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       # taz.de -- Abschiebung von Pflegekräften: Grenzenlose Dummheit
       
       > Im kleinen niedersächsischen Wilstedt zeigt sich, was es wirklich heißt,
       > im großen Stil abzuschieben: Es beschädigt die soziale Infrastruktur.
       
   IMG Bild: Deutschland kann auf Menschen, die etwas können, nicht verzichten: Abschiebungen schaden dem Land ebenso, wie den Abgeschobenen
       
       Dieser Kommentar müsste überflüssig sein. Denn die Meldung, dass die
       geplante Abschiebung von zehn kolumbianischen Pflegekräften in Wilstedt ein
       Heim für Demenzkranke lahmlegt, sagt ja alles: Abschiebungen schaden der
       Daseinsvorsorge. In diesem Fall fügen sie 48 in dem Heim untergebrachten
       Menschen unmittelbaren Schaden zu: Demenzkranke aus ihrem Alltag zu reißen,
       bedeutet einen direkten Angriff auf ihre Gesundheit. Gut möglich, dass sie
       danach nur noch in einer geschlossenen Psychiatrie versorgt werden können.
       
       Wilstedt ist eine stinknormale Gemeinde, gewissermaßen Deutschland, wie
       überall, nur in klein. Deshalb zeigen sich hier die Folgen pompöser
       Ankündigungen ganz direkt: So sieht es also aus, wenn wir in großem Stil –
       und gemessen an 1.781 Einwohnern sind 10 echt großer Stil – abschieben.
       
       Ist es angesichts des verbreiteten [1][Mangels an Fachkräften] und
       ausbildungsfähigem Personal nicht irrational, nein, sogar schreiend dumm,
       Zuwanderungsbegrenzung und Abschiebung für ein wirksames Mittel zur Lösung
       überhaupt irgendeines Problems zu halten?
       
       ## Kein humanitärer Impuls, sondern Eigennutz
       
       Es geht hier nicht um einen humanitären Impuls. Es geht hier um Eigennutz.
       [2][Deutschland kann es sich nicht leisten, auf Menschen zu verzichten, die
       etwas können] und in diesem seltsam unfreundlichen Land leben wollen,
       beispielsweise weil Gewalt und organisierte Kriminalität sie aus ihrer
       Heimat vertrieben haben.
       
       Vorausschauende, verantwortungsvolle Politik wäre, dem Ressentiment etwas
       entgegenzusetzen, statt sich von ihm zu schädlichem Handeln verleiten zu
       lassen. Und die Rechtslage so anzupassen, dass die notwendige Immigration
       nicht illegalisiert wird. Wenn Einwanderung, die zum Wohle des Landes
       beiträgt, gegen Gesetze verstößt, sind nämlich nicht die Einwanderer
       schlecht, sondern die Gesetze.
       
       13 Nov 2024
       
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   DIR Benno Schirrmeister
       
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