# taz.de -- Weltnaturkonferenz in Cali: Aus der Umsetzungs- wird eine Arbeitskonferenz
> Bundesumweltministerin Lemke erwartet von der UN-Konferenz in Kolumbien
> keine großen Beschlüsse. Der WWF fordert mehr Kompromissbereitschaft.
IMG Bild: Frauen pflanzen in Mexiko Mangrovensetzlinge. Die tropischen Sumpfgebiete sind wichtig für den Arten- und den Klimaschutz
Berlin afp | Nach den Verhandlungen bei der UN-Artenschutzkonferenz COP16
in Kolumbien sind nach Einschätzung von Bundesumweltministerin Steffi Lemke
(Grüne) noch viele Fragen offen. Das internationale Treffen in der Stadt
Cali sei eine „Arbeitskonferenz“ ohne große Beschlüsse gewesen, sagte sie
am Freitag im ZDF-„Morgenmagazin“. Die Konferenz habe dazu gedient,
Zwischenbilanz zu ziehen. „Aber man kann konstatieren, dass für den
globalen Naturschutz noch viel zu tun ist“, betonte die Grünen-Politikerin.
[1][Positiv sei, dass in Kolumbien die Stimme der indigenen Völker und
lokalen Gemeinschaften gestärkt worden sei], die oftmals eine wichtige
Schutzverantwortung hätten. Um voranzukommen, müsse jedoch „endlich von
Beschlüssen, Zielen und Strategien stärker ins Handeln“ gekommen werden,
forderte Lemke. Naturschutz müsse in der Realität betrieben werden, jedoch
fehle an vielen Stellen ein Bewusstsein dafür.
Um in Deutschland ins Handeln zu kommen, habe sie das Aktionsprogramm
Natürlicher Klimaschutz vorgelegt, sagte die Umweltministerin. So soll die
Wiedervernässung von Mooren oder die Renaturierung von Flussauen dem
Artenschutz dienen und zugleich deren Rolle als CO2-Senken stärken.
Allerdings sei Deutschland beim Naturschutz auch noch „lange nicht da, wo
wir hin müssen“.
Die UN-Artenschutzkonferenz COP16 soll am Freitag zu Ende gehen. Allerdings
hat die kolumbianische Präsidentschaft bislang noch keinen Kompromiss
[2][im Tauziehen über die Finanzierungsfragen] vorgeschlagen. Die
Verhandlungen zwischen den staatlichen Vertretern über die Finanzierung von
Naturschutzmaßnahmen gelten als festgefahren.
## Globaler Süden kritisiert Finanzzusagen
Florian Titze, Experte für internationale Politik beim WWF Deutschland,
bewertet die aktuelle Situation kritisch: „Die Weltgemeinschaft hält die
Zukunft unserer Gesellschaft in den Händen. Doch die Staaten streiten sich
über Dinge, die nicht im Verhältnis zu dieser enormen Verantwortung stehen.
Sie müssen raus aus ihrem Tunnelblick. Es bleiben fünf Jahre, um bis 2030
die gesetzten Ziele zu erreichen. Fängt man erst in zwei Jahren auf der
nächsten Weltnaturkonferenz damit an, ist die Zeit schon fast abgelaufen.
Um einen Kompromiss im Sinne des großen Ganzen kommen die Staaten hier in
Cali nicht herum.“
Die Konferenz steht unter dem Motto „Peace with Nature“ („Frieden mit der
Natur“). Ziel ist die Vereinbarung eines Plans zur Umsetzung der 23
UN-Ziele der COP15 zur Eindämmung von Umweltzerstörung und weltweitem
Artensterben bis 2030.
Bei der letzten UN-Artenschutzkonferenz vor zwei Jahren in Kanada wurde
vereinbart, dass für den Naturschutz bis 2030 200 Milliarden Dollar
bereitgestellt werden sollten. Darunter fallen 20 Milliarden US-Dollar
(18,4 Milliarden Euro) pro Jahr, mit denen wohlhabende Staaten
Entwicklungsländer finanziell unterstützen sollen – 20 Entwicklungsländer
kritisierten die Umsetzung zuletzt als mangelhaft.
1 Nov 2024
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