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       # taz.de -- Selbstzerstörung der FDP: Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
       
       > Das Ende der Ampelkoalition und der Rücktritt des FDP-Generalsekretärs
       > sind nicht nur strategische Desaster der Partei. Sie sind auch eine
       > kommunikative Schmach.
       
   IMG Bild: Christian Lindner (FDP) äußert sich am 20.11.2024 zur Ampel-Ausstiegsstrategie
       
       Das Ende der Bundesregierung hatte sich die FDP internen Plänen zufolge
       ganz anders vorgestellt. Die Liberalen wollten die Koalition in Trümmern
       sehen („D-Day“), um im Wahlkampf, [1][der in der Partei als „offene
       Feldschlacht“ bezeichnet wurde], wie ein Phoenix aus der Asche zu steigen.
       Doch statt des sehnlichst herbeigewünschten Aufstiegs befinden sich die
       Liberalen im freien Fall, [2][wie FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai am
       Freitag mit seinem Rücktritt demonstrierte].
       
       Es ist der wahr gewordene Albtraum von falscher politischer
       Strategieplanung. Die Parteizentrale hatte das Ende der Bundesregierung
       durchdekliniert und wollte „aus einer Position der Stärke und
       Entschlossenheit“ die Koalition aufkündigen. Alles stand schon fest: Das
       Narrativ, ein Zeitpunkt, sogar eine Rede für den Parteichef lag vor. „Der
       Richtungsstreit in der Bundesregierung ist selbst zum größten
       Standortrisiko für unser Land geworden. Deshalb muss diese Bundesregierung
       jetzt enden“, sollte Christian Lindner zum geplanten Ende des Regierung
       zwischen dem 4. und 10. November sagen.
       
       Der Schuss ging bekanntermaßen nach hinten los, als Olaf Scholz Lindner mit
       dessen Entlassung zuvorkam. Lindner stand deshalb am Abend des 6. November
       mit leicht geröteten Augen und einem hastig formulierten Manuskript im
       Reichstagsgebäude und sagte: „Sein genau vorbereitetes Statement von heute
       Abend belegt, dass es Olaf Scholz längst nicht mehr um eine für alle
       tragfähige Einigung ging, sondern um einen kalkulierten Bruch dieser
       Koalition.“
       
       Die Liberalen leugnen weiterhin, die Bundesregierung aktiv hintertrieben zu
       haben. In seiner Rücktrittserklärung beteuerte Djir-Sarai, von den Plänen
       seiner Partei zum Ampel-Aus nichts gewusst zu haben. Dabei sollen sie von
       seiner rechten Hand, dem FDP-Bundesgeschäftsführer Carsten Reymann,
       verfasst worden sein, der kurz nach dem Generalsekretär ebenfalls seinen
       Rücktritt bekannt gab.
       
       Neben dem strategischen Desaster ist das Ende der Bundesregierung auch eine
       kommunikative Schmach für die Liberalen. Die Veröffentlichung der
       „Ablaufpyramide“, mit der in der Parteizentrale der „D-Day“ skizziert
       wurde, ist längst zum Meme geworden. Zuvor hatte der Generalsekretär immer
       bestritten, dass dieses martialische Wording gesetzt wurde.
       
       Daneben zeigt sich ein grundsätzlicher Widerspruch, den nun Christian
       Lindner klären sollte. Er hat die FDP innerhalb der Bundesregierung erst
       als Gegengewicht zu SPD und Grünen positioniert, um dann dem Glauben zu
       verfallen, die inhaltlichen Probleme der FDP lassen sich allein strategisch
       lösen: durch einen Ausstieg aus der Ampel.
       
       Es sind [3][die Worte der Chefin der Liberalen Jugendorganisation,
       Franziska Brandmann], die auch die Luft für den Parteichef dünn werden
       lassen: Sowohl die Öffentlichkeit als auch die eigene Partei müsse den
       Eindruck gewinnen, „über Wochen hinweg getäuscht worden zu sein“. Und: „Das
       gilt auch für mich, auch ich wurde getäuscht.“
       
       29 Nov 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.fdp.de/media/6739/download?inline
   DIR [2] /Ruecktritte-an-der-FDP-Spitze/!6053726
   DIR [3] https://www.zeit.de/politik/deutschland/2024-11/reaktionen-fdp-christian-lindner-djir-sarai
       
       ## AUTOREN
       
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