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       # taz.de -- Krieg in der Ukraine: USA will Ukraine Anti-Personen-Minen liefern
       
       > Die USA will der Ukraine Landminen liefern. Ziel ist wohl, dass Russland
       > bis zu Trumps Amtseinführung wenig Gelände gewinnt. Die Lieferung ist
       > umstritten.
       
   IMG Bild: Russland setzt in der Ukraine bereits Anti-Personen-Minen ein, wie dieser Ukrainer am eigenen Leib erfuhr
       
       Berlin taz | US-Präsident Joe Biden hat der Ukraine die Lieferung von
       Anti-Personen-Minen zugesagt, um den russischen Vormarsch im Osten des
       Landes aufzuhalten. Die Minen sollen nur auf ukrainischem Territorium und
       nur in dünn besiedelten Gebieten eingesetzt werden dürfen, hieß es in
       Presseberichten. Zuerst hatte die [1][Washington Post] über den Schritt
       berichtet.
       
       Wie viele Minen exakt geliefert werden sollen, ist nicht bekannt. Die USA
       verfügen laut Medienberichten über ein Arsenal von rund drei Millionen
       Stück. Geliefert werden soll jetzt eine Sorte, die nur mit den eingesetzten
       Batterien funktionieren soll. Sobald diese alle sind, könnten die Minen
       nicht mehr explodieren, heißt es aus Washington, deshalb sei die
       langfristige Gefahr für die Zivilbevölkerung gering – und jedenfalls viel
       kleiner als bei jenen Landminen, die die Ukraine selbst herstelle, sagte
       US-Verteidigungsminister Lloyd Austin in Washington.
       
       Die Entscheidung Washingtons stieß sofort auf Kritik. Die Internationale
       Kampagne für das Verbot von Landminen (ICBL), [2][die am Mittwoch einen
       neuen Bericht über die Folgen von Landminen weltweit vorgelegt hatte],
       nannte es „eine schreckliche Entscheidung“ und forderte die US-Regierung
       auf, diesen Schritt nicht zu gehen. Auch die Ukraine müsse „deutlich
       machen, dass sie diese Waffen nicht akzeptieren kann und will“, forderte
       die ICBL.
       
       Der Einsatz, die Herstellung und die Weitergabe von Landminen sind nach der
       sogenannten Ottawa-Konvention von 1997 verboten. Dem Abkommen sind bislang
       164 Länder beigetreten – die USA und Russland gehören nicht dazu, die
       Ukraine aber schon.
       
       ## 23 Prozent ukrainisches Territorium vermint
       
       Allerdings setzen sowohl Russland als auch die Ukraine in diesem Krieg
       schon seit Jahren Landminen im großen Stil ein. Nach einem [3][Bericht des
       Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP)] vom Oktober gelten
       rund 23 Prozent des ukrainischen Territoriums als potenziell vermint. Bis
       August diesen Jahres seien 1.286 Zivilisten Opfer von Minen und
       Blindgängern geworden.
       
       [4][Auch große Teile der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche sind vermint]
       – und die Räumung dauert. Die USA haben im Zuge der Lieferung erklärt, die
       Ukraine nach dem Krieg auch bei der Beseitigung der Minen zu unterstützen.
       [5][Schon vor vielen Monaten hatten die USA der Ukraine auch Streumunition
       geliefert] – Geschosse also, die kurz über dem Boden Dutzende Sprengköpfe
       einzeln freisetzen, von denen immer ein Prozentsatz als Blindgänger und
       also Quasilandmine verbleibt und später Zivilisten gefährdet. Auch
       Streumunition ist nach der Ottawa-Konvention geächtet.
       
       In dem lang andauernden Stellungskrieg im Osten der Ukraine haben zunächst
       Russland, dann auch die Ukraine, weite Teile des Geländes vermint, um
       schnelle Vorstöße der Gegenseite zu verhindern – oder den jeweils
       feindlichen Kräften nur den Weg über recht freies Gelände zu gestatten, wo
       sie Ziel von Artillerie- und Drohnenangriffen sein können.
       
       Die Entscheidung Joe Bidens ist insofern keine, die diese eigentlich
       geächteten Waffen erst in den Ukraine-Krieg einführt. Gleichwohl ist es zum
       jetzigen Zeitpunkt, zwei Monate vor der Amtseinführung des designierten
       US-Präsidenten Donald Trump, ein politisches Zeichen, nur zwei Tage nach
       der [6][Entscheidung, der Ukraine den Einsatz von US-Raketen vom Typ
       ATACMS auch auf russischem Territorium zu gestatten.]
       
       Biden will offenbar verhindern, dass Russland vor Trumps Amtseinführung
       allzu große Geländegewinne macht. Verwundernd ist allerdings, dass die
       Minen nicht auf russischem Territorium eingesetzt werden sollen – hat die
       Bidenregierung doch die Entscheidung zu den ATACMS-Raketen gerade mit der
       Abwehr der sich formierenden Angriffstruppen aus russischen und
       nordkoreanischen Soldaten in der Region Kursk begründet, wo die Ukraine
       seit dem Sommer einige Quadratkilometer russischen Territoriums besetzt
       hält. Die ATACMS dürfen von der Ukraine ausschließlich im Kursker Gebiet
       eingesetzt werden.
       
       20 Nov 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.washingtonpost.com/national-security/2024/11/19/biden-landmines-ukraine-russia/
   DIR [2] /Landminen-Report/!6050640
   DIR [3] https://www.undp.org/european-union/stories/ukraine-tackling-mine-action-all-sides-make-land-safe-again
   DIR [4] /Landwirte-in-der-Ukraine/!5960876
   DIR [5] /Waffenlieferungen-an-die-Ukraine/!5943304
   DIR [6] /Krieg-in-der-Ukraine/!6049607
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernd Pickert
       
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