# taz.de -- Umdeuten anstatt ärgern: Verkehrspolitik durch gezieltes Atmen reframen
> Unzählige Psycho-Spiri-Ratgeber können nicht irren: Man muss das Gute nur
> sehen. Das gilt auch für Schienenersatzverkehr, Abgase und Autobahnen.
IMG Bild: Ein verwaschenes Fahrradsymbol. Aktivisten von Sand im Getriebe Berlin sprühten einen Pop-up-Radweg auf der Berliner Allee
Eine Kollegin von mir verschickt regelmäßig Newsletter. Ich kenne sie
eigentlich von Krimilesungen, inzwischen hat sie sich auf
[1][Wunscherfüllungsbücher] verlagert. Darin schildert sie ihre Vision
davon, Millionärin zu sein, feiert Krankheiten als Möglichkeit zur Auszeit
und erläutert, wie sie in aller Sanftheit Freundschaften und Beziehungen
beendet.
Ich habe deshalb jetzt überlegt, wie sich dieses Geschäftsmodell des
Selbstempowerment durch Umdeutung allen Geschehens auf die Verkehrswende
ummünzen lässt. Blöderweise kann man ja einen [2][Radweg] nicht selbst
bauen. Leider: Bei meinem jüngsten Blick in die politische Glaskugel, so
viel sei hier verraten, konnte ich die Verkehrswende gar nicht mehr im
Aurafeld Deutschlands ausmachen.
Aber so ganz ohne Zukunftshallodri geht es ja auch nicht. Deshalb soll mein
geplantes Werk politische und esoterische Bubble miteinander verbinden.
Titel „Refraiming von Verkehrspolitik durch gezieltes Atmen“. Den Anfang
stelle ich mir ungefähr so vor: „Unzählige Psycho-Spiri-Ratgeber können
nicht irren: Das Universum hält alles bereit, was wir uns so sehnlich
wünschen! Wir können in Zeiten wie diesen also entweder das [3][Fahrrad]
ins Korn werfen und am Haltestellenmast des Schienenersatzverkehrs weinen –
oder den Blickwinkel ändern.“
Das Buch imaginiere ich mir als eine Entdeckungsreise der Dankbarkeit,
unterlegt mit praktischen Übungen. Etwa in dieser Richtung: „Tritt vor
deine Tür. Breite die Arme zum Sonnengruß. Verbinde dich mit deinem
Ursprung. Atme. Sei dankbar! Falls du Abgase riechst: Das Universum hat dir
einen Geruchssinn geschenkt. Sei dankbar!“
## Niemand hat die Absicht, eine Autobahn zu bauen
Ich würde darauf hinweisen, wie wichtig es ist, in dem zu ruhen, was ist:
„Du gehst auf eine politische Veranstaltung. Wichtige Menschen sind
eingeladen: solche, die Entscheidungen über eine Verkehrswende treffen
könnten. Sie erklären, warum sie keine Entscheidungen für die Verkehrswende
treffen können. Das Universum zeigt dir durch diese Begegnungen, wie sehr
alles mit allem zusammenhängt. Niemand hat die Absicht, eine Autobahn zu
bauen. Nur geht es ohne eben nicht. Sei dankbar.“
Als Abschluss denke ich an Körperübungen. „Du hast ein Zugticket gebucht
und stehst am Bahnsteig. Zusammen mit vielen Menschen. ihr habt euren Zug
früher erwartet und verweilt jetzt gemeinsam in der Erfahrung der
Enttäuschung. Nutze diese Erfahrung für dich! Enttäuscht zu sein. Wie fühlt
es sich an? Wo nimmst du dieses Abfallen der Täuschung in deinem Körper
wahr? Atme. Nimm dich selbst wahr. Vielleicht kannst du diese Chance
nutzen, dich aus der Hektik des Alltags auszuklinken und zur Ruhe zu
kommen? Sei dankbar!“
Ich visualisiere große Erfolge für mich, den Verlag und alle Lesenden.
Natürlich gibt es dann immer noch keine Verkehrswende, denn Realität ist,
was bleibt, auch wenn man nicht daran glaubt. Aber wenn wir unseren Glauben
an die Vernunft ganz achtsam loslassen, könnte das nicht helfen, sich
irgendwie besser zu fühlen? Auf unserem Weg zu vielleicht irgendwann Tempo
30 innerorts, einer akzeptablen Radinfrastruktur und halbwegs pünktlichen
Zügen.
22 Nov 2024
## LINKS
DIR [1] /Die-Wahrheit/!5950829
DIR [2] /Verkehrswende-auf-der-Mobilitaetsmesse/!6043459
DIR [3] /Verkehrspolitik-in-Deutschland/!6037728
## AUTOREN
DIR Kerstin Finkelstein
## TAGS
DIR Wir retten die Welt
DIR Fahrrad
DIR Framing
DIR Wir retten die Welt
DIR Wir retten die Welt
DIR Wir retten die Welt
DIR Wir retten die Welt
DIR Fahrrad
DIR Wir retten die Welt
DIR Fahrrad
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR Zwangstindern mit den Wahlplakaten: Verkehrswende? Wisch und weg!
Beim Radfahren schreien einem die Bilder der Kandidierenden vom
Straßenrand geradezu entgegen. Mit prima Mobilitätskonzepten werben sie
nie.
DIR Radfahren gegen den Blues: Sich selbst zur Ruhe bringen
Gegen schlechte Laune in schwierigen Zeiten empfiehlt unsere Kolumnistin:
Radfahren. Täglich. Nebenbei rettet man damit ein klein wenig die Welt.
DIR Verkehrserziehung: Ein roter Teppich für den Schulweg
Erziehung ist nicht nur bei Kindern wichtig. Was den Autoverkehr angeht,
wurde da einiges versäumt, findet unsere Kolumnistin.
DIR Verkehrswende auf der Mobilitätsmesse: Euphorische Zukunft und dunkle Realität
Nach „Beam-Me-Up-Feeling“ auf der Verkehrsmesse folgt die Pipi-Trübsal der
realen Unterführung. Aber wo entlang geht's zur Zukunft?
DIR Verkehrspolitik in Deutschland: Rad-Mantra und Asphalt-Realität
Gesundheitsfördernd, platzsparend, klimaschonend: Jeder redet vom
Radfahren, aber auf unseren Straßen dominiert weiter das Auto. Warum
eigentlich?
DIR Zwischen Postkarten und Autoabgasen: Liebe Grüße aus der Fahrradstraße!
Nicht so schnell, dafür schön und sicher ans Ziel kommen – das versprechen
einige Navi-Apps für Radfahrende. Unsere Autorin bringt das auf kreative
Ideen.
DIR Auto trotz E-Bike: Statussymbol Elektrorad
E-Bikes tragen offenbar nicht dazu bei, dass es weniger Autos gibt. Wer
braucht sie dann überhaupt noch?