# taz.de -- TikTok-Trend „Gen Z wrote the script“: Was passiert, wenn Boomer Gen-Z-Slang imitieren?
> Ein neuer Trend erobert Tiktok: Boomer imitieren Gen-Z-Slang und
> erreichen damit Millionen – doch nicht jeder Versuch begeistert.
IMG Bild: Slay
Hey Besties, ich zeige euch heute unsere Buchhandlung. Schauen wir mal, was
wird“. So begrüßt Günther, ein weißhaariger Mann, in einem
[1][Tiktok-Video] vor einer Buchfiliale seine Zuschauer.
Das Video trägt den Titel „Wenn [2][der Gen Z] Azubi den Text für die
Filial-Tour schreibt …“ und ist Teil eines viralen Internettrends. „Gen Z
wrote the script“, wird er im Englischen genannt, die Gen Z hat das Skript
geschrieben. Dabei spricht meist eine ältere Person, die nicht zur
Generation Z gehört, und nutzt dabei Jugendsprache – eben so, als hätte ein
junger Mitarbeiter oder eine junge Mitarbeiterin das Drehbuch verfasst.
Und so ist der Fakt, dass die „Dark Romance“-Abteilung immer größer wird,
für ihn „sus“ (suspekt), Taschen mit Buchaufdruck sind „slay“ (toll, schön)
und die Romanabteilung ist „very mindful, very demure“ (sehr achtsam, sehr
gesittet).
Ein Fast-Rentner mit dem Sprachgebrauch einer 20-jährigen mit Handysucht.
Alles etwas übertrieben also. Aber es kommt an: [3][Die Buchhandlungskette]
Hugendubel generierte mit dem Video über 63.000 Likes. Auf den Trend
aufgesprungen sind mittlerweile viele internationale, aber auch deutsche
Unternehmen, wie Dr. Oetker, Duolingo oder McDonald’s.
## Jugendwörter und Internetslang
Ein britisches Bed and Breakfast erreichte mit seiner Version des Trends
über zwei Millionen Likes. Das Prinzip ist dasselbe wie bei Günther: Eine
ältere Frau führt durch die Zimmer des Hotels, reiht Jugendwörter und
Internetslang aneinander.
„The medieval dining room has so much rizz“, kommentiert sie, das
mittelalterliche Esszimmer hat so viel Charme. Die Userinnen und User der
Plattform sind begeistert, „absolut brillant“ schreiben sie, „jetzt möchte
ich dort übernachten.“
Der ursprünglich wahrscheinlich aus England stammende Trend zeigt auf
humorvolle und herzige Art und Weise die Generationenunterschiede zwischen
Boomern und Gen Z, die jetzt in der Arbeitswelt aufeinandertreffen.
Die junge, mit dem Internet aufgewachsene 2000er-Generation kann mit den
langen Werbespots der Boomer nichts anfangen – genauso, wie die Älteren das
Denglisch der Jugend nicht verstehen. Die Clips leben vom Zusammenspiel der
Gegensätze.
Den Beweis dafür, dass ein Trend allerdings nicht immer funktioniert,
lieferte vor wenigen Tagen Christian Dürr von der FDP. „Willkommen im
Bundestag, wo der ‚real tea‘ stattfindet“, begrüßt er die Zuschauer und
Zuschauerinnen auf dem Tiktok-Account der Partei. Über Christian Lindner
sagt er: „Seine Reden, purer Slay!“, und lobt damit den Finanzminister.
Die Reaktion auf den 75-Sekunden Clip fiel allerdings anders aus als
wahrscheinlich erwartet: „Weiß nicht, muss das?“, kommentiert ein User. Ein
anderer fragt: „Kommen Sie sich nicht blöd vor?“ Auch aus den eigenen
Reihen hagelt es Kritik: „Ich finde das Video peinlich. Ich finde es
megapeinlich“, gibt Franziska Brandmann, die Vorsitzende der Jungen
Liberalen, am Donnerstagabend in der Talkshow „Markus Lanz“ zu. „He did not
eat“, wie Tiktok urteilen würde.
12 Nov 2024
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## AUTOREN
DIR Christina Koppenhöfer
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