# taz.de -- Wahl in Rumänien: Brandbeschleuniger Georgescu
> Ein Außenseiter hat in der ersten Runde der Parlamentswahl in Rumänien
> mit rechten Parolen abgeräumt – und verstetigt damit einen politischen
> Trend.
IMG Bild: Bukarest, Rumänien, 25. November: in einem Fenster hängen Wahlplakate des Präsidentschaftskandidaten Calin Georgescu
Der [1][Sieg eines Rechtsextremisten in der ersten Runde der
Präsidentschaftswahl in Rumänien] ist ein weiterer Beweis für eine
besorgniserregende internationale Trendwende. Illiberale Positionen
innerhalb der Europäischen Union werden zunehmend salonfähig. Zu der
Galerie euroskeptischer Politiker wie [2][Viktor Orbán], [3][Giorgia
Meloni], Geert Wilders, [4][Marine Le Pen], Herbert Kickl gesellt sich nun
auch der Rumäne Călin Georgescu.
Sein unvorhergesehener Sieg und die Chance, am 8. Dezember sogar
Staatspräsident Rumäniens zu werden, macht ein lange ignoriertes
politisches Symptom sichtbar. Ein Symptom, das auch in anderen europäischen
Ländern kleingeredet und verharmlosend als eine kurzlebige Form des
Protestes unzufriedener Wähler abgetan wird. Die oft gehörte Forderung, in
der demokratischen Presse über rechtsradikale Gruppierungen lieber nichts
zu schreiben, denn diese seien ja Randerscheinungen und würden den Lauf der
Gesellschaft nicht beeinflussen, haben sich als unhaltbar erweisen.
Besonders in Rumänien, aber auch in anderen EU-Ländern, in denen erst nach
den Erfolgen ultrarechter Parteien ein Weckruf durch gewisse Medien ging.
Trotz der Alarmsignale finden meist konservative Kommentatoren immer neue
Argumente, um den Aufstieg der extremen Rechten mit
verschwörungstheoretischen Erklärungen zu verharmlosen. Dabei wird
ignoriert, dass die Unterstützer rechtsextremer Gruppen keine
ferngesteuerten Zombies sind, sondern Leute, die eine Überzeugung haben und
diese bei Wahlen auch kundtun. Beliebt in diesem Zusammenhang sind die
Darlegungen, all diese Parteien seien manipulierte Marionetten des Kremls
und ihre Wähler bloß irregeführte Menschen, die nicht selbst denken.
Unter den heutigen Rechtsextremisten mag es wohl eine bestimmte Anzahl von
Sympathisanten Putins geben, aber es gibt unter ihnen auch unzählige
Verehrer von [5][Donald Trump]. Das ist natürlich kein überzeugender Beweis
dafür, dass der zeitgenössische Rechtsextremismus nur einer fremden
Anleitungsmaschine folgt. Dieses Erklärungsmuster findet sich häufig in
Rumänien, gerade um von den Versäumnissen der etablierten Parteien
abzulenken, die sich als demokratisch definieren und dem Muster und den
Gepflogenheiten eines parlamentarischen Mehrparteiensystems entsprechen.
Die Erwägung, mit populistischen Gegenmaßnahmen dem Aufstieg der extremen
Rechten entgegenzuwirken, ist nicht nur kontraproduktiv, sondern wirkt wie
ein Brandbeschleuniger. Wasser kann einen Brand löschen, aber nicht
populistisches Benzin.
25 Nov 2024
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## AUTOREN
DIR William Totok
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