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       # taz.de -- Abstimmung zur EU-Kommission: Die Leyentruppe steht
       
       > Es soll eine Mehrheit für die EU-Kommission geben. Die Grünen wollen
       > trotz ihrer Kritik an dem künftigen Vizepräsidenten zustimmen.
       
   IMG Bild: Ursula von der Leyens Kommission soll nächste Woche mit ihrer Arbeit beginnen
       
       Brüssel taz | Happy End für EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen:
       Vor der entscheidenden Abstimmung am Mittwoch zeichnete sich im
       Europaparlament in Straßburg eine klare Mehrheit für von der Leyens neue
       Kommission ab. Großen Anteil daran haben die Grünen: Sie wollen [1][trotz
       massiver Bedenken mehrheitlich „Ja“ sagen.]
       
       Nach tagelangem Streit hatten sich die Fraktionschefs der Konservativen,
       Sozialdemokraten und Liberalen in der vergangenen Woche darauf geeinigt,
       alle 26 Kandidaten für die Kommission durchzuwinken. Auch der umstrittene
       postfaschistische italienische [2][Politiker Raffaele Fitto] bekam ein
       „Go“. Im Gegenzug machten die Konservativen den Weg für die spanische
       Sozialistin Teresa Ribera frei.
       
       Dieser Deal muss nun noch vom Plenum des EU-Parlaments abgesegnet werden.
       Viele Abgeordnete haben jedoch erhebliche Bauchschmerzen. Denn anders als
       bisher üblich hat das Parlament keinen einzigen Kandidaten durchfallen
       lassen – obwohl viele eine schwache Vorstellung ablieferten und nur ihre
       Sprechzettel ablasen. Mit dem italienischen Politiker Raffaele Fitto würde
       zudem erstmals ein Politiker der radikalen Rechten nominiert.
       
       „Fitto ist nicht fit für die Kommission“, sagte die deutsche Co-Vorsitzende
       der Grünen, [3][Terry Reintke]. „Die Anhörungen waren eine Shitshow“,
       schimpfte ihr niederländischer Amtskollege Bas Eickhout. Dennoch kündigten
       beide an, dass sie für die Kommission stimmen wollen. Den Ausschlag habe
       ein Gespräch mit von der Leyen gegeben. Sie habe zugesichert, auf grüne
       Wünsche einzugehen.
       
       ## Scharfe Kritik von den Linken
       
       „Ja, wir sind Teil der Von-der-Leyen-Koalition“, sagte Reintke. „Wir werden
       deshalb aber nicht für jeden Kommissionsvorschlag stimmen.“ Zustimmung
       signalisierte auch der Chef der deutschen Grünen-Gruppe, Erik Marquardt.
       „Wir wollen nicht das fünfte Rad am Wagen sein, sondern das vierte. Wir
       wollen verhindern, dass Entscheidungen im EU-Parlament von
       Rechtsaußenparteien abhängig sind.“
       
       Scharfe Kritik kam von der Linken. „Die Grünen tragen die rechtslastigste
       Kommission aller Zeiten mit“, schimpfte die Co-Fraktionschefin Manon Aubry
       in Straßburg. Das Parlament habe sich selbst entmachtet, sagte ihr
       deutscher Amtskollege Martin Schirdewan. Eine progressive Politik sei mit
       dieser großen Koalition nicht möglich.
       
       Auch die deutschen Sozialdemokraten äußern Zweifel. Ihr Chef, René Repasi,
       nannte es inakzeptabel, dass Fitto zum geschäftsführenden Vizepräsidenten
       ernannt werden soll. Allerdings wollen die Genossen auch keinen neuen
       Streit anfangen. Die meisten SPD-Politiker würden sich am Mittwoch im
       Gegensatz zu den restlichen Sozialdemokraten wohl enthalten, hieß es in
       Straßburg.
       
       Für eine Mehrheit dürfte es trotzdem reichen. Von der Leyen und ihr Team
       können nicht nur mit den Stimmen der konservativen EVP und der liberalen
       Renew-Fraktion rechnen, sondern auch mit der Mehrheit der Sozialdemokraten
       und wohl 25 bis 30 Grünen – die Fraktion hat 53 Abgeordnete. Auch die
       rechtskonservative EKR dürfte „Ja“ sagen. Für eine Bestätigung durch das
       Parlament reicht eine einfache Mehrheit der abgegebenen Stimmen.
       
       ## Trump droht mit Strafzöllen
       
       Die neue EU-Kommission soll am 1. Dezember ihre Arbeit aufnehmen – fast
       sechs Monate nach der Europawahl im Juni. Sie steht schon jetzt im Schatten
       von Donald Trump, der am 20. Januar seine Arbeit als US-Präsident aufnimmt.
       Trump hat der EU mit hohen Strafzöllen gedroht und einen Rückzug aus der
       Ukraine angekündigt. Von der Leyen will dagegenhalten und die Ukraine im
       Krieg auch künftig unterstützen.
       
       27 Nov 2024
       
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