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       # taz.de -- Rücktrittsforderungen gegen Lindner: Der FDP-Chef wünscht sich Disruption
       
       > Lindner will eine neue Politik. Sein Generalsekretär steht vor großen
       > Herausforderungen – denn an der Parteibasis gibt es
       > Rücktrittsforderungen.
       
   IMG Bild: Ein vielsagender Blick: der neue FDP-Generalsekretär Marco Buschmann (FDP)
       
       Berlin taz | Trotz der Ernennung eines neuen Generalsekretärs ebbt die
       Kritik an der FDP-Führung wegen detaillierter Pläne zum Austritt aus der
       Regierung nicht ab. Parteichef Christian Lindner stellte am Montag
       Ex-Justizminister Marco Buschmann als designierten FDP-Generalsekretär „in
       herausfordernden Zeiten“ vor. In seinem Antrittsstatement machte Buschmann
       deutlich, [1][dass mit ihm in der Debatte um die „D-Day“-Strategie der
       Liberalen,] mit der die Partei ein Ende der Bundesregierung gezielt
       herbeiführen wollte, keine öffentliche Aufklärung zu erwarten sei. „Ich
       kann keine Details zu den Abläufen berichten, ich kenne das Haus, aber ich
       habe es 2017 verlassen“, sagte er zu seiner künftigen Arbeit in der
       Berliner Bundesgeschäftsstelle der FDP.
       
       Lindner wies nochmals die Kritik über ein von der FDP geplantes Ende der
       Bundesregierung von sich. „Die Freien Demokraten sehen keinen Grund, sich
       zu rechtfertigen, dass wir neue Wahlen wollten und uns darauf vorbereitet
       hatten“, sagte der Parteichef. Lindner wollte in dem an die Öffentlichkeit
       gelangten Papier lediglich „kommunikative Fehler in internen Sitzungen“
       sehen, durch die die „Lauterkeit der Partei beschädigt wurde“. [2][Den
       Abgang von Bijan Djir-Sarai als Generalsekretär und Bundesgeschäftsführer
       Carsten Reymann], aus dessen Feder das „D-Day“-Papier stammen soll,
       bezeichnete der Parteichef in diesem Zusammenhang als „notwendig“ und
       „bedauerlich“.
       
       Vertreter an der Basis sehen die Probleme jedoch als weitaus größer. Ulf
       Kasimir, der mit der Initiative „Starke FDP“ im Oktober über einen
       Mitgliederentscheid den Austritt der Liberalen aus der Ampel erwirken
       wollte, ist über die Entwicklungen der vergangenen beiden Wochen höchst
       unzufrieden. „Der Ampelaustritt war super, was dann folgte, war eher
       schwierig“, sagte der Vorsitzende des FDP-Stadtverbands im hessischen
       Neu-Isenburg der taz. „Es ist doch widersprüchlich, dass Lindner das Papier
       nicht anerkennt, aber der Generalsekretär trotzdem gehen muss.“
       
       Kasimir forderte gegenüber der taz einen Rücktritt des FDP-Vorsitzenden.
       „Es ist Zeit, dass Lindner sich zurückzieht.“ Dass Lindner auf Platz 1 säße
       und keine Anstalten mache zu gehen, mache es für die Partei schwierig.
       „Dass er in der Vergangenheit Gutes geleistet hat, steht außer Frage. Aber
       jetzt ist Zeit für jemand Neues.“
       
       ## Lindner sieht sich als Opfer
       
       Der Ortsvorsitzende sagt, es sei zu einer Entfremdung zwischen der
       Parteispitze und der Basis gekommen. „Die FDP braucht einen personellen
       Neuanfang. Das, was wir jetzt haben, klingt nicht danach.“
       
       Für Marco Buschmann, der trotz dieses Unmuts innerhalb der Partei nun einen
       Wahlkampf organisieren muss, sind das denkbar schlechte Startbedingungen.
       Der neue Generalsekretär wollte den Abgang Djir-Sarais als einen Akt der
       „persönlichen Verantwortung“ verstanden wissen. „In welcher anderen Partei
       hätte ein solcher Vorgang so schnell zu so entscheidenden
       Personalentscheidungen geführt?“, fragte Buschmann rhetorisch.
       
       Dabei hatte die FDP-Parteiführung über zwei Wochen versucht, Recherchen
       über das interne Hintertreiben der Regierung auszusitzen. Djir-Sarai hatte
       dabei sogar geleugnet, dass in den eigenen Reihen der Ausstieg aus der
       Ampel als „D-Day“ bezeichnet wurde – unwissentlich, wie er bei seinem
       Rückzug beteuerte. FDP-Chef Lindner versicherte am Montag, den Prozess und
       die „Kommunikationsfehler“ weiter aufarbeiten zu wollen.
       
       In der Kritik an der FDP sah der Chef der Liberalen einen Plan von SPD und
       Grünen, die FDP zu zerstören, um sich so eine Machtoption nach den
       kommenden Bundestagswahlen zu sichern. Am Sonntag hatte er sich zudem in
       einem Interview mit der Journalistin Caren Miosga als Opfer einer
       Medienkampagne gesehen. Der FDP-Chef hatte sich beklagt, die ARD-Sendung
       gleiche einem „Tribunal“ gegen ihn.
       
       Am Montag wiederholte Lindner seine Aussagen über den libertären
       Präsidenten Argentiniens, Javier Milei, und den US-Milliardär und
       Verschwörungsideologen Elon Musk, sie seien „beeindruckend“. „Was mich
       beeindruckt, ist die Kraft zur Disruption, eine Wende herbeizuführen, wenn
       der Abstieg droht“, so der FDP-Chef.
       
       2 Dec 2024
       
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