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       # taz.de -- Verkauf von E-Autos: Die Antriebswende braucht mehr Schwung
       
       > E-Autos lohnen sich vor allem für Besserverdienende, zeigt eine Studie.
       > Eine sozial gestaffelte Förderung könnte für mehr Absatz sorgen.
       
   IMG Bild: Eine Frau steckt ein Ladekabel in ein E-Auto: Noch fahren vor allem Gutbetuchte elektrisch
       
       Berlin taz | Der Anteil an Elektroautos auf deutschen Straßen wächst zu
       langsam, um die Klimaziele zu erreichen. E-Autos sind in der Anschaffung
       meist immer noch teurer als Fahrzeuge mit Verbrennermotor. Das geht aus
       einem Bericht des International Council on Clean Transportation (ICCT)
       hervor, der am Montag veröffentlicht wurde. [1][Die
       Studienautor*innen untersuchen die Entwicklung des deutschen
       Pkw-Marktes mit Blick auf soziale Teilhabe.] Der Fokus liegt dabei auf
       E-Autos.
       
       Dafür wurden Daten aus unterschiedlichen Quellen wie dem
       Kraftfahrt-Bundesamt, dem ADAC und Anbieterportalen zu Neuzulassungen,
       Preisen und Verfügbarkeiten ausgewertet. Demnach ist der Anteil an E-Autos
       auf deutschen Straßen 2023 im Vergleich zum Vorjahr um rund 1,2 Prozent auf
       2,9 Prozent gestiegen. Diese Entwicklung bewertet Sandra Wappelhorst vom
       ICCT als mittelmäßig. Um die deutschen Klimaziele zu erreichen, müsse die
       Antriebswende schneller gehen.
       
       Optimistisch stimmen Wappelhorst die Regeln für den CO₂-Flottengrenzwert
       der EU. Der regelt die Menge der erlaubten CO₂-Emissionen pro gefahrenen
       Kilometer der in Europa neu zugelassenen Pkws. Alle Autohersteller sind
       dazu verpflichtet, diese Grenze mit ihrer Neuwagenflotte einzuhalten. Bei
       Verstoß drohen Bußgelder. Im nächsten Jahr sinkt der Grenzwert von rund 115
       auf 98 Gramm pro Kilometer. „Dieses System wird für mehr Elektroautos
       sorgen“, sagt Wappelhorst. Nationale Gesetze müssten das zusätzlich
       unterstützen und die Antriebswende sozial gerecht gestalten.
       
       Das sei nämlich aktuell nicht der Fall: Für Fahrer*innen, die keine
       Möglichkeit haben, ihr Auto auch zu Hause zu laden, sei die
       Ladeinfrastruktur unzureichend. Das sei vor allem für Menschen ohne
       Wohneigentum problematisch. „Elektroautos sind in der Regel außerdem teurer
       als Verbrenner“, sagt Wappelhorst. Politische Maßnahmen könnten dem
       entgegenwirken. Der Bericht empfiehlt unter anderem den Ausbau der
       Ladeinfrastruktur. Auch eine gestaffelte Umweltprämie sei eine Möglichkeit,
       sagt Wappelhorst. Die würde die Neuanschaffung eines E-Autos je nach
       Einkommen der Käufer*innen fördern. [2][In Deutschland gab es bis Ende
       2023 eine Prämie für den privaten E-Auto-Kauf, die war aber nicht
       einkommensabhängig.] „Steuereinnahmen aus allen Einkommensgruppen haben
       somit Vergünstigungen für Besserverdienende finanziert“, sagt Wappelhorst.
       Denn aufgrund der E-Auto-Preise hätten die Neukäufe vor allem Menschen mit
       hohem Einkommen getätigt. „Dieses Modell ist nicht sozial gerecht“, betont
       sie.
       
       ## Leasing für Geringverdienende
       
       Wappelhorst schlägt stattdessen ein Bonus/Malus-System vor, wie es
       beispielsweise in Frankreich existiert: „Käufer von Autos, die viel CO2
       ausstoßen, müssen dort bei der Neuzulassung eine hohe Steuer, bis zu 60.000
       Euro, zahlen.“ Diese Einnahmen finanzierten wiederum Fördermaßnahmen,
       [3][zum Beispiel ein Social-Leasing-Modell.]
       
       Mit dem subventioniert der französische Staat E-Auto-Leasing für gering
       verdienende Pendler*innen. Die Unterstützung gilt für drei Jahre. „Die
       Nachfrage war so groß, dass die Fördermittel schon nach sechs Wochen
       ausgeschöpft waren“, so Wappelhorst. Das zeige, dass das Modell den
       richtigen Ansatz verfolge. Es sei außerdem Teil einer industriepolitischen
       Strategie, denn die Förderung gelte nur für E-Autos aus europäischer
       Produktion. Ein ähnliches Modell in Deutschland könne daher auch
       hierzulande [4][eine Chance für die kriselnde Automobilindustrie sein.]
       
       2 Dec 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://linkprotect.cudasvc.com/url?a=https%3a%2f%2ftheicct.org%2f&c=E%2C1%2CAhCstGQ1_iK3CfuAxe4EJ8PUxU3G6JFdZ8dAk6DeGZ74Upz98okFNnWF-3-tf2pc0DcX2T-Ta6VjRzTZ5R1Lq42N-vjDpZCCWPnjjuYA3kDTHQ96NG-hAuLkcA%2C%2C&typo=1
   DIR [2] /Staatliche-Foerderung-von-E-Auto-Kauf/!5980554
   DIR [3] /Elektromobilitaet-in-Deutschland/!6042627
   DIR [4] /Details-zum-Stellenabbau/!6048533
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Marie Gogoll
       
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