URI: 
       # taz.de -- AfD-Verbotsantrag im Bundestag: Wahlkampfgeschenk für die AfD
       
       > Mit dem Verbotsantrag voreilig vor den Bundestag zu ziehen, ist
       > kontraproduktiv. Um die Erfolgsaussichten zu steigern, ist jetzt Geduld
       > gefragt.
       
   IMG Bild: Ein AfD-Verbotsantrag birgt auch Risiken
       
       Die „Sächsischen Separatisten“, eine rechtsextreme Gruppe unter
       Terrorverdacht, der drei AfD-Funktionäre angehören, plant laut Ermittlern,
       Sachsen mit Waffengewalt zu erobern und „ethnisch zu säubern“. Bei der
       [1][konstituierenden Sitzung des Thüringer Landtags] missachtet die AfD
       parlamentarische Regeln und stiftet zielgerichtet Chaos. Dies sind nur zwei
       Beispiele aus den vergangenen Wochen, die zeigen: Die AfD ist eine Gefahr
       für Rechtsstaat und Demokratie.
       
       Seit ihrer Gründung hat sich die Partei beständig radikalisiert. Heute
       dominieren der Rechtsextremist Björn Höcke und seine Verbündeten die
       Partei ideologisch und machtpolitisch. Das gilt nicht nur für die
       Landesverbände in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt, die der
       Verfassungsschutz bereits als gesichert rechtsextrem eingestuft hat. Es
       gilt für die gesamte Partei.
       
       Deshalb ist es grundsätzlich richtig, ein Verbot der AfD vom
       Bundesverfassungsgericht prüfen zu lassen. So wie es die Gruppe um den
       CDU-Abgeordneten [2][Marco Wanderwitz] anstrebt. Auch ihr Wunsch, diese
       Prüfung endlich auf den Weg zu bringen, ist mehr als nachvollziehbar. Nur:
       Jetzt ist der falsche Zeitpunkt dafür. Die Gefahr des Scheiterns ist
       einfach zu groß.
       
       Ohnehin war es fraglich, ob der Antrag Aussicht auf eine Mehrheit im
       Bundestag hat. Die Fraktionsspitzen von Union und SPD sehen das Vorhaben
       kritisch, die FDP lehnt es weitgehend ab, das BSW gänzlich. Einigen
       Grünen-Abgeordneten geht es zu schnell. 113 Abgeordnete stehen bislang
       hinter dem Wanderwitz-Vorstoß, das Parlament hat insgesamt 734 Abgeordnete.
       Einen Push, so sah es bislang aus, könnte das Unterfangen bekommen, wenn
       die Gesamtpartei als „erwiesen rechtsextrem“ eingestuft würde.
       
       ## Gefahr eines Scheiterns
       
       Das Bundesamt für Verfassungsschutz hatte eine Entscheidung dazu bis
       Jahresende angekündigt. Wegen der vorgezogenen Bundestagswahl verzögert
       sich das. Die Gefahr, dies könne so kurz vor dem Wahltermin als
       Beeinflussung der Wähler*innen wahrgenommen werden, wird als zu groß
       angesehen. Ohne diese Hochstufung aber sieht es für den Antrag schlecht
       aus. Schlimmer noch: Er könnte nach hinten losgehen. Scheitert der Antrag,
       ist das Unterfangen auf absehbare Zeit verbrannt.
       
       Und die AfD könnte behaupten, dass sogar die Mehrheit des Bundestags sie
       nicht für wirklich gefährlich hält. Es wäre ein weiteres Wahlkampfgeschenk
       für die extrem rechte Partei. Das erste hat [3][Ex-Verfassungsschutzchef
       Thomas Haldenwang] der AfD gerade präsentiert: mit seiner instinktlosen
       Ankündigung, für die CDU für den Bundestag zu kandidieren.
       
       13 Nov 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Eklat-im-Thueringer-Landtag/!6039283
   DIR [2] /Antrag-auf-AfD-Verbot/!6040242
   DIR [3] /Antritt-bei-der-Bundestagswahl/!6045681
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sabine am Orde
       
       ## TAGS
       
   DIR AfD-Verbot
   DIR Bundesamt für Verfassungsschutz
   DIR Björn Höcke
   DIR Marco Wanderwitz
   DIR Social-Auswahl
   DIR Schwerpunkt AfD
   DIR CDU
   DIR Schwerpunkt Ostdeutschland
   DIR Bundesamt für Verfassungsschutz
   DIR Schwerpunkt AfD
   DIR Schwerpunkt AfD
   DIR Schwerpunkt Rechter Terror
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Umgang mit der AfD: Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
       
       Über die Frage, ob wir AfD-Wähler:innen in der taz mehr zitieren sollten,
       diskutiert die Redaktion seit Wochen heftig. Ein Pro & Contra.
       
   DIR CDU-Politiker Marco Wanderwitz: Schmerzhafter Abgang eines Standhaften
       
       Wanderwitz ist einer von vielen Politikern, die sich wegen Hass von rechts
       zurückziehen. Dabei braucht die Demokratie jetzt liberale
       CDU-Politiker:innen wie ihn.
       
   DIR Bisheriger Ost-Beauftragter: Marco Wanderwitz zieht sich aus Politik zurück
       
       Der CDU-Abgeordnete will bei der kommenden Bundestagswahl nicht mehr
       kandidieren. Er müsse sich und seine Familie „körperlich und seelisch“
       schützen.
       
   DIR Haldenwang über Wechsel in die Politik: „Ich habe mir nichts vorzuwerfen“
       
       Thomas Haldenwang leitete das Bundesamt für Verfassungsschutz, nun
       kandidiert er für die CDU für den Bundestag. Darin sieht er kein Problem.
       
   DIR 113 Erstunterzeichnende: Abgeordnete reichen AfD-Verbotsantrag im Bundestag ein
       
       Bis zur Neuwahl bleibt nicht viel Zeit, am Mittwoch aber hat eine Gruppe
       Abgeordneter im Bundestag Ernst gemacht: Sie haben ihren AfD-Verbotsantrag
       eingereicht.
       
   DIR Antrag soll noch diese Legislatur kommen: Grüne drücken bei AfD-Verbot auf die Bremse
       
       Trotz Neuwahl: Eine Gruppe Bundestagsabgeordneter will noch diese
       Legislatur einen AfD-Verbotsantrag einbringen. Anderen Grünen geht das zu
       schnell.
       
   DIR Festnahmen von Neonazis in Sachsen: „Sächsische Separatisten“ mit Verbindungen zur AfD
       
       Seit 2020 sollen sich Rechtsextreme in Sachsen auf einen Umsturz
       vorbereitet haben, darunter auch AfD-Leute. Nun wurden sie festgenommen. Es
       fielen Schüsse.