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       # taz.de -- Neues Buch von Robert Habeck: Poesiepunk auf dem Weg nach oben
       
       > Kurz nach dem Ampel-Ende kündigt Robert Habeck ein neues Buch an. Der
       > Wirtschaftsminister will pessimistischen Diagnosen etwas
       > „entgegensetzen“.
       
   IMG Bild: Will mit seinem Buch „den Bach rauf“: Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen)
       
       Diese Woche traf es Sizilien und Südspanien, doch in diesem Jahr gehören
       die Flutkatastrophen zum [1][Alltag in ganz Europa]: Städte und Dörfer in
       Süddeutschland, der Schweiz, in Österreich, Tschechien, Polen, Bosnien,
       Kroatien, Slowenien, Montenegro, Italien, Frankreich und Spanien ertrinken
       in reißenden Wassermassen, Hunderte Menschen sterben. Die Schäden der
       „Jahrhundertniederschläge“ übertreffen das 12-Milliardenloch der deutschen
       Ampelregierung bereits um ein Vielfaches. Überall ist Land unter, alles
       geht den Bach runter.
       
       Währenddessen ließ dieser Tage [2][der deutsche Vizekanzler], Chef der
       größten Ökopartei dieses Kontinents, seinen Verlag ankündigen, er wolle
       „den Bach rauf“.
       
       Bisher war nur bekannt gewesen, dass er Kanzler werden wollte und im
       Frühjahr 2025 einen Roman veröffentlichen würde, den der Poesiepunk und
       Wirtschaftspolitiker mit seiner Ehefrau geschrieben hatte: [3][„Die zweite
       Heimat der Störche“.] Auf dem Cover zu sehen ist ein Haus, das von braunem
       Wüstensand überflutet ist. Ein Motiv, das an die Schlammteppiche erinnert,
       in denen derzeit unter anderem das bosnische Neretva-Tal und das
       ostspanische Valencia versinken. Darauf aber will das Cover des Romans eher
       nicht anspielen, denn sein Thema ist nicht das Klima, sondern der
       Kolonialismus beziehungsweise die vergrabene Erinnerung an ihn.
       
       Nun aber machte der KiWi-Verlag eine Woche nach dem [4][Ende der
       Ampelregierung] und einen Tag nach der Verkündigung des Neuwahltermins eine
       überraschende Ankündigung: Ein weiteres Buch von Robert Habeck erscheine im
       Frühjahr und das auch schon am 16. Januar und vielleicht sogar schon etwas
       früher. Es werde den Titel tragen: [5][„Den Bach rauf“]. Untertitel: „Eine
       Kursbestimmung“.
       
       Der Verlag verrät, dass der Autor „Orientierung geben“ wolle und
       analysiere, dass „wirtschaftliche Prosperität die Voraussetzung von
       Freiheit“ sei und verrate, „was wir wieder bräuchten, um die Mutlosigkeit
       zu überwinden“. „Wir können den Bach raufgehen – dieses Buch zeigt den
       Weg.“
       
       ## Bewegungsdeutsch ist mittlerweile auch Managerdeutsch
       
       Der Wirtschaftsminister will also mutmaßlich der Diagnose, dass Deutschland
       den Bach runtergehe, etwas „entgegensetzen“, wie es in Bewegungsdeutsch
       heißt.
       
       Bewegungsdeutsch ist mittlerweile allerdings auch Managerdeutsch. In diesem
       Sommer beispielsweise hatte das Manager Magazin [6][drei Monate lang eine
       Serie] veröffentlicht, in der es Dax-CEOs, Unternehmerinnen,
       Start-up-Gründer, Pionierinnen und Wirtschaftsexperten zu Wort kommen ließ,
       die dem Schlechtreden des Standorts Deutschland „etwas entgegensetzen“
       wollten. Die Serie trug den Titel: „Warum Deutschland den Bach raufgeht“.
       
       Kein Scherz.
       
       Den Anfang dieser Serie machte, ebenfalls kein Scherz, Oliver Blume, CEO
       bei VW. Am 13. Juni [7][antwortete er dem Magazin]: „Im Volkswagen-Konzern
       und bei Porsche stehen wir fest zum Industriestandort Deutschland,
       investieren in unsere Unternehmensstandorte und sichern damit
       Arbeitsplätze. Entscheidend ist es, die eigenen Stärken auszuspielen, mit
       einer zukunftsgerichteten Strategie global zu agieren, regional zu handeln
       und in Chancen zu denken.“
       
       Der letzte Satz könnte auch eine Formulierung Habecks sein, der bekanntlich
       [8][„in Erfahrung gehärtet“] ist. Der erste Satz aber ist heute komplett
       überholt: Am 28. 10. verkündete [9][VW, drei Werke in Deutschland
       schließen] und 30.000 Mitarbeiter entlassen zu wollen.
       
       Der Chef des krisenden Konzerns war offenbar nur daran interessiert, dass
       er selbst den Bach raufgeht: Mit geschätzten 10,3 Millionen Euro ist
       ausgerechnet Blume der mit Abstand bestbezahlte DAX-Manager.
       
       Mal schauen, ob Habeck es schafft, auf dem Weg den Bach rauf mehr Leute
       mitzunehmen als sich selbst.
       
       17 Nov 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Erneut-Hochwasser-in-Spanien/!6049322
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   DIR [3] https://bilder-kiwi.s3.eu-central-1.amazonaws.com/s3fs-public/2024-10/FJ_2025_Vorschau_KiWi_TB_komplett_S01-S48_LowRes_2024-10-08-12-01-41_0.pdf
   DIR [4] /Scheitern-der-Ampelkoalition/!6047493
   DIR [5] https://www.kiwi-verlag.de/buch/robert-habeck-den-bach-rauf-9783462008968
   DIR [6] https://www.manager-magazin.de/thema/warum-deutschland-den-bach-raufgeht/
   DIR [7] https://www.manager-magazin.de/unternehmen/volkswagen-chef-deutschland-ist-viel-besser-als-das-bild-das-aktuell-gezeichnet-wird-a-f9cb036d-396a-47f1-b582-57ef4d16c529
   DIR [8] /Habecks-Ansage-zur-Kanzlerkandidatur/!6045613
   DIR [9] /Krise-bei-Volkswagen/!6042628
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Doris Akrap
       
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