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       # taz.de -- Böllerverbotszonen an Silvester: Vorbild München
       
       > Grüne fordern Böllerverbot im ganzen S-Bahn-Ring und verweisen auf andere
       > Städte mit großräumigen Verbotszonen. Die Innenverwaltung wiegelt ab.
       
   IMG Bild: Knallerstimmung: Böller in Schöneberg am Vorabend zu Silvester vergangenen Jahres
       
       Berlin taz | Die Böllerverbotsdebatte 2024 ist eröffnet: Der
       innenpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Vasili
       Franco, fordert erneut [1][eine böllerfreie Innenstadt sowie ein
       ganzjähriges Verkaufsverbot]. Es könne doch nicht sein, findet er, dass man
       „eine Silvesternacht mit Hunderten von Bränden, zig Verletzungen und Gewalt
       gegen Einsatzkräfte durch Pyrotechnik“ inzwischen als Normalität begreife.
       
       „Als erster Schritt wäre eine großflächige und klar definierte
       Böllerverbotszone, etwa innerhalb des S-Bahn-Rings, wichtig“, sagt Franco
       der taz. Ein solches Verbot sei der Bevölkerung viel besser vermittelbar
       als einzelne Verbotszonen – und rechtlich auch sofort vom Land umsetzbar.
       
       Der Grünen-Politiker verweist unter anderem auf München. Dort besteht seit
       2019 ein Böllerverbot innerhalb des „Mittleren Rings“, einer ringförmigen
       Bundesstraße, bestätigt eine Sprecherin der Kreisverwaltung auf
       taz-Anfrage. Gesetzliche Grundlage sei das Sprengstoffgesetz. Ein
       komplettes Feuerwerksverbot gebe es aber nur am Marienplatz, wo nach
       Erfahrungen der Polizei eine „prognostizierbare Gefahr“ von Straftaten
       bestehe.
       
       Auch die Berliner Innenverwaltung ist der Auffassung, für ein komplettes
       Feuerwerksverbot in einem größeren Gebiet fehle die gesetzliche Grundlage:
       „Für die Einrichtung von Pyrotechnikverbotszonen sind jeweils
       einzelfallbezogene Gefahrenprognosen unerlässlich. Derartige Verbote
       konzentrieren sich auf prognostizierbare Brennpunkte“, heißt es in einer
       Antwort auf eine parlamentarische Anfrage Francos.
       
       ## Eindeutiges Sprengstoffgesetz
       
       Damit begründet man im Haus von Innensenatorin Iris Spranger (SPD) erneut,
       warum es auch dieses Jahr wieder nur kleinräumige Verbotszonen geben wird –
       welche, werde aktuell geprüft. [2][Im vergangenen Jahr gab es drei]: am
       Alexanderplatz, im Schöneberger Steinmetzkiez und – erstmals – um den
       Hermannplatz.
       
       Franco dagegen meint, Berlin könne wie München ein Böllerverbot innerhalb
       des S-Bahn-Rings erlassen – das wäre schon mal ein Fortschritt. Darüber
       hinaus könne man versuchen, auch Feuerwerk insgesamt im Innenstadtbereich
       zu verbieten, das Sprengstoffgesetz sei diesbezüglich nicht eindeutig.
       Zudem stellt er fest, dass „der Senat unter Schwarz-Rot nichts getan hat,
       um die rechtlichen Rahmenbedingungen zu ändern“, damit Kommunen flexibler
       sind bei Feuerwerkseinschränkungen.
       
       Noch besser, sagt Franco, sei [3][ein ganzjähriges Verkaufsverbot von
       Böllern]. Warum eigentlich, fragt er, verkaufe man Dinge, die so gefährlich
       sind, dass sie laut Sprengstoffgesetz nur an Pyrotechniker verkauft werden
       dürfen, an drei Tagen im Jahr doch an jedermann? „Das ist Wahnsinn“, findet
       er. Besser für alle sei, wenn Berlin – wie Paris oder Sydney – ein
       zentrales Feuerwerk inszeniere, „wenn man schon unbedingt böllern muss“.
       
       Weitergehend fordert Franco eine Verschärfung des Waffengesetzes, damit
       sogenannte SRS-Waffen (Schreckschuss-, Reizstoff- und Signalwaffen) nicht
       mehr ohne Waffenschein gekauft werden können. Dass sich beim letzten
       Silvester die Verstöße gegen das Waffengesetz gegenüber dem Vorjahr fast
       verdreifacht haben, sei vor allem auf den steigenden Gebrauch von
       SRS-Waffen zurückzuführen, glaubt er.
       
       14 Nov 2024
       
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       ## AUTOREN
       
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