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       # taz.de -- Bundestagswahlkampf im Lokalen: Wahlkampf im Winter
       
       > Die Landtagswahlen im Osten haben von den grünen Wahlkämpfer*innen
       > vor Ort viel gefordert. Nun geht es weiter mit der Bundestagswahl.
       > Einfach wird das nicht.
       
   IMG Bild: Gerade erst vorbei: Wahlkampfhilfe für die Grünen in Brandenburg
       
       Schon wieder Wahlkampf: Für die Grünen in der Lausitz ist diese Aussicht
       bedrückend. „Die vorgezogenen Bundestagswahlen sind für uns ein enormer
       Kraftakt, den wir kaum allein bewältigen können“, sagt [1][Carolin
       Poensgen], Geschäftsführerin der Partei im Landkreis Oberspreewald-Lausitz
       in Süd-Brandenburg, der taz. Die Bundesebene unterstütze den Kreisverband
       mit Geld und Plakaten, aber personell sei man am Limit. „Wir sind nur
       wenige Grüne und müssen unsere Kräfte bündeln und uns gegenseitig
       motivieren“, sagt Poensgen. Plakate werde man nicht in allen Orten im Kreis
       aufhängen können, auch wenn die Grünen-Basis vor Ort alles daran setze,
       zumindest an belebten Ecken „unsere Botschaft deutlich zu machen“.
       
       Vor allem in [2][Brandenburg, Sachsen und Thüringen] werden die Neuwahlen
       für die Ehrenamtlichen auch in anderen Parteien eine Herausforderung. Drei
       Wahlen gab es dort schon in diesem Jahr – Europawahl, Kommunalwahlen und
       Landtagswahlen. Jetzt steht der vierte Wahlkampf in nicht mal zwölf Monaten
       an. Kurzfristig müssen Kreisverbände wieder Direktkandidaten finden,
       Plakate aufhängen und Wahlkampfstände betreiben. Bei den Grünen kommt
       hinzu, dass sie bei den Wahlen in diesem Jahr eine Niederlage nach der
       anderen eingefahren haben. Das erschwert jetzt die Motivation der
       Mitglieder.
       
       Auch wenn das nicht für alle Regionen gilt. In Märkisch-Oderland im
       östlichen Brandenburg wird gelassener auf die Neuwahlen geblickt. „Die
       Strukturen in den Kreis- und Landesverbänden stehen, wir haben in den
       letzten Wahlkämpfen viel Routine gesammelt“, meint Christian Göritz-Vorhof,
       Sprecher des dortigen Kreisverbands mit seinen 180 Mitgliedern. Auch Thomas
       von Gizycki vom Kreisvorstand Oberhavel glaubt, dass der Frust über die
       Ampel jetzt im Straßenwahlkampf nachlässt. Er hofft sogar, dass sich ein
       Fortschrittsgefühl einstellt: „Es dominieren die Bundesthemen, also ist es
       gut, dass wir jetzt auch einen Bundestagswahlkampf führen.“
       
       Beide Kreisverbände befinden sich allerdings im Berliner Speckgürtel,
       grenzen direkt an die Hauptstadt. Für Ost-Verhältnisse haben die Grünen
       dort viele Mitglieder und hohe Stimmenanteile.
       
       ## Im Winter fehlt vielen die Motivation
       
       Die Verhältnisse sind anders als im Kreisverband Oberspreewald-Lausitz, wo
       die Grünen nur rund 40 Mitglieder haben und bei keiner der Wahlen dieses
       Jahres über 3 Prozent kamen – oder auch im Wartburgkreis-Eisenach in
       Thüringen, wo die Partei 74 Mitglieder hat. Ihr bestes Ergebnis in diesem
       Jahr erreichte sie bei der Kreistagswahl mit 3,1 Prozent. Entsprechend
       besorgt blickt Kreissprecherin Nele Bär auf den nun erneut anstehenden
       Wahlkampf im Winter. Hinter dem Verband lägen bereits „extrem fordernde
       Wahlkämpfe“.
       
       Und offen gezeigter Rechtsextremismus und Anfeindungen bis hin zu
       Morddrohungen hätten es bereits im Sommer schwer gemacht, die Mitglieder
       für den Wahlkampf zu gewinnen. „Jetzt wird es nochmal schwieriger, Leute zu
       motivieren, sich bei Eiseskälte und Schneeregen an einem Samstag in die
       Fußgängerzone zu stellen und sich von schlecht gelaunten Passant:innen
       anreden zu lassen“, meint Bär. Viele Flyeraktionen und Wahlkampfstände
       seien in Dunkelheit und Kälte nicht möglich.
       
       Die [3][scheidende Bundesgeschäftsführerin Emily Büning] erkennt an, dass
       der erneute Wahlkampf für die betroffenen Mitglieder „wirklich hart wird“.
       Gleichzeitig habe es auch Vorteile, dass es dieses Mal keinen langen
       Vorlauf gibt: Der Wahlkampf werde „knackig“,Ressourcen könne man in der
       kürzeren Zeit „sehr effizient einsetzen“.
       
       ## Kampagnen auf ländliche Regionen anpassen
       
       Außerdem verweist sie auf die Unterstützung, die die Bundespartei bereits
       leistet: Schon nach der Niederlage bei der Europawahl habe der Vorstand
       zusätzliche Mittel für strukturschwache Kreis- und Landesverbände
       freigegeben. Nach den Landtagswahlen habe es weitere Gespräche vor allem
       mit den Grünen in Thüringen und Brandenburg gegeben. In den beiden Ländern
       war die Partei an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert, muss künftig also auf
       die Ressourcen der Landtagsfraktionen verzichten.
       
       An der Parteibasis gibt es allerdings den Wunsch nach noch mehr
       Unterstützung. Für den Parteitag am Wochenende hat der Kreisverband
       Sächsische Schweiz-Osterzgebirge einen Antrag unter dem Titel „Grüne
       Strukturen auf dem Land stärken“ eingereicht. Darin wird zum einen
       gefordert, politische Inhalte und Kampagnen stärker an die
       „Lebenswirklichkeit ländlicher Regionen“ anzupassen. Zum anderen soll die
       Finanzierung der Basisarbeit umgestellt werden, sodass kleinere
       Kreisverbände nicht „für immer auf Sondertöpfe und Solifonds angewiesen“
       sind, sondern aus regulären Mitteln Personal einstellen können.
       
       Unter den Mitgliedern ist die Unterstützung für den Vorschlag groß: Unter
       mehr als hundert Anträgen wurde dieser in die Top 10 gewählt, über die am
       Samstagabend tatsächlich debattiert und abgestimmt wird.
       
       15 Nov 2024
       
       ## LINKS
       
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   DIR Tobias Schulze
   DIR Amelie Sittenauer
       
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