# taz.de -- Gekippte EU-Verordnung: Abgeholzter Waldschutz
> Der Kampf gegen Entwaldung hat im EU-Parlament einen Rückschritt
> erlitten. Das ist nicht nur für die Natur beunruhigend.
IMG Bild: Kahlschlag: Alle EU-Staaten gelten nun als „No-risk“-Staaten für Waldzerstörung
Neue Zeiten im EU-Parlament: Mit den Stimmen der extremen Rechten von AfD,
Marine Le Pen, Viktor Orbán und den anderen Mitgliedern der
nationalistischen Fraktionen haben die deutschen Christdemokraten mit der
konservativen EVP-Fraktion [1][die EU-Entwaldungsverordnung] gekippt.
Der Wald ist seit eh und je ein politisches Hege- und Hassobjekt der
neoliberalen Naturzerstörer, doch dass CDU und CSU für ihr Verständnis von
Wald sogar die Brandschutzschneise überschreiten, ist auf der europäischen
Bühne neu. Noch im vorherigen EU-Parlament hatten die deutschen
Unions-Abgeordneten in der EVP-Fraktion der Entwaldungsverordnung
zugestimmt.
Kurz gesagt will die EU mit der Verordnung verhindern, [2][dass ökologisch
wertvolle Wälder gerodet werden und dann auf den Flächen in Südamerika]
oder Asien Kakaoplantagen, Sojaäcker oder Rinderzuchtflächen entstehen. Mit
derartigen Entwaldungspraktiken sind die EU-Staaten indirekt nach China die
größten Waldzerstörer der Welt – und das wollten bislang sowohl
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen als auch die
fortschrittlichen EU-Abgeordneten eindämmen.
Auf ihrer Seite stehen Lebensmittelkonzerne, die erkannt haben, dass sie
ihren Unternehmenszweck nur mit der Natur aufrechterhalten können und nicht
mit mehr Zerstörung. Kleinere Unternehmen hingegen fürchten die zusätzliche
Bürokratie, die ihnen die Entwaldungsverordnung aufladen würde.
Vermutlich ist die Sorge berechtigt, und es ist gut, dass von der Leyen
schon vor dem Pakt der EVP mit der Rechten zugesagt hatte, die
bürokratischen Hürden zu senken. Doch nun werden Sinn und Zweck der
Anti-Entwaldungs-Verordnung im erneuten Vermittlungsverfahren vermutlich
zerrieben: die Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen zu beenden.
Neoliberale aller Parteien jubeln schon, dass sie ihr Hauptanliegen
erreicht haben: Alle EU-Staaten gelten fortan als „No-risk“-Staaten für
Waldzerstörung – sie dürfen also weiter ungestraft die Naturwälder
abholzen. Das ist hochriskant für den Schutz von Natur und Klima, für den
europäischen Zusammenhalt – und damit auch für die Demokratie.
15 Nov 2024
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DIR Ulrike Fokken
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