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       # taz.de -- Öl-Konzern muss CO₂-Ausstoß nicht senken: Shell hat recht
       
       > Shell ist nicht an das Pariser Klimaabkommen gebunden, urteilte ein
       > Gericht – zu Recht. Denn für die Einhaltung müssen die Regierungen
       > sorgen.
       
   IMG Bild: Der Direktor von Milieudefensie, Donald Pols, nach dem Urteil im Klimaprozess wischen mehreren Umweltorganisationen und Shell
       
       Keine Frage, dieses Urteil ist bitter für die Klimabewegung: Der
       Energiekonzern Shell ist rechtlich nicht dazu verpflichtet, seinen
       CO₂-Ausstoß drastisch zu senken. Jedenfalls nicht in dem Maße, in dem es
       die niederländische Umweltorganisation Milieudefensie als Klägerin
       gefordert hatte. So entschied am Dienstag ein Gericht in Den Haag. Und
       obwohl es Klimaaktivist*innen schmerzen wird – mehr als eine
       symbolische Wirkung hätte ein anderes Urteil wohl sowieso nicht gehabt.
       
       [1][Shell] hat recht: Würde Shell weniger Öl liefern, würden Wohnungen eben
       mit dem Öl von einem anderen Konzern geheizt. Würde Shell Tankstellen
       dichtmachen, führen die Leute halt zu Aral. So argumentierte der Konzern
       schon vor dem Prozess.
       
       Milieudefensie hatte Shell auf die Einsparung von 45 Prozent der im Jahr
       2019 verursachten CO₂-Emissionen bis 2030 verklagt. Die NGO hatte 2021 in
       erster Instanz recht bekommen, doch das Berufungsverfahren hat Shell nun
       gewonnen. Die Begründung: Für eine konkrete Einsparungsforderung gebe es
       keine Grundlage.
       
       Ursprünglich hatte die NGO die Klage damit untermauert, dass der Konzern
       sich an die Verpflichtungen des Pariser Klimaschutzabkommens halten müsse.
       Aber dieses Abkommen haben nun mal Regierungschef*innen
       unterschrieben, keine CEOs. Und das ist der entscheidende Punkt.
       
       ## Eigentlich nicht ihr Job
       
       Mit der Bemühung, Unternehmen zu verklagen, versuchen NGOs wie
       Milieudefensie, eine Lücke zu füllen, [2][die die politischen
       Entscheidungsträger*innen offen lassen]. Nämlich die,
       Klimaschutzverpflichtungen direkt für Konzerne festzulegen und
       durchzusetzen. Und zwar nicht nur für einen, sondern für alle.
       
       Zum Beispiel mithilfe einer Steuer auf die Förderung fossiler Brennstoffe.
       Regierungen müssten dafür sorgen, dass die nicht an Verbraucher*innen
       weitergegeben wird. Dann könnte eine solche Steuer den sozial gerechten
       Ausstieg aus fossiler Energie und den Umstieg auf erneuerbare
       beschleunigen. Und die Unternehmen ließen sich dann auch auf juristischem
       Wege dazu verpflichten.
       
       12 Nov 2024
       
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