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       # taz.de -- Skandal an der JVA Augsburg-Gablingen: Anwälte richten Forderungen an Söder
       
       > Nach schweren Vorwürfen wegen möglicher Häftlingsmisshandlung in einer
       > JVA in Augsburg gerät das bayrische Justizministerium unter Druck.
       
   IMG Bild: In der Justizvollzugsanstalt Augsburg-Gablingen sollen Häftlinge schwer misshandelt worden sein
       
       Augsburg/München dpa | Nach Vorwürfen wegen möglicher
       Häftlingsmisshandlungen in einer JVA in Augsburg gerät das bayerische
       Justizministerium unter Druck. Die Anwälte der beschuldigten und inzwischen
       vorläufig suspendierten stellvertretenden Gefängnisleiterin, die [1][die
       Vorwürfe] gegen sie zurückweist, richteten sich in einem Brief an Bayerns
       [2][Ministerpräsident Markus Söder (CSU)]. Sie fordern darin von ihm, dem
       Ministerium „die Befugnis zu entziehen, sich weiterhin als Aufsichtsbehörde
       mit der Prüfung von Vorwürfen im Zusammenhang mit der Justizvollzugsanstalt
       Augsburg-Gablingen zu befassen“.
       
       Sie begründen das in dem Schreiben, das der Deutschen Presse-Agentur
       vorliegt, damit, dass das Ministerium eingeräumt hat, schon seit einem Jahr
       von Vorwürfen das Gefängnis betreffend gewusst zu haben.
       
       „Wer aber von möglichen Missständen bei der Unterbringung in besonders
       gesicherten Hafträumen weiß und darüber informiert ist, dass weiterhin
       Unterbringungen in solchen Hafträumen stattfinden, gleichzeitig aber keine
       Maßnahmen ergreift, die etwaige Missstände sicher ausschließen, bei dem
       steht eine Strafbarkeit wegen Körperverletzung im Amt durch Unterlassen im
       Raum“, schreiben die Anwälte Alexander Stevens und Holm Putzke. „Solange
       insoweit ein dringender Tatverdacht nicht zweifelsfrei ausgeräumt ist, darf
       eine selbst betroffene Behörde nicht weiter in die Ermittlungen involviert
       werden.“ Es bestehe sonst Verdunklungsgefahr.
       
       Die Anwälte haben nach eigenen Angaben außerdem eine Anzeige gegen
       Unbekannt „wegen des dringenden Tatverdachts einer Strafbarkeit wegen
       Körperverletzung im Amt durch Unterlassen“ bei der Münchner
       Staatsanwaltschaft erstattet, wie sie der dpa sagten.
       
       Eine Sprecherin des Justizministeriums teilte am Abend mit, das
       Justizministerium sei Rechts- und Fachaufsichtsbehörde gegenüber den
       Justizvollzugsanstalten und damit im Rahmen der Dienstaufsicht zuständig
       für die Überprüfung der Vorwürfe im Zusammenhang mit der JVA
       Augsburg-Gablingen. „Diese Aufgabe nimmt das Justizministerium wahr.“
       
       ## Justizminister Eisenreich hat Stellungnahme angekündigt
       
       Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU) hat inzwischen angekündigt,
       die Öffentlichkeit am Donnerstagvormittag über den Stand der Ermittlungen
       informieren zu wollen. Zudem will er am 7. November im Landtagsausschuss
       für Verfassung und Recht Bericht erstatten, wie das Ministerium mitteilte.
       Die im Raum stehenden Vorwürfe seien gravierend und müssten rückhaltlos
       aufgeklärt werden, so Eisenreich. „Straftaten im Justizdienst sind
       inakzeptabel.“
       
       Zuvor hatten Oppositionsparteien Kritik am Vorgehen des CSU-geleiteten
       Ministeriums geäußert. Die Grünen-Fraktion im Landtag richtete einen langen
       Fragenkatalog an die Staatsregierung.„Wenn man sich alles ansieht, was
       bisher bekannt ist, ist es schon schwer irritierend, dass nicht viel früher
       eine intensive Kontrolle in der betreffenden JVA stattgefunden hat“, sagte
       Toni Schuberl, Sprecher für Recht. Sollten sich die Vorwürfe erhärten,
       hätten „nicht nur einzelne Menschen, sondern das ganze System versagt“.
       
       Die Sprecherin für Recht und Justiz der SPD-Landesgruppe Bayern im
       Bundestag, Carmen Wegge, sprach von einem Skandal: „Warum wurde nicht
       schneller eingegriffen? Was haben er und sein Ministerium getan, als es von
       den Misshandlungen Kenntnis hatte?“
       
       ## Vorwürfe schon länger bekannt
       
       Am Wochenende waren Ermittlungen zu Vorwürfen wegen möglicher
       Häftlingsmisshandlung gegen mehrere Mitarbeiter der JVA Augsburg-Gablingen
       bekanntgeworden. Wie viele Beschuldigte es sind, sagten weder die
       Staatsanwaltschaft Augsburg noch das Justizministerium. Das bestätigte
       allerdings, dass Disziplinarmaßnahmen gegen die Beschuldigten eingeleitet
       und Betretungsverbote für die JVA verhängt wurden. Zudem räumte das
       Ministerium ein, bereits seit einem Jahr Kenntnis von den Vorwürfen zu
       haben.
       
       Bei den Ermittlungen geht es um den Anfangsverdacht der Körperverletzung im
       Amt. Zu den Beschuldigten gehört auch die stellvertretende Leiterin des
       Gefängnisses, die die Vorwürfe über ihre Anwälte entschieden zurückwies.
       
       31 Oct 2024
       
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