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       # taz.de -- SPD-Linker Sebastian Roloff: „Die Debatte über die Kanzlerkandidatur kommt zur Unzeit“
       
       > Der SPD-Linke Sebastian Roloff setzt auf Olaf Scholz. Er fordert eine
       > schnelle Klärung der Kanzlerfrage durch die Partei.
       
   IMG Bild: Der Platz des Bundeskanzlers am Kabinettstisch
       
       taz: Herr Roloff, [1][der Fraktionsvize Dirk Wiese und die Co-Vorsitzende
       der Parlamentarischen Linken, Wiebke Esdar, fordern eine offene Debatte],
       ob Olaf Scholz oder Boris Pistorius Kanzlerkandidat der SPD werden soll.
       Ist das sinnvoll? 
       
       Sebastian Roloff: Nein. Die Debatte über die Kanzlerkandidatur kommt zur
       Unzeit. Wir führen seit zweieinhalb Wochen eine Diskussion über das
       Personal, anstatt zu erzählen, was die SPD in der Ampel erreicht hat, und
       vor allem, was sie noch vorhat. Auch dass Dirk Wiese und Wiebke Esdar ihr
       Statement veröffentlichen, während der Kanzler in Rio beim [2][G-20-Gipfel
       ist], ist bemerkenswert. Wir geben derzeit kein gutes Bild ab. Deshalb
       hoffe ich, dass diese Frage schnell geklärt wird.
       
       taz: Wer soll das klären? 
       
       Roloff: Die zuständigen Gremien, also das Präsidium und der Parteivorstand.
       Die Entscheidung kann nur ein Parteitag fällen. Aber ich erwarte, dass sich
       der Parteivorstand spätestens Montag für Olaf Scholz ausspricht. Es ist
       unklug, die Diskussion weiter laufen zu lassen.
       
       taz: Wie ist die Stimmung an der Basis? Viele Medienberichte legen nahe,
       dass dort viele Boris Pistorius wollen. Nehmen Sie das auch so wahr? 
       
       Roloff: Nein, nicht so einheitlich. Mir schreiben manche GenossInnen, dass
       Olaf Scholz unbedingt weitermachen soll, andere wollen lieber Boris
       Pistorius. Andere fragen, ob die saarländische Ministerpräsidentin Anke
       Rehlinger nicht die beste Wahl wäre. Ja, es gibt Diskussion an der Basis.
       Das ist angesichts der bescheidenen Umfrageergebnisse für die SPD auch
       nachvollziehbar. Pistorius ist laut Umfragen beliebter als Scholz. Daher
       glauben manche, dass er die bessere Wahl wäre.
       
       taz: Sie nicht. Warum nicht? 
       
       Roloff: Weil ich mich an die Kanzlerkandidaturen von Frank-Walter
       Steinmeier, Peer Steinbrück und [3][Martin Schulz] erinnern kann. Die waren
       alle phasenweise beliebter als die Kanzlerin Angela Merkel. Trotzdem haben
       sie die Wahlen verloren. Man sollte sich nicht von Umfragen und
       Momentaufnahmen blenden lassen. Es kann gut sein, dass ein Kanzlerkandidat
       Pistorius im ersten Moment beliebt wäre, aber im Januar und Februar davon
       nichts mehr übrig wäre. Ein Amtsbonus kann im Wahlkampf auch sehr hilfreich
       sein. Und es gab noch nie den Fall, dass ein amtierender
       sozialdemokratischer Kanzler nicht der nächste Kanzlerkandidat war.
       
       19 Nov 2024
       
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