# taz.de -- Wanderausstellung „Bordercrossings“: Knisterfolien, Laptops und tote Vogelspinnen
> In einer internationalen Wanderausstellung können Kinder und Erwachsene
> Materialien erforschen. Analog mit allen Sinnen – oder mit digitalem
> Werkzeug.
IMG Bild: Bordercrossings-Ausstellung: Grenzen zwischen Analogem und Digitalem zerfließen im Spiel
„Das ist wie in einem Bus!“, sagt der Kleine und zeigt auf den Monitor. Mit
einer Endoskop-Kamera schaut er in das Innere eines Baumstamms. Die etwas
krisselige Schwarz-Weiß-Darstellung hat ihn vermutlich an Bildschirme in
öffentlichen Verkehrsmitteln erinnert.
An diesem Donnerstagmorgen besucht er mit zwölf anderen Vier- und
Fünfjährigen die Wanderausstellung in der Bremer Innenstadt [1][über
Reggio-Pädagogik]. Diese wurde in den 1960er-Jahren in der italienischen
Stadt Reggio Emilia entwickelt. Sie begreift Kinder als sich und ihre
Umwelt erforschend und stellt ihnen Material und Werkzeug zur Verfügung.
In der Ausstellung, die zuvor in fünf anderen deutschen Städten und davor
unter anderem im Museum of Modern Art in New York zu sehen war, gibt es
Knisterpapier, Plastiktiere, Pflanzenreste, Pappen, Muscheln, eine tote
Vogelspinne und zusätzlich Kameras, Lupen und Laptops. Analog und digital
mischen sich hier, deshalb heißt die Ausstellung auch Bordercrossings, also
„Grenzen überschreiten“.
„Wir begreifen [2][digitale Medien] als Werkzeuge“, sagt Katrin Seithel,
die die Ausstellung mit drei anderen Frauen nach Bremen geholt hat –
ehrenamtlich. Eine von ihnen arbeitet als Erzieherin, Katrin Seithel ist
Kunstvermittlerin, eine weitere Künstlerin, die vierte entwirft als
Architektin Kindertagesstätten.
An diesem Morgen ist nur Katrin Seithel vor Ort. Sie begleitet die drei
Erzieher:innen und die Kinder, die aus Bremen-Huchting gekommen sind,
einem Stadtteil, in dem überwiegend Menschen in prekären Verhältnissen
leben.
Katrin Seithel zuckt nicht mit der Wimper, als ein Kind einen großen Karton
mit Verpackungsmaterial auskippt. Andere kommen hinzu, werfen die weißen
und grünen Brocken in die Luft, zertreten sie auf dem Betonboden. Auch
benutzen die Kinder die Geräte, ohne ständig zur Vorsicht ermahnt zu
werden. Es geht dennoch nichts kaputt.
Ein Mädchen schiebt sich eine elektronische Lupe in den Mund, ein anderes
hält sie an ihre Haare. Beide sind wenig an dem interessiert, was auf dem
Bildschirm passiert; das Greifen und Begreifen der Gegenstände steht in
diesem Alter im Vordergrund. Andere Kinder wickeln sich in Verpackungsfolie
oder stapeln Plexiglas-Klötze aufeinander. Attraktiv ist auch die Station
mit einem Mal-Pad, an dem die Kinder Linien zeichnen; ihr Bild erscheint
über einen Beamer an der Wand.
Geht es nach Seithel und ihren Mitstreiterinnen, bleibt die Ausstellung,
die bis Samstag zu sehen ist, über den November hinaus in [3][Bremen].
Dafür suchen sie derzeit Sponsoren. Für die Kinder, gerade aus den Vierteln
am Rand der Stadt, wäre es ein Gewinn, sagt eine der Erzieherinnen. „Da
gibt es nicht so viel Abwechslung, dann sehen sie mal etwas anderes.“
29 Nov 2024
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## AUTOREN
DIR Eiken Bruhn
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