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       # taz.de -- Fußballerinnen des Hamburger SV: Das Oberhaus wartet schon
       
       > Im Topspiel der Zweiten Bundesliga erkämpfen sich die Frauen des
       > Hamburger SV ein Unentschieden gegen Nürnberg. Der Aufstiegsplatz rückt
       > damit näher.
       
   IMG Bild: Hamburgs größtes Talent, gegen Nürnberg allerdings ohne Tor: HSV-Stürmerin Lisa Baum
       
       Hamburg taz | Dass die Fußballerinnen des Hamburger SV beim Topspiel gegen
       die unumstrittenen Spitzenreiterinnen am Sonntagnachmittag punkten würden,
       war nicht sonderlich wahrscheinlich. Schließlich ist für den 1. FC Nürnberg
       die aktuelle Saison in der Zweiten Bundesliga nur eine ärgerliche
       Zwischenstation zurück ins Oberhaus, aus der der Klub im Sommer abgestiegen
       war. Nach den ersten zehn Spieltagen hatten die Nürnbergerinnen nicht nur
       die meisten Tore in der Liga geschossen, sondern auch die wenigsten
       kassiert.
       
       Umso erstaunlicher, dass Dana Celine Marquardt in der 79. Minute der Partie
       auf dem Nebenplatz im Schatten des Volksparkstadions plötzlich den Ball zum
       1:1-Endstand ins Tor der Nürnbergerinnen köpfte – und die Hamburgerinnen
       damit im Aufstiegskampf in die Erste Bundesliga hielt. Auch in der zweiten
       Saison in der zweithöchsten Liga spielt der HSV damit wieder um den
       Aufstieg mit. Und das – nach der guten Leistung gegen Nürnberg – völlig zu
       Recht.
       
       Als Aufsteiger aus Liga 3 mischte der HSV schon vergangene Saison oben mit.
       Lange kämpfte man um die Tabellenspitze, erst im Lauf der Rückrunde kam der
       Einbruch. Am Ende landete man mit nur vier Punkten Rückstand auf den
       aufsteigenden Zweitplatzierten aus Jena einen guten vierten Tabellenplatz.
       
       ## Wollen nichts mehr liegenlassen
       
       Auf diesem vierten Platz standen die HSV-Frauen nun auch vor dem Spiel
       gegen Nürnberg. „Zu Beginn der Saison haben wir in manchen Spielen Punkte
       liegen gelassen, das hat uns natürlich geärgert“, sagte vor der Partie
       gegen Nürnberg HSV-Managerin Saskia Breuer – zwei der ersten vier Partien
       gingen verloren. Aber das Team hat sich seither stabilisiert. „Die
       Entwicklung ist ganz klar positiv.“ Das gilt besonders für die Hamburger
       Defensive: Vier Spiele in Folge kassierte der HSV kein Gegentor.
       
       Doch gerade die viel gelobte Defensive sorgte in der Anfangsphase gegen
       Nürnberg für trübe Aussichten: Gleich drei aufeinanderfolgende
       Unachtsamkeiten sorgten dafür, dass Nürnberg in der 13. Minute durch Medina
       Desic in Führung ging. Erst nach 20 Minuten wurde der HSV besser und
       begann, die Nürnbergerinnen unter Druck zu setzen. Trotz des Dauerregens,
       der den Rasen immer schwieriger zu bespielen machte, entwickelte sich so
       ein rasantes Spitzenspiel, in dem der HSV den Gästen aus Nürnberg
       phasenweise überlegen war.
       
       Das lag nicht zuletzt an einem der größten Talente des deutschen
       Frauenfußballs: Gegen die Schnelligkeit der gerade einmal 17-jährigen Lisa
       Baum hatte Nürnberg immer wieder Probleme. Mit dem Selbstbewusstsein, eine
       Woche zuvor Doppeltorschützin beim 3:0-Sieg gegen Ingolstadt gewesen zu
       sein, zog Baum immer wieder gefährlich in den Nürnberger Strafraum und
       hatte mehrfach gute Torchancen.
       
       Schon seit zwei Jahren spielt Baum bei den Erwachsenen mit; auch wenn sie
       erst kommende Woche volljährig wird, nahm sie im Sommer schon an der
       U20-Weltmeisterschaft in Kolumbien teil. Erst im Viertelfinale unterlag sie
       dort mit der deutschen Nationalmannschaft unglücklich im Elfmeterschießen
       gegen die USA.
       
       ## Aufstiegschancen sind da
       
       „Wenn wir auch eine ordentliche Rückrunde hinlegen, ist noch vieles
       möglich“, schätzt Baum die Aufstiegschancen ihres Teams kurz vor der
       Winterpause ein. Tatsächlich stehen für den HSV in dieser Saison die
       Chancen, noch auf einen Aufstiegsplatz zu kommen, besser als zuvor: Statt
       zwei können diesmal drei Teams in die Erste Bundesliga aufsteigen, weil der
       Deutsche Fußball-Bund die Liga von aktuell 12 auf 14 Teams aufstockt.
       
       Mit dem Punktgewinn gegen Nürnberg konnten die Hamburgerinnen den vierten
       Tabellenplatz verteidigen, die Aufstiegsplätze sind weiter in greifbarer
       Nähe. Der Vorsprung des Tabellendritten VfL Bochum ist am Sonntag durch
       dessen überraschende Niederlage gegen SV Meppen sogar auf zwei Punkte
       geschmolzen.
       
       17 Nov 2024
       
       ## AUTOREN
       
   DIR André Zuschlag
       
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