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       # taz.de -- Spekulationen einer Boomerin: Leise Hoffnung in der Novemberdepression
       
       > Draußen ist es trüb und Trump ist an der Macht. Warum es dennoch Grund
       > für Zuversicht gibt und das Frühjahr überraschende Wendungen bringen
       > könnte.
       
   IMG Bild: In nur vier Jahren ist es vorbei. Trump kann danach nie mehr Präsident werden
       
       Die Tage sind trüb, es ist November. Und es wird erst einmal so bleiben, so
       grau in grau. Nur ein bisschen kälter, feuchter und dunkler wird es in den
       nächsten Wochen werden. Zeit, Tageslichtlampen und Vitamin D anzuschaffen.
       Was [1][am 5. November] geschah, ist bekannt und gut dokumentiert.
       
       Es führte bei vielen zu Schockstarre und Depression, zu
       Vergeblichkeitsgefühlen, Zukunftsangst, Hoffnungslosigkeit. Man zählte
       einander die zu erwartenden Katastrophen auf. Schlimmer hätte es nicht
       kommen können für das Klima, die Ukraine, den Fortschritt, die Zukunft.
       Schlechte Zeiten brechen an für die Sache der Frauen, für Queere,
       Transmenschen, Geflüchtete, Migranten, Arme. Nur die europäische Rechte
       wird gestärkt.
       
       Aber auch in der schlimmsten Novemberdepression sollten wir uns in der
       Kolumne bemühen, die Dinge [2][auch positiv] zu sehen: Wir leben nicht in
       den USA. Unser Leben wird sich nicht sofort dramatisch zum Schlechteren
       verändern. In nur vier Jahren ist es vorbei. Trump kann danach nie mehr
       Präsident werden, es sei denn, er ändert die Verfassung, per Dekret das
       Wahlrecht oder organisiert einen Staatsstreich.
       
       Vielleicht hält der 78-Jährige gar nicht so lange durch? In vier Jahren
       kann viel passieren, seine Vorliebe für Junkfood macht ihn zum Kandidaten
       für Herz-Kreislauf. Und wirkte er in letzter Zeit nicht zunehmend instabil,
       fahrig und verwirrt? Vielleicht klopft da schon die Demenz an den
       Hirnkasten.
       
       Die Lebenserwartung in den USA sinkt dramatisch und liegt, Stand 2023,
       mittlerweile hinter Kuba und Libanon. Vielleicht überfällt ihn bald eine
       starke Unlust am stressigen Regierungsgeschäft und er gibt sein Amt
       vorzeitig auf?
       
       Unwahrscheinlich, ja, aber wer hätte es vor Ratzes Rücktritt je für möglich
       gehalten, dass ein Papst freiwillig das Feld räumt? Mit diesen
       aufmunternden Gedanken konnten wir uns an dem deprimierenden Tag nach der
       Wahl noch gegenseitig trösten.
       
       ## Viele lustige Memes
       
       Und dann kamen am Abend noch Breaking News aus Berlin. Auf Facebook und
       Insta wurden die Grafiken mit der traurigen Freiheitsstatue, die
       erschüttert ihr Antlitz in den Händen verbirgt und sich enttäuscht von den
       USA abwendet, verdrängt von vielen lustigen Memes:
       
       Der ehemalige Finanzminister als Deutschlands frechster Arbeitsloser, bei
       der Agentur für Arbeit, beim Reality-TV, als Bürgergeldempfänger.
       
       Es tat so gut. War es nicht so wie in dem Sprichwort von der Tür, die sich
       öffnet, wenn sich eine andere schließt? Nun vielleicht nicht ganz, aber die
       Hoffnung „[3][Nie mehr Lindner,] nie mehr FDP“ wirkte an diesem Tag wie
       sämtliche Amphetamine, Glückshormone, Aphrodisiaka zusammen.
       
       Die Aussicht auf einen Kanzler Merz im März allerdings könnte von der
       Novemberdepression direkt in die Frühjahrsverzweiflung führen.
       
       Und wer weiß, was bis dahin noch alles passiert? Aliens landen in der Wüste
       Nevadas! Sahra Wagenknecht nimmt sich ein Sabbatical samt Talkshowfasten!
       Eine neue, coole, linksökologische Partei gründet sich und holt aus dem
       Stand 15 Prozent! Alles ist möglich!
       
       13 Nov 2024
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Christiane Rösinger
       
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