URI: 
       # taz.de -- Einigung in Metall-Tarifstreit: Zeichen für Entspanntheit
       
       > 5,5 Prozent Lohnerhöhung für Millionen Beschäftigte – die
       > Metall-Industrie scheint trotz Konkurrenz und hoher Stromkosten gut damit
       > zurechtzukommen.
       
   IMG Bild: Der Protest hat sich gelohnt: Beschäftigte sollen im Durchschnitt 5,5 Prozent mehr Lohn im Laufe der kommenden zwei Jahre erhalten
       
       So schlimm kann die Lage nicht sein. Sonst hätten die Verbände der
       Metallindustrie nicht in den neuen Tarifabschluss mit der IG Metall
       eingewilligt. Millionen Beschäftigte sollen [1][im Durchschnitt 5,5 Prozent
       mehr Lohn] im Laufe der kommenden zwei Jahre erhalten. Das ist
       wahrscheinlich mehr als die Inflationsrate.
       
       Dass die Arbeitnehmer:innen auf diese Art kaum einen Kaufkraftverlust
       erleiden, ist auch makroökonomisch sinnvoll, um die Nachfrage
       aufrechtzuhalten. Gleichzeitig geben die Unternehmen mit dem Tarifabschluss
       oberhalb der Inflation einen Teil ihres Produktivitätsgewinns weiter. Nur
       eine Umverteilungskomponente, eine höhere Beteiligung an der
       Kapitalrendite, konnte die Gewerkschaft nicht durchsetzen.
       
       Traditionell steht diese als dritter Faktor neben Inflationsausgleich und
       Produktivitätszuschlag auf der Forderungsliste. Angesichts der Stagnation
       hat es damit jetzt nicht geklappt. Trotzdem ist ein solcher Abschluss kein
       Indiz für eine wirtschaftliche Katastrophe, wie sie gegenwärtig häufig
       beschworen wird. Man könnte die Einigung sogar als Zeichen einer gewissen
       Entspanntheit verstehen.
       
       Denn die meisten Metallunternehmen scheinen mit um 5,5 Prozent höheren
       Löhnen in den nächsten zwei Jahren gut zurechtzukommen – trotz zunehmender
       [2][Konkurrenz aus China], angekündigten US-Zöllen, hohen Stromkosten und
       schrecklicher [3][Bürokratie]. Wobei der Abschluss auch schlau ist: Firmen,
       die wirklich in Schwierigkeiten stecken, brauchen die vereinbarten
       Lohnerhöhungen nicht voll auszuzahlen. Auch in einem weiteren Punkt
       beinhaltet die Vereinbarung eine politische Botschaft.
       
       In ihrer gemeinsamen Erklärung haben die IG Metall und der Verband
       Gesamtmetall Teile eines Programms formuliert, das sie sich für die
       kommende Bundesregierung wünschen. Es beinhaltet unter anderem zusätzliche
       staatliche Investitionen etwa in die Verkehrsinfrastruktur, die nur mit
       einer Lockerung der Schuldenbremse zu stemmen sein dürften. Hier erhebt ein
       Wirtschaftsverband Forderungen an die Wirtschaftspartei [4][Union, die bald
       den Kanzler stellen könnte].
       
       12 Nov 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.tagesschau.de/wirtschaft/arbeitsmarkt/faq-einigung-tarifstreit-ig-metall-100.html
   DIR [2] /Konkurrenz-auf-EU-Automarkt/!6001513
   DIR [3] /Schlankere-Verwaltung/!6004779
   DIR [4] /Kanzler-Kandidat-der-Union/!6034269
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Hannes Koch
       
       ## TAGS
       
   DIR IG Metall
   DIR Tarifstreit
   DIR Konjunktur
   DIR Stahlindustrie
   DIR IG Metall
   DIR Tarifstreit
   DIR Ampel-Koalition
   DIR Lieferketten
   DIR IG Metall
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Tarifabschluss in der Metallindustrie: Für den Frieden zahlen die Beschäftigten
       
       Vom Tarifabschluss haben die Beschäftigten weniger. Das ist ungerecht – in
       der Rüstungsindustrie etwa werden weiter weiterhin hohe Gewinne erzielt.
       
   DIR Tarifeinigung: Höhere Löhne in schwierigen Zeiten
       
       Trotz schlechter Konjunktur und politischer Unsicherheit: Gewerkschaft und
       Verbände der Metall- und Elektroindustrie einigen sich im Tarifstreit.
       
   DIR IG-Metall-Chefin über Lohnerhöhungen: „Die Menschen brauchen mehr Geld“
       
       In der Konjunkturflaute sei Lohnzurückhaltung keine Option, sagt
       IG-Metall-Chefin Christiane Benner. Auch die Bundesregierung müsse mehr
       investieren.
       
   DIR EU-Lieferkettengesetz wohl geplatzt: Standortnachteil für Deutschland
       
       Wegen der Uneinigkeit der Ampel steht das EU-Lieferkettengesetz auf dem
       Spiel. Für die deutsche Wirtschaft ist das eine schlechte Nachricht.
       
   DIR Erste IG Metall-Chefin: Wider die Testosteronlastigkeit
       
       Christiane Benner ist die erste Frau an der Spitze der IG Metall. Ihre Wahl
       zeigt: Um die Organisation zu leiten, braucht es keinen Schwermetallberuf.