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       # taz.de -- Strafloses Massenmorden: Die Toten, die niemand zählt
       
       > Immer neue Superlative müssen herhalten für das Leid im Gazastreifen, in
       > der Ukraine oder Sudan. Strafen für Kriegsverbrechen muss niemand
       > fürchten.
       
   IMG Bild: Nur die Uniformen der Rettungstrupps unterscheiden sich nach den Bombardierungen im Gazastreifen oder in der Ukraine
       
       Dass Menschenleben in der Politik keine Rolle spielen, ist bekannt. Wie
       viele Kriegstote gibt es im Gazastreifen, in Libanon, in der Ukraine. Wie
       viele Hungertote in Sudan? Wer ist schuld? Niemand kann die Toten alle
       zählen. Und sie zählen nicht. Diejenigen, die den Kriegsopfern beistehen,
       kommen dem Horror gar nicht mehr hinterher. In der Ukraine sind
       [1][schätzungsweise] eine Million Soldaten auf beiden Seiten tot oder
       verwundet, es gibt Zehntausende tote Zivilisten.
       
       „Nirgendwo sonst auf dem Planeten stehen so viele Menschenleben auf dem
       Spiel wie heute in Sudan“, [2][sagte am Samstag] nach der Rückkehr aus
       Darfur Jan Egeland, als ehemaliger UN-Untergeneralsekretär eine der
       profiliertesten Figuren der humanitären Hilfe weltweit. Und zwei Wochen
       zuvor: „[3][Das Leid ist fast ohne Parallele] irgendwo in der jüngeren
       Geschichte“ über die Lage im Gazastreifen, in den Egeland Anfang November
       reiste. Israels Vorgehen sei [4][„rechtswidrig und jenseits jeder
       Vorstellung“].
       
       Wer sich an vergangene Massenmorde erinnert – Ruanda, Kambodscha, Kongo,
       Südsudan oder [5][Bosnien] – wundert sich darüber nicht. „Nie wieder“ war
       immer ein ahistorischer frommer Wunsch. Aber muss man hinnehmen, dass bis
       heute kein wirksames Mittel gegen das „Immer wieder“ gefunden wurde? Die
       auf UN-Ebene erdachte „Schutzverantwortung“ der Weltgemeinschaft für
       bedrohte Zivilbevölkerung wurde nie Wirklichkeit.
       
       Der Internationale Strafgerichtshof, gegründet zur Ahndung von
       Völkerstrafverbrechen weltweit nach den Ad-hoc-Tribunalen zu Ruanda und
       Ex-Jugoslawien, steht vor dem Aus, weil seine Arbeit ständig blockiert
       wird. Die einen wollen Wladimir Putin nicht verhaften, die anderen
       [6][Benjamin Netanjahu] nicht, darunter schändlicherweise die
       Bundesregierung. Wer den einen vor der Justiz schützt, schützt damit auch
       den anderen. Am Ende steht auch Deutschland als Saboteur der Weltjustiz da.
       
       Zusammengenommen ergibt das eine Weltgemeinschaft, die keine ist. Jede und
       jeder Tote ist eine zu viel. Und alle zusammen sind zu wenig, damit etwas
       passiert.
       
       24 Nov 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.aljazeera.com/news/2024/10/16/russia-ukraine-wartime-deaths
   DIR [2] https://x.com/NRC_Egeland/status/1860251259447492936
   DIR [3] https://www.nrc-hilft.de/neuigkeiten/2024/das-menschliche-leid-in-gaza-ist-nahezu-beispiellos/
   DIR [4] https://x.com/democracynow/status/1854933419580371454
   DIR [5] /Bosnienkrieg/!t5767120
   DIR [6] /Haftbefehl-gegen-Benjamin-Netanjahu/!6051022
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
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