URI: 
       # taz.de -- Drei tote Rennpferde in England: Rennen und springen bis zum Kollaps
       
       > Bei einem Hindernisrennen im englischen Cheltenham sterben wieder drei
       > Pferde. In den letzten 17 Jahren kamen fast 3.000 Rennpferde ums Leben.
       
   IMG Bild: Tödliches Traditionsrennen im November in Cheltenham
       
       Auf der im Internet geführten Liste für tote Rennpferde
       [1][„horsedeathwatch.com“] sind die drei jüngsten Opfer von Cheltenham
       schon eingetragen. Seit dem Jahr 2007 werden die Todesfälle auf den
       internationalen Rennstrecken von Tierschutzaktivisten dokumentiert. Der
       Wallach „Abuffalosoldier“, der am Sonntag wenige Augenblicke nach seinem
       Sieg im vierten Rennen zusammenbrach, „Bangers And Cash“, der im selben
       Wettbewerb zuvor schon kollabiert war, und „Napper Tandy“, der nach einem
       Hindernissturz seinen Verletzungen erlag, sind die Todesopfer Nr. 2.900,
       2.901 und 2.902.
       
       Ändern wird das vermutlich nicht viel. Gerade in England erfreuen sich die
       Hindernisrennen trotz der hohen Todesrate und [2][massiver Kritik] größter
       Beliebtheit. Routiniert wirkten die Stellungnahmen von der Rennstrecke in
       Cheltenham, das im Südwesten Englands liegt und vor allem für seine
       Pferderennen im Frühjahr während der Cheltenham-Festivals bekannt ist. Ein
       Sprecher der British Horseracing Authority (BHA) sprach am Sonntag von
       einer Tragödie für alle Beteiligten und versicherte, man sei in Gedanken
       bei ihnen. Und er erklärte: „Wie bei allen Todesfällen werden wir
       versuchen, die Umstände hinter jedem Vorfall zu verstehen, da wir uns
       bemühen, vermeidbare Risiken in unserem Sport weiter zu reduzieren.“
       
       Wobei die ersten Analysen vermuten lassen, dass nicht viel unternommen
       werden kann. Liam Kearns, leitender Tierarzt der Jockey Club Racecourses,
       erklärte gegenüber Racing TV zu den Zusammenbrüchen von „Abuffalosoldier“
       und „Bangers And Cash“: „In beiden Fällen sprechen wir von einem
       kardiovaskulären Kollaps, da man zu diesem Zeitpunkt nicht sagen kann, ob
       es sich um einen echten Herzinfarkt handelt oder ob ein größeres Blutgefäß
       gerissen ist. Aber es ist von dieser Art, und deshalb handelt es sich um
       einen plötzlichen Todesfall.“
       
       ## Tod während des Siegerinterviews
       
       Den Tod von „Abuffalosoldier“ mussten die TV-Zuschauer live mitansehen.
       Reiter Sean Bowen gab noch auf dem Pferderücken ein Siegerinterview, als
       der Wallach plötzlich kollabierte. Der Jockey stürzte und die TV-Aufnahme
       wurde unterbrochen. Es sei ein großer Zufall, erklärt Kearns, dass das zwei
       Mal in einem Rennen passiere. Wegen der „intensiven Rennsituation“, stellte
       er klar, würden die Pferde zuvor immer sorgfältig überprüft werden. Kearns
       sagte jedoch auch: „Es ist eines dieser plötzlichen Dinge, die einen
       treffen können.“ Wenn es sich um einen echten Herz-Kreislauf-Kollaps
       handeln würde, könne nicht viel getan werden.
       
       Bei den Cheltenham-Festivals im Jahr 2016 zählten die Veranstalter sieben
       tote Pferde in nur vier Tagen. Im April vergangenen Jahres starben beim
       Hindernisrennen in Aintree nahe Liverpool drei Pferde. Damals pilgerten
       Pferdesportfans und Protestierende zu dem Rennen. Letztere fühlten sich
       durch die Ereignisse bestätigt. Die Pferdesportfreunde argumentierten, dass
       erst die Proteste, als Dutzende auf die Rennstrecke gelangen wollten, die
       Pferde aufgeregt und das Unglück begünstigt hätten.
       
       Tierschützer wenden grundsätzlich gegen Hindernisrennen ein, dass Springen
       nicht zu den [3][natürlichen Verhaltensweisen von Pferden] gehört. In
       freier Wildbahn weichen die Tiere größeren Hindernissen aus und
       überspringen sie nur im Notfall.
       
       Ed Chamberlain, der Kommentator des englischen Privatsenders ITV
       (Independent Television), bedauerte nach der Todesnachricht von
       „Abuffalosoldier“ dessen Jockey Sean Bowen: „Er ist so brillant gesprungen
       – heldenhaft. (…) Es ist zum Verzweifeln traurig. Ich fürchte, das ist ein
       Sport, bei dem man Höhen und Tiefen erlebt.“
       
       18 Nov 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.horsedeathwatch.com/
   DIR [2] /Pferderennsport-in-der-Kritik/!5635632
   DIR [3] /Defizite-im-Tierschutz/!5973662
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Johannes Kopp
       
       ## TAGS
       
   DIR Pferdesport
   DIR England
   DIR Tod
   DIR Schweine
   DIR Trendsport
   DIR American Pie
   DIR Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Stallhaltung in Deutschland: Schweineparadies in Gefahr
       
       Die Ampel hatte Bauern Geld versprochen, die ihre Schweinehaltung
       verbessern. Nach dem Regierungskollaps ist die Zukunft des Programms
       ungewiss.
       
   DIR Trendsport Hobby-Horsing: „Die Beine sind das Pferd“
       
       Hobby-Horsing ist eine neue Sportart, die viel Spott erfährt. Die einen
       sehen es als Witz, die anderen schätzen die kreative Bewegungsform.
       
   DIR Doping im US-Pferdesport: Irre Verschwörungstheorien
       
       Bob Baffert, der erfolgreichste Trainer von Galopprennpferden, wird trotz
       neuerlichen Dopings milde bestraft. Das Ganze hat System.
       
   DIR Misshandlung im Pferdesport: Ermittlungen gegen Springreiter
       
       Die Staatsanwaltschaft Münster ermittelt nach Vorwürfen wegen
       Tiermisshandlung gegen Ludger Beerbaum. Dieser wehrt sich gegen die
       Anschuldigungen.