun hat.
       
   IMG Bild: Böser Sponsor? Bochums Koji Miyoshi im Vonovia-Ruhrstadion mit Vonovia-Trikotwerbung
       
       Wenn man alt genug ist, würde man an einem Spieltag mit St. Pauli gegen
       Bayern gern einen Favoritensturz sehen, der guten alten Zeiten willen, als
       im Fünfmeterraum nach einem Regenspieltag noch der Schlamm bis zum Hals
       reichte und Eleganz bedeutete, sauber abzutauchen, wenn Oliver Kahn
       versuchte, einem den Kopf abzubeißen.
       
       Und obwohl der Fußball derart vorhersehbar geworden ist, wird man zumindest
       an einzelnen Tagen als Nostalgiker nicht primär enttäuscht: Wunderschön war
       das, als Bochum gegen Leverkusen kurz vor Schluss doch noch den Turnaround
       schaffte, wunderschön, als Koji Miyoshi den Ball an Lukas Hradecky
       vorbeischob, wunderschön, dass Bochum gegen ein arrogantes, seiner eigenen
       Überlegenheit gewisses und entsprechend lethargisches Leverkusen einen
       Punkt holte. Da hätte Florian Wirtz noch sieben Mal den Ball mit Hacke
       irgendwohin packen können, am Ende steht es Unentschieden, wat willste
       machen, is dat nich schön.
       
       Ja und dann sieht man die Jubelbilder und die Leute in ihren fetten
       Daunenjacken drehen sich um und überall [1][prangt das Logo von Vonovia].
       Da denkt man dann schon kurz: Kann Leverkusen nicht doch noch eins machen,
       vom Mittelkreis aus, davor drei Leute tunneln. Vonovia hat kürzlich die
       Deutsche Wohnen geschluckt und dabei das Land Berlin um ungefähr eine
       Milliarde Euro betrogen.
       
       ## Großangelegte Kürzungen
       
       Der Berliner Senat hat fast zeitgleich großangelegte Kürzungen in [2][der
       Kinder- und Jugendhilfe] angekündigt, die das Ende der Schulsozialarbeit in
       Berlin bedeuten könnten; wir sprechen hier von einem Finanzierungsloch von
       17 Millionen ungefähr. Das Geld, das Vonovia jetzt in den VfL Bochum pumpt,
       heißt für tausende Kinder in Berlin: Auf euch ist geschissen, passt ins
       System oder geht einfach weg!
       
       Vonovia dieses Schlupfloch geöffnet und damit dem VfL Bochum diesen Erfolg
       möglich gemacht hat ein unfähiger Senat, dem dieses Problem schon länger
       bekannt war, der aber nichts dagegen unternahm; ermöglicht haben das auch
       jene Teile der Presse, die damals um jeden Preis Andrej Holm als
       Staatssekretär verhindern wollten, der solche Schlupflöcher zu schließen
       angetreten war.
       
       Es gibt viele Mitschuldige daran, aber Vonovia hat sich explizit darauf
       vorbereitet, den Berliner Senat um jene Milliarde Euro zu betrügen, und das
       hat jetzt ganz konkret Auswirkungen auf das Leben von tausenden jungen
       Menschen. Da bekommt der Satz „Es gibt keine Kleinen mehr“ plötzlich eine
       völlig neue Bedeutung.
       
       So ist der Fußball geworden. Selbst wenn die Kleinen gewinnen, dann nur, um
       die Großen reinzuwaschen, es ist einfach nur zum Kotzen.
       
       10 Nov 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.rbb24.de/wirtschaft/beitrag/2024/07/vonovia-mieten-mieterhoehung-berlin-senat-metzner.html
   DIR [2] https://kjhv-bb.de/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Frédéric Valin
       
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