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       # taz.de -- Die UN-Klimakonferenz in Baku: Im Schatten von Krisen und Trump
       
       > Ab Montag treffen sich die Delegationen der Länder der Welt in Baku. Auf
       > der jährlichen UN-Klimakonferenz wird es diesmal vor allem ums Geld
       > gehen.
       
   IMG Bild: Eine Ölpumpe in Baku, wo die UN-Klimakonferenz ab Montag stattfindet
       
       Berlin AFP | Die UN-Klimakonferenz (COP29) in der aserbaidschanischen
       Hauptstadt Baku beginnt am Montag unter schwierigen Vorzeichen:
       Deutschland, traditionell einer der Treiber der Klimaverhandlungen, steckt
       in einer Regierungskrise, in den USA hat gerade der Klimawandel-Leugner
       Donald Trump die Präsidentschaftswahl gewonnen. Und überdies haben die
       [1][Konferenzteilnehmer in Baku] die schwierige Aufgabe, hunderte
       Milliarden Dollar für die internationale Klimafinanzierung zu mobilisieren.
       
       Die zweiwöchigen Verhandlungen von Delegationen aus fast 200 Ländern
       beginnen mit den Reden von Staats- und Regierungschefs. Bundeskanzler Olaf
       Scholz (SPD) wird allerdings nicht wie geplant vor dem Plenum sprechen: Er
       sagte seine Reise nach Baku am Donnerstag nach dem Bruch der
       Ampel-Koalition ab. Auch andere einflussreiche Staats- und Regierungschefs
       wie die Präsidenten von Frankreich und Brasilien, Emmanuel Macron und Luiz
       Inácio Lula da Silva, reisen nicht an.
       
       Damit könnte der notwendige Schwung fehlen, der in Baku gebraucht wird –
       beim Thema Emissionen ebenso wie bei den Finanzen. Schließlich bleibt in
       beiden Bereichen das Erreichte weit [2][hinter den Erfordernissen und
       Vereinbarungen zurück].
       
       Eine zentrale Aufgabe der Konferenz ist es, einen neuen Rahmen für die
       internationale Klimafinanzierung für die Zeit ab 2025 festzulegen – ob für
       fünf oder für zehn Jahre ist noch offen. Bislang gilt für die Finanzierung
       von Klimaschutz und Klimaanpassung eine Zusage der reichen Industrieländer
       von mindestens 100 Milliarden Dollar pro Jahr. Dieses Ziel wurde allerdings
       erst 2022 mit zweijähriger Verspätung erreicht.
       
       Nach Expertenschätzungen wären mindestens eine Billion Dollar pro Jahr
       notwendig, um Länder des globalen Südens beim Klimaschutz und der Anpassung
       an die Folgen der Erderwärmung zu unterstützen. Einige Berechnungen kommen
       sogar auf 2,4 Billionen Dollar.
       
       Einzahlungen leisten bislang ausschließlich die Industriestaaten
       beziehungsweise die Länder, die 1992 bei Unterzeichnung der
       UN-Klimarahmenkonvention als solche eingestuft wurden. Deutschland hat sich
       zur Zahlung von jährlich sechs Milliarden Euro aus Haushaltsmitteln
       verpflichtet – dies bekräftigte die Regierung in dieser Woche trotz
       Haushaltskrise.
       
       Gefordert wird aus dem Kreis der Industriestaaten, auch Länder wie China
       oder reiche Golfstaaten an der Klimafinanzierung zu beteiligen. Das Pariser
       Klimaschutzabkommen sieht dies bislang nur auf freiwilliger Basis vor.
       
       Geld wird außerdem für den neuen „Loss and Damage“-Fonds für bereits
       eintretende Klimaschäden benötigt. Für diesen gibt es bisher aber ebenfalls
       noch keinen Finanzrahmen. Entwicklungsländer fordern mindestens 400
       Milliarden Dollar allein für diesen Bereich, zusätzlich zu den Geldern für
       Klimaschutz und Klimaanpassung.
       
       Auch bei der weltweiten Senkung klimaschädlicher Emissionen geht es nicht
       in ausreichendem Maße voran. Bisherige Zusagen der Vertragsstaaten des
       Pariser Abkommens dürften selbst bei vollständiger Umsetzung zu einer
       gefährlichen Erderwärmung um mindestens 2,6 bis 3,1 Grad im Vergleich zum
       vorindustriellen Zeitalter führen. Diese deutliche Überschreitung der
       [3][1,5-Grad-Grenze im Pariser Abkommen] hätte weltweit fatale
       Auswirkungen.
       
       Wegweisende neue Beschlüsse oder Angebote sind hierzu ungeachtet immer
       neuer Hitzerekorde und stetig zunehmender Extremwetterereignisse allerdings
       in Baku kaum zu erwarten, sondern wohl erst wieder im kommenden Jahr auf
       der UN-Klimakonferenz in Brasilien (COP30).
       
       Gleichwohl streben Deutschland und die EU an, auch zum Thema
       Treibhausgasemissionen zumindest die Forderung nach mehr Anstrengungen in
       den Konferenzbeschlüssen von Baku zu verankern, etwa in einer gemeinsamen
       Abschlusserklärung. Ob es diese aber überhaupt geben wird, dürfte sich erst
       in der zweiten Konferenzwoche entscheiden, wenn die Verhandlungen auf
       Ministerebene geführt werden. Frühestens dann sind auch Entscheidungen zu
       den Finanzfragen zu erwarten.
       
       Zusätzlich belastet werden die Beratungen durch den Ausgang der US-Wahl.
       Der künftige republikanische Präsident Donald Trump hat einen Austritt
       seines Landes aus dem Pariser Abkommen angekündigt. Auch Klimahilfen aus
       den USA – nach China der größte Treibhausgasemittent der Welt – dürften
       damit kaum noch zu erwarten sein.
       
       Erschwert werden die Verhandlungen auch durch die generell schwierige
       geopolitische Lage mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und
       dem eskalierenden Nahost-Konflikt. Zudem gilt Gastgeberland Aserbaidschan
       nicht gerade als Vorreiter beim Klimaschutz und auch nicht bei den
       Menschenrechten. Immer wieder mahnen Vertreterinnen und Vertreter
       westlicher Regierungen an, zumindest während der UN-Konferenz innerhalb wie
       außerhalb des Tagungsortes Meinungs- und Versammlungsfreiheit zu
       gewährleisten.
       
       8 Nov 2024
       
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