URI: 
       # taz.de -- Klimaschädlicher Brennstoff: Kohlebranche wächst weiter
       
       > Trotz Klimakrise: Die weltweite Produktion von Kohle ist auf einem
       > Allzeithoch. Zu wenige Anlagen werden stillgelegt, zeigen Daten der NGO
       > Urgewald.
       
   IMG Bild: Kraftwerk in Xining in der chinesischen Provinz Qinghai: China setzt noch immer stark auf die extrem klimaschädliche Kohle
       
       Berlin taz | Als gäbe es keine [1][zunehmende Erderhitzung] und kein
       Pariser Klimaabkommen: Die Produktion von Kraftwerkskohle hat einen neuen
       historischen Höchststand erreicht und der globale Kraftwerkspark wächst
       ungebrochen. Das geht aus der [2][Global Coal Exit List (GCEL)] für 2024
       hervor. Die umfangreichste Datenbank zur Kohleindustrie wird von der NGO
       Urgewald und 51 Partnerorganisationen aus der ganzen Welt betrieben. Sie
       erfasst Daten von 1.560 Unternehmen entlang der gesamten
       Wertschöpfungskette.
       
       Kohle ist der klimaschädlichste fossile Brennstoff. Das Pariser
       Klimaabkommen von 2015 sieht vor, dass die Erderhitzung nicht über 1,5 Grad
       steigen soll. Ohne den Verzicht auf Kohle ist das nicht zu erreichen.
       „Während Erneuerbare boomen, hält die Kohleindustrie an ihren
       zerstörerischen Geschäften fest“, sagte Heffa Schücking, Geschäftsführerin
       von Urgewald. 2015 hatten alle Kohlekraftwerke auf der Welt zusammen ein
       Leistungsvermögen von 1.910 Gigawatt. Heute sind es 2.126 Gigawatt. Den
       Angaben in der Datenbank zufolge wuchs die Kapazität von Kohlekraftwerken
       allein im vergangenen Jahr um 30 Gigawatt – mehr als Polen an Kapazitäten
       hat. [3][Und das Geschäft geht weiter:] Weltweit ist der Ausbau von
       Kohleminen mit einer Gesamtkapazität von mehr als 2.636 Millionen Tonnen
       pro Jahr geplant – das entspricht etwas mehr als einem Drittel der heutigen
       weltweiten Produktion. Die größten Projekte befinden sich in China, Indien
       und Australien.
       
       Stillgelegt wurden dagegen im vergangenen Jahr weltweit nur Kohlekraftwerke
       mit einer Kapazität von 21 Gigawatt. Um das Pariser Klimaziel zu erreichen,
       müssten laut Urgewald in den kommenden 17 Jahren jährlich 126 Gigawatt
       abgeschaltet werden. Aber nur weniger als fünf Prozent der Betriebe in der
       Datenbank haben einen Kohleausstiegsplan. Nur sieben Unternehmen
       orientieren sich an den Pariser Klimazielen und werden ihre Kohlekraftwerke
       durch erneuerbare Energien ersetzen. Dabei handelt es sich um fünf
       US-Unternehmen, ein austraulisches und ein chilenisches.
       
       Ein gutes Beispiel, wie ein Land den Kohleausstieg schaffen kann, ist
       Großbritannien. Noch 2012 stammten 40 Prozent des erzeugten Stroms aus
       Kohle. Ende September 2024 legte das Land sein letztes Kohlekraftwerk
       still. Die Regierung hat den Co2-Ausstoß verteuert und den Ausbau der
       erneuerbaren Energie angekurbelt.
       
       30 Oct 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /UN-Bericht-zur-globalen-Klimapolitik/!6044986
   DIR [2] https://www.coalexit.org/
   DIR [3] /Fossile-Investitionen-steigen-weltweit/!6019353
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anja Krüger
       
       ## TAGS
       
   DIR Kohle
   DIR Urgewald
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Social-Auswahl
   DIR Energiewende
   DIR Schwerpunkt Ende Gelände!
   DIR Großbritannien
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Umweltbewegung feiert Entscheidung: Kraftwerk Tiefstack doch ohne Holz
       
       Im Kraftwerk Tiefstack wird künftig Gas verfeuert. Ursprünglich sollte die
       Steinkohle erst durch Buschholz aus Namibia, später durch Pellets ersetzt
       werden.
       
   DIR Verzögerter Bau von neuen Gaskraftwerken: Energielobby stellt den Kohleausstieg 2030 infrage
       
       Das Wirtschaftsministerium hat das Gesetz für neue Gaskraftwerke fertig,
       die den Kohleausstieg absichern. Ob es in den Bundestag geht, ist unklar.
       
   DIR Kohle-Aus in Großbritannien: Das Ende einer Ära des Kapitalismus
       
       Der deutsche Energiekonzern Uniper macht das Licht aus: Mit dem Kraftwerk
       Ratcliffe-on-Soar schließt das letzte Kohlekraftwerk Großbritanniens.
       
   DIR Kritik an Asiatischer Investitionsbank: Bank für fossile Energie
       
       In Usbekistan tagt die Asiatische Investitionsbank, bei der Deutschland
       Anteile hat. NGOs kritisieren ungenügende soziale und ökologische
       Standards.
       
   DIR Blockade von Ende Gelände: Gegen Blutkohle aus Kolumbien
       
       In Gelsenkirchen haben Aktivist:innen Kohlemeiler blockiert – und damit
       auch gegen Morde und Zerstörung der Umwelt in Südamerika protestiert.