# taz.de -- Neuwahlen in Zeiten der Polarisierung: Gräben überwinden, Demokratie verteidigen
> Die Neuwahlen sind eine Chance, um die Demokratie zu stärken. Statt in
> Frust zu verfallen, sollten wir schwierige Gespräche suchen.
IMG Bild: Wählerin
Es ist momentan schwer, nicht zu resignieren. Die Wahl in den USA, die
Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, das Erstarken demokratie- und
menschenfeindlicher Kräfte in Deutschland und Europa lösen bei vielen
Gefühle von Ohnmacht und Verzweiflung aus. Aber wir können etwas tun.
Zum Beispiel: für Vereine und demokratische Parteien spenden oder dort
Mitglied werden, guten Journalismus unterstützen, hin- und nicht
wegschauen, demonstrieren, politische Gespräche suchen, Fremde einladen,
zuhören, gemeinsam kreativ werden und neue Gemeinschaften bauen. Am besten
machen wir ganz viel davon, am besten alles auf einmal.
Außerdem ist es so: Nicht alle, aber viele von uns dürfen hier wählen. Auf
Bundesebene bekommen wir schon sehr bald die Gelegenheit dazu. Im
Englischen gibt es den schönen Ausdruck „narcissism of small differences“,
was sich mit dem deutschen Wort „Haarspalterei“ nur zum Teil übersetzen
lässt.
Der Narzissmus der kleinen Differenzen beharrt darauf, dass man hier und da
doch nicht ganz einverstanden ist und dass man dieses oder jenes letztlich
doch skeptisch sieht. Häufig dient das allerdings nur einem: unseren
eigenen Befindlichkeiten und Eitelkeiten. Dafür haben wir gerade keine
Zeit.
## Nicht das Wählen vergessen!
Natürlich gibt es auch berechtigte Auseinandersetzungen, zum Beispiel in
der Klima-, in der Wirtschafts-, in der Sozial- oder [1][in der
Migrationspolitik]. Aber auch da gilt: Zum Wählen gibt es in Zeiten wie
unseren keine Alternative.
Indem wir für [2][demokratische Parteien] stimmen, ebnen wir den Weg dafür,
dass wir auch in zehn Jahren noch freie und faire Wahlen haben, unabhängige
Gerichte, eine vielstimmige Öffentlichkeit sowie unabhängige Kultur- und
Bildungseinrichtungen.
Genauso macht es einen Unterschied, ob wir uns auf eine Welt zubewegen, in
der die Klimakatastrophe ein menschenwürdiges Leben für viele unmöglich
macht oder nicht. Wir haben das großartige Recht, im Rahmen von
demokratischen Wahlen darauf Einfluss zu nehmen. Lasst uns also viel
machen, und dabei nicht das Wählen vergessen!
5 Dec 2024
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## AUTOREN
DIR Kristina Lepold
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