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       # taz.de -- Deutscher Städtetag: Klare Perspektiven gefordert
       
       > Kommunen fordern parteiübergreifend finanzielle Unterstützung und die
       > Umsetzung wichtiger Gesetzesvorhaben noch vor der Neuwahl.
       
   IMG Bild: Soll doch endlich mal kommen: Digitalpakt 2.0
       
       Frankfurt am Main taz | Nach dem Aus der Ampel richtet der Deutsche
       Städtetag einen deutlichen Appell an die Bundespolitik: Die finanzielle
       Ausstattung der Kommunen müsse verbessert und zentrale Vorhaben der
       Bundesregierung noch umgesetzt werden. „Besonders im Hinblick auf
       vorläufige Haushaltsführung und die Umsetzung aus kommunaler Sicht
       wichtiger Gesetzesvorhaben“ seien die Städte besorgt, betonte der Präsident
       des Deutschen Städtetages, Oberbürgermeister Markus Lewe (CDU) aus Münster
       nach der Sitzung von Präsidium und Hauptausschuss des Deutschen Städtetages
       im Frankfurter Römer.
       
       Unter den offenen Vorhaben hob Lewe die Reform des Baugesetzbuches, die
       Verlängerung der Mietpreisbremse, die Fortsetzung der Gespräche zum
       Digitalpakt 2.0 für Schulen sowie die Weiterführung der Förderprogramme für
       die Wärmewende hervor.
       
       Wenn die Verlängerung der Mietpreisbremse und die Reform des
       Baugesetzbuches scheiterten, „wäre das ein schlechtes Signal an alle
       Menschen in unseren Städten, die dringend mehr bezahlbaren Wohnraum
       brauchen“. Auch für Schulen, Schülerinnen und Schüler habe es Konsequenzen,
       „wenn nach der Bundestagswahl mit den Verhandlungen zum Digitalpakt 2.0 von
       vorne“ begonnen würde.
       
       „Dies sind wichtige Entscheidungen, die aus unserer Sicht nicht bis nach
       der Wahl verschoben werden sollen“, betonte Lewe. Dass solche Umsetzungen
       möglich sind, habe man beim Deutschlandticket gesehen, dessen Finanzierung
       trotz vorgezogener Neuwahl bis 2025 gesichert werden konnte: „Einen
       ähnlichen Pragmatismus brauchen wir jetzt auch bei weiteren Gesetzen.“
       
       ## Mehr Aufgaben, weniger Mittel
       
       Außerdem bereite die wirtschaftliche Lage selbst den finanziell stärkeren
       Städten Sorgen. „Wir kriegen mehr Aufgaben, weniger Mittel dafür“, so Lewe,
       der eine stärkere Einbindung der Städte in die Prozesse, neue Kooperationen
       zwischen Bund, Ländern und Kommunen forderte. Auch sei die Expertise vor
       Ort ernster zu nehmen: „Die Dresdner Brücke darf sich nicht wiederholen“,
       so der Oberbürgermeister der Stadt Münster.
       
       Auch Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) betonte die
       Dringlichkeit gemeinsamer Lösungen über Parteigrenzen hinweg. „Wenn es
       jetzt so weitergeht mit Pflichtaufgaben, die nicht gegenfinanziert sind,
       haben wir irgendwann keinen Spielraum mehr für freiwillige Aufgaben“, sagte
       Josef. Wichtig sei, dass das, was bestellt werde, auch von Bund und Ländern
       bezahlt werde. Die Städte seien sich einig, dass sie an einem Punkt
       angelangt seien, „wo Entlastungen von Bund und Ländern nicht auf Kosten der
       Belastung der Kommunen umgesetzt und durchgesetzt werden“.
       
       Zudem appelliert der Deutsche Städtetag nach der Sitzung am Donnerstag für
       die weitere Digitalisierung der Gesundheitsämter für erfolgreiche
       Prävention, Infektionsschutz und Gefahrenabwehr. Sollte der während der
       Coronapandemie vom Bund eingeführte „[1][Pakt für den Öffentlichen
       Gesundheitsdienst]“ im Jahr 2026 ersatzlos enden, stünden qualifiziertes
       Personal und Digitalisierungsprozesse auf dem Spiel.
       
       „Wir warnen davor, dass [2][begonnene Digitalisierungsprozesse] nicht
       weitergeführt werden können, wenn die Bundesmittel 2026 auslaufen“, sagte
       die Vizepräsidentin des Deutschen Städtetages, Bonns Bürgermeisterin Katja
       Dörner (Bündnis 90/Die Grünen). „Wir dürfen nicht auf halbem Weg
       steckenbleiben, weil die Perspektive fehlt.“ Schon jetzt suchten
       IT-Expertinnen und -Experten aufgrund der unklaren Finanzierungssituation
       nach anderen beruflichen Perspektiven.
       
       Im Deutschen Städtetag haben sich rund 3400 Städte und Gemeinden mit fast
       53 Millionen Einwohnern zusammengeschlossen. Auf der Hauptausschusssitzung
       am Donnerstag in Frankfurt am Main wurde der langjährige Würzburger
       Oberbürgermeister [3][Christian Schuchardt (CDU) zum neuen
       Hauptgeschäftsführer] gewählt.
       
       28 Nov 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/gesundheitswesen/pakt-fuer-den-oegd.html
   DIR [2] /Digitalpakt-20-vor-dem-Aus/!6045627
   DIR [3] https://www.staedtetag.de/presse/pressemeldungen/2024/christian-schuchardt-ab-juli-2025-neuer-hauptgeschaeftsfuehrer-des-deutschen-staedtetages
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Yağmur Ekim Çay
       
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