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       # taz.de -- Kritik an Vertrag: Zerren um EU-Handelsabkommen Mercosur
       
       > Frankreich, Polen, Argentinien, Bauern und Umweltorganisationen: Sie alle
       > eint Kritik am Handelsvertrag mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten.
       
   IMG Bild: Bauernprotest gegen das Handelsabkommen zwischen der EU und Mercosur in Straßburg, Frankreich, 26. November 2024
       
       Berlin taz | Kurz vor dem Gipfel der südamerikanischen
       Wirtschaftsgemeinschaft Mercosur Anfang Dezember mehrt sich Kritik am
       geplanten Handelsabkommen mit der Europäischen Union. Der Termin wird als
       Durchbruch für den Vertrag gehandelt. Kommissionspräsidentin Ursula von der
       Leyen soll Medienberichten zufolge nach Montevideo reisen.
       
       In einer gemeinsamen Erklärung warnten am Mittwoch [1][knapp 400
       Organisationen] der Zivilgesellschaft und Wissenschaft aus Lateinamerika
       und Europa vor dem Freihandelsvertrag: Dieser „fördert zerstörerische
       landwirtschaftliche Modelle, die Kleinbauern und -bäuerinnen und indigene
       Gemeinschaften verdrängen“. Sie warnen vor vermehrten Umweltschäden und
       Abholzung und kritisieren mangelnde Transparenz bei den Verhandlungen. Die
       ausgehandelte Zusatzerklärung zum Vertragstext, die Umwelt- und
       Klimaschutzbedingungen festschreiben soll, wurde bislang nicht
       veröffentlicht.
       
       Ob es tatsächlich zu einer Unterzeichnung des Abkommens kommt, ist nicht
       sicher. Eine Sprecherin der Kommission sagte der taz, es gehe in Montevideo
       um technische Verhandlungen. Der Inhalt habe Vorrang vor der
       Geschwindigkeit.
       
       ## Im Raum steht, ob die Kommission den Handelsteil abkoppelt
       
       Kritik gibt es auch von Regierungen. Argentiniens Präsident Javier Milei
       hat sich mehrfach gegen ein Abkommen ausgesprochen und [2][blieb dem
       letzten Mercosur-Gipfel fern]. In der EU stellen sich Frankreich, Polen und
       Italien quer. Französische Parlamentarier*innen lehnten am Dienstag
       mit 484 Stimmen ein EU-Mercosur-Abkommen „in der jetzigen Form“ ab.
       Lediglich 70 waren dafür.
       
       Am selben Tag bekräftigte die Regierung Polens ihr Nein zum Abkommen. In
       den Ländern dominieren Sorgen der Agrarlobby den Diskurs. [3][Französische
       Landwirte demonstrierten vergangene Woche] gegen das Abkommen, weil sie
       billige Agrarimporte etwa von Rindfleisch fürchten.
       
       Die EU-Kommission betont, sie habe bereits Quoten verhandelt, [4][die die
       Einfuhr begrenzen]. Profitieren würde etwa die deutsche Auto- und
       Pharma-Industrie. Die Bundesregierung drängt auf ein Abkommen angesichts
       drohender Zölle einer Trump-Regierung in den USA.
       
       Im Raum steht, ob die Kommission den Handelsteil abkoppelt, für den sie
       keine Zustimmung der EU-Länder braucht. Übrig bliebe dann der politische
       Teil und die Zusatzerklärung, in der auch Vorgaben zum Umweltschutz und
       Rechte indigener Völker stehen.
       
       27 Nov 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.gerechter-welthandel.org/wp-content/uploads/2024/11/Signatories.pdf
   DIR [2] /Mercosur-Verhandlungen-in-Paraguay/!6022119
   DIR [3] /Neue-Freihandelsplaene-mit-Mercosur/!6050406
   DIR [4] /EU-Mercosur-Handelsvertrag/!5939912
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Leila van Rinsum
       
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