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       # taz.de -- Neue Staffel der TV-Serie „Silo“: Was ist hier wahr?
       
       > Die zweite Staffel der dystopischen Serie „Silo“ überzeugt mit stylischen
       > Bildern und Themen. Sie erinnern an aktuelle politische Konflikte.
       
   IMG Bild: Rebecca Ferguson als die Mechanikerin Juliette Nichols in „Silo“
       
       Als die Mechanikerin Juliette Nichols (Rebecca Ferguson) den riesigen
       Atombunker verlässt, in dem sie ihr ganzes bisheriges Leben zugebracht hat,
       hofft sie, in der Welt draußen nicht nur Tod und Zerstörung zu finden. Aber
       sie wird bitter enttäuscht.
       
       Die Fortsetzung der von den Feuilletons hierzulande bisher nur wenig
       wahrgenommenen [1][Science-Fiction-Serie „Silo“] auf Apple TV+, der
       Adaption von Hugh Howeys weltweit erfolgreicher Romantrilogie, geht so
       spannend weiter wie Staffel 1.
       
       Es geht um die Geschichte einer riesigen Bunkeranlage, des titelgebenden
       „Silo“, in dem 10.000 Menschen wie in einer kleinen Stadt aus Beton unter
       der Erde leben. Die Außenwelt ist toxisch und tödlich.
       
       Die schlimmste Strafe in dieser unterirdischen Gesellschaft, in der Tim
       Robbins den mitunter richtig fies-autoritären Bürgermeister Bernard Holland
       spielt, ist, das Silo zu verlassen und an die Oberfläche gehen zu müssen.
       Das kommt einem Todesurteil gleich.
       
       Oder stimmt das gar nicht? Ist die Welt draußen gar nicht mehr toxisch? Die
       Bewohner dieser Bunkeranlage wissen kaum etwas über das frühere Leben auf
       der Erde, Bücher sind Mangelware, technologisch ist das Silo auch nicht
       gerade weit entwickelt, was der ganzen Serie ihren ästhetisch grandios
       ausgearbeiteten Vintage-Chic verleiht.
       
       Das Subgenre der [2][postapokalyptischen Science-Fiction] boomt derzeit, in
       der Literatur ebenso wie im Film- und Serienbereich. Mit „Fallout“ hat der
       Streaminganbieter Amazon Prime vor Kurzem ebenfalls eine ganz ähnliche,
       auf einem Computerspielklassiker basierende Geschichte als Serie
       herausgebracht, die in einer unterirdischen Bunkerwelt spielt.
       
       Wobei „Silo“ mit seinen stylisch tätowierten proletarischen Hipstern, die
       gegen eine autoritäre Ordnung ankämpfen, gerade auch bildästhetisch an
       ähnliche Sci-Fi-Serien wie „Expanse“ (Amazon Prime) und „Andor“ (Disney+)
       erinnert.
       
       ## Suchtfaktor wie der Serienklassiker „Lost“
       
       Dabei ist „Silo“ ebenso Krimi [3][wie Science-Fiction] und fährt gekonnt
       ein ganzes Geflecht an Spannungsbögen auf, die immer weiter ausgebaut
       werden, sodass jede vermeintliche Lösung neue Rätsel aufgibt. Das alles
       erzeugt einen ähnlich spannungsgeladenen Suchtfaktor wie der
       Serienklassiker „Lost“ (2004–2010).
       
       Mit Staffel 2 ist gerade mal der erste von drei „Silo“-Romanen auserzählt,
       wobei Serienmacher Graham Yost durchaus eigene Akzente setzt. Hugh Howeys
       Trilogie (2011–2013) erschien in den USA im Selbstverlag bei Kindle und
       blieb auch dort, sogar als dem erfolgreichen Autor Buchverträge winkten.
       
       In Staffel 2 findet Juliette ganz in der Nähe ein weiteres Silo, in dem
       aber irgendwann eine Rebellion stattgefunden hat, weshalb dort alles
       zerstört ist und sie nur auf einen einzigen Bewohner namens Solo (Steve
       Zahn) trifft. In dem Silo, das Juliette zuvor verlassen musste, entbrennt
       in der Zwischenzeit ein Machtkampf, in dem die Mechaniker aus den unteren
       Etagen gegen die Eliten in den oberen Stockwerken rebellieren.
       
       In dieser etwas platt wirkenden Allegorie auf gesellschaftliche Hierarchien
       wird aber bald auch darum gestritten, inwieweit die Regierung nur Lügen
       verbreitet.
       
       Das hört sich stellenweise an, als würden Trump-Anhänger vor sich hin
       schimpfen. Dabei liegt „Silo“ ein komplexes und in der Serienadaption toll
       umgesetztes World-Building zugrunde, das alles andere als eindimensional
       ist.
       
       In der zweiten Staffel stellt sich heraus, dass die vermeintlichen
       Bösewichte eventuell doch gar keine sind. Unter anderem geht es dabei um
       den erbittert geführten Kampf um die eigene Geschichte und archiviertes
       Wissen in einer versteckten Bibliothek. Das ist bis zuletzt sehr spannend
       und endet zwangsläufig wieder mit einem Cliffhanger.
       
       15 Nov 2024
       
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