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       # taz.de -- Trumps Regierungsbildung: Der erste gibt auf
       
       > Matt Gaetz, den Donald Trump zum neuen Generalstaatsanwalt der USA machen
       > wollte, zieht zurück. Für Republikaner im Senat ist es eine
       > Erleichterung.
       
   IMG Bild: Er ist raus: Matt Gaetz, den Trump zum Generalstaatsanwalt machen wollte, zieht unter Druck zurück
       
       Berlin taz | Für die frisch gewählte republikanische Mehrheit im US-Senat
       war [1][Matt Gaetz] eine gewaltige Belastung. Der von vielen seiner eigenen
       Kolleg*innen verachtete Abgeordnete sollte neuer Generalstaatsanwalt
       werden, hatte Donald Trump bekannt gegeben – eine Nominierung, die
       Schockwellen durch das politische Washington sandte.
       
       Jetzt hat Gaetz sich von dem Posten zurückgezogen. „Es ist klar, dass meine
       Bestätigung eine Ablenkung von der wichtigen Arbeit der Regierungsübernahme
       geworden ist,“ schrieb Gaetz auf X. Es sei aber wichtig, dass das
       Justizministerium, das er hätte leiten sollen, „an Tag 1 arbeitsfähig ist.“
       
       Gaetz war unmittelbar nach seiner Nominierung von seinem Posten als
       Abgeordneter im Repräsentantenhaus zurückgetreten und hatte damit offenbar
       verhindert, dass der Ethikausschuss der Kammer einen Bericht über ihn
       veröffentlichte.
       
       Vorgeworfen wurde ihm unter anderem, mehrfach Minderjährige für Sex bezahlt
       zu haben. Auch das Justizministerium, also jene Behörde, der er vorstehen
       soll, hatte in dieser Sache bereits gegen ihn ermittelt. Gaetz konnte nicht
       für diesen Posten bestätigt werden, und das sahen auch viele
       Republikaner*innen so.
       
       Nur: Um das zu erreichen, hätte mindestens vier republikanische
       Senator*innen zusammen mit allen Demokrat*innen gegen Gaetz stimmen
       müssen. Doch eine sichtbare Stimme gegen Trump ist das Letzte, was
       republikanische Senator*innen sein wollen. Denn Trumps Rachebedürfnis
       gegen jede Art von Widerspruch ist bekannt. Trumps designierter
       Vizepräsident J.D. Vance hatte in den vergangenen Tagen in vielen
       Gesprächen versucht, für Gaetz unter den Senatoren zu werben – offenbar
       nicht sehr erfolgreich.
       
       ## Auch andere Nominierungen sind arg fragwürdig
       
       Aber wahrscheinlicher als eine Niederlage bei einer Abstimmung war, was
       jetzt passiert ist: Der Druck auf Gaetz wurde in einer Weise gesteigert,
       die ihn zuvor zum Rückzug zwang.
       
       Das ist im übrigen auch der üblichere Weg. Es sind nur wenige Fälle
       bekannt, in denen der Senat per Abstimmung Kabinettsvorschläge verhinderte.
       In der Regel kommt es dazu gar nicht mehr, wenn die Vorbehalte zu groß
       sind.
       
       Gaetz war nicht die einzige ungewöhnliche [2][Nominierung für Trumps
       Kabinett]. Neben Gaetz gelten auch die Nominierten für Verteidigung (Peter
       Hegseth), für Gesundheit (Robert F. Kennedy) und für
       Geheimdienstkoordination (Tulsi Gabbard) als eigentlich untragbar und
       Mehmet Oz, der das Gesundheitssystem Medicare übernehmen soll, als
       mindestens zweifelhaft.
       
       Trump hatte schon kurz nach seiner Wahl Druck auf die Bewerber für die
       republikanische Senatsführung ausgeübt: Sie müssten grundsätzlich
       Nominierungen ohne Senatsbestätigung zustimmen. Solche sogenannten „Recess
       Appointments“ stammen aus einer Zeit, als die Senatoren noch aus dem ganzen
       Land per Pferdekutsche nach Washington reisten und sollten sicherstellen,
       dass wichtige Posten auch dann besetzt werden können, wenn der Senat viele
       Woche oder gar Monate in der Sitzungspause ist. Heute ist das kein Argument
       mehr – aber wenn der Senat sich selbst eine mindestens zehntägige
       Sitzungspause verordnet, kann Trump seine Kandidaten auch ohne Bestätigung
       ernennen, wenn auch zunächst nur für ein Jahr.
       
       Das das geschieht, um die anderen durchzubringen, ist möglich, aber nicht
       wahrscheinlich. Plausibler ist, dass die demokratischen Senatsmitglieder
       ihre Freude daran haben, Trumps Kandidaten in den Anhörungen
       frühstücksfertig zu grillen. Es wird an den republikanischen
       Senator*innen liegen, wer sich in nächster Zeit traut, welche Kämpfe
       mit Trump aufzunehmen.
       
       21 Nov 2024
       
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