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       # taz.de -- Weltklimakonferenz in Aserbaidschan: „Das ist das denkbar schlechteste Zeichen“
       
       > Donald Trump wird wieder US-Präsident, die Bundesregierung bricht
       > auseinander: Klimaaktivist*innen warnen vor klimapolitischen
       > Rückschritten.
       
   IMG Bild: Klimakonferenz im Ölland Aserbaidschan? Und dann auch noch während immer mehr globalen Krisen
       
       Hannover taz | Wenige Tage vor Beginn der [1][Weltklimakonferenz] in der
       aserbaidschanischen Hauptstadt Baku sind Klimaaktivist*innen und
       Umwelt-NGOs alarmiert. Der politische Gegenwind habe sich [2][mit der
       erneuten Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten] und dem [3][Bruch der
       Ampel-Koalition] in Deutschland deutlich verschärft, befürchten mehrere
       Gruppen.
       
       „Anstatt gerade in Krisenzeiten klare Prioritäten für die weitere
       Bekämpfung der Klimakrise zu setzen, droht die Klimapolitik inmitten
       transatlantischer Umbrüche als erstes unter die Räder zu kommen“, warnt
       Luisa Neubauer, Sprecherin von Fridays for Future. Genau dieser Modus habe
       die Krise erst zu ihrem heutigen Ausmaß eskalieren lassen, meint die
       Aktivistin.
       
       Deutliche Kritik äußert sie an der angekündigten Abwesenheit von
       Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei der Klimakonferenz. „Das ist das
       denkbar schlechteste Zeichen an die internationale Klimagemeinschaft“, sagt
       Neubauer.
       
       Die deutschen Verhandler*innen müssten Deutschlands Glaubwürdigkeit
       durch ein klares Bekenntnis zur Klimafinanzierung und eine Absage an
       fossile Projekte stärken, denn „im Gegensatz zum Kanzler wartet die
       Klimakrise nicht, bis alle anderen Probleme gelöst sind“. In Baku wollen
       einzelne Fridays-Aktivist*innen um Neubauer dafür demonstrieren. Die Gruppe
       kündigte auch einen neuen Klimastreik in Deutschland für den Fall
       vorgezogener Neuwahlen an.
       
       ## Chance für Neustart in der Klimapolitik
       
       Die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch sieht im „Ende der
       FDP-Blockade“ nach dem Regierungsbruch auch eine Chance für eine
       klimapolitische Richtungsentscheidung. SPD, Grüne und Union könnten nun
       gemeinsam zeigen, dass Deutschland in Krisenzeiten ein verlässlicher
       internationaler Partner bleibe, erklärt die Vorstandsvorsitzende Silvie
       Kreibiehl. „Bei allen inhaltlichen Differenzen haben die Parteien jetzt die
       Chance, national und international ein Signal der Handlungsfähigkeit
       basierend auf einem gemeinsamen Wertekompass zu geben.“
       
       Auf der globalen Bühne käme es nach Trumps Wahlsieg in den USA auf eine
       breite Allianz von Staaten an, die alles daran setze, das Pariser
       Klimaabkommen wirkungsvoll umzusetzen, ergänzt David Ryfisch, Leiter des
       Bereichs Zukunftsfähige Finanzflüsse der NGO. Das gelte insbesondere für
       das geplante Klimafinanzierungsziel, das in Baku beschlossen werden soll.
       „Die amtierende Bundesregierung muss sich mit dem neuen Finanzminister
       Kukies für ein ambitioniertes Ergebnis einsetzen.“
       
       Für die Zeit bis 2025 haben die Industrieländer versprochen,
       [4][einkommensschwächere Länder zusammen mit insgesamt 100 Milliarden
       US-Dollar pro Jahr bei Klimaschutz und Klimaanpassung zu unterstützen].
       Oxfam drängt darauf, dass dieser Wert künftig auf mindestens eine Billion
       US-Dollar pro Jahr erhöht wird. „2015 wurde in Ergänzung zum Pariser
       Abkommen beschlossen, die finanzielle Unterstützung für die
       einkommensschwachen Länder ab 2025 auf eine neue Grundlage zu stellen“, so
       Oxfam-Klimaexperte Jan Kowalzig.
       
       Greenpeace fordert ebenfalls eine neue Dynamik bei der Weltklimakonferenz:
       „Deutschland muss eine globale Allianz für ambitionierten Klimaschutz gegen
       die zu erwartende, destruktive Klimapolitik von Trump unterstützen“, sagt
       Geschäftsführer Martin Kaiser. Er erwarte, dass die oppositionelle Union
       gemeinsam mit SPD und Grünen den Bundeshaushalt für 2025 beschließe, um zum
       Beispiel eine außenpolitische Klimapolitik zu ermöglichen. „Dazu sollte
       Friedrich Merz über seinen Schatten springen können“, sagte Kaiser über den
       CDU-Chef.
       
       8 Nov 2024
       
       ## LINKS
       
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   DIR Maximilian Arnhold
       
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