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       # taz.de -- Handball-Bundesliga der Männer: Hannovers Handballer heben immer weiter ab
       
       > Die TSV Hannover-Burgdorf spielen diese Saison um die Meisterschaft mit.
       > Nicht mit viel Geld, sondern mit Vertrauen in junge Talente hat das
       > geklappt.
       
   IMG Bild: Zehn Tore machte er am Freitag gegen die Rhein-Neckar Löwen: Hannovers Kreisläufer Justus Fischer
       
       Hannover taz | Und dann war auch noch der letzte Treffer des Abends von
       einer richtig starken Szene begleitet: Marius Steinhauser und Justus
       Fischer rannten in hohem Tempo auf das gegnerische Tor zu. Anstatt sich
       unterwegs zu streiten, wer von ihnen den Ball fangen und zum 35:30-Endstand
       gegen die Rhein-Necker Löwen verwandeln darf, ließ der Kreisläufer Fischer
       dem Außenspieler Steinhauser lächelnd den Vortritt.
       
       Was auch immer die Handballprofis der [1][TSV Hannover-Burgdorf] derzeit
       anstellen: Es gelingt ihnen und hat eine herrliche Leichtigkeit. „Wir sind
       eine junge Truppe und wissen um unsere Chance“, sagt Teamkapitän
       Steinhauser über eine Mannschaft, die sich in der oberen Tabellenregion der
       Bundesliga etabliert hat, aktuell sogar um die Meisterschaft mitspielt –
       und in Hannover mehr als salonfähig geworden ist.
       
       Die Erfolgsgeschichte dieses Vereins, dessen Ursprung im Umland von
       Hannover in der Kleinstadt Burgdorf liegt, hat Hand und Fuß. Der frühere
       Regionalligist TSV Burgdorf hat sich Stück für Stück dem Profisport
       angenähert. Dem Umzug in eine mittelgroße Halle in Hannover folgte Schritt
       für Schritt die nächste große Bühne. Mittlerweile füllt der Verein sogar
       die riesige ZAG-Arena auf dem ehemaligen Expo-Gelände.
       
       „Was ist das für eine fantastische Mannschaft?“, brüllte der Hallensprecher
       in der Schlussphase des Heimspiels gegen die Rhein-Necker Löwen am
       Freitagabend. Und die Mehrheit der 9.900 Zuschauer in der ausverkauften
       Halle erhob sich von den Sitzplätzen, um große Zufriedenheit zum Ausdruck
       zu bringen.
       
       ## Große Talente aus dem eigenen Nachwuchs
       
       Eigentlich zählen Vereine wie die Rhein-Necker Löwen oder der [2][THW
       Kiel], bei dem die TSV Hannover-Burgdorf an diesem Mittwoch zu Gast ist,
       zur Elite der höchsten deutschen Spielklasse. Aber die aktuelle Mannschaft
       der Niedersachsen hat etwas, das Anlass zur Hoffnung auf ganz große Taten
       gibt. „Ich freue mich über unseren Hunger. Aber wir werden nicht abheben“,
       meint Christian Prokop, der einen erheblichen Anteil am Aufschwung der
       Mannschaft hat.
       
       Der frühere Bundestrainer ist seit 2021 Chefcoach der TSV
       Hannover-Burgdorf. Ihm steht ein Spielerkader zur Verfügung, der die
       Stärken internationaler Routiniers mit dem Mut der nachrückenden Generation
       vereint. Mit Renars Uscins hat Prokop eines der größten deutschen Talente
       zum Stammspieler im Verein und zum Hoffnungsträger der Nationalmannschaft
       geformt.
       
       Gleiches gilt für den hünenhaften Justus Fischer, der mit zehn Toren am
       Heimsieg gegen die Rhein-Necker Löwen beteiligt war. „Ich wünsche mir, dass
       die Jungs mit Mut und Lust weiterspielen und sich nicht viele Gedanken
       machen“, sagt Prokop über seine herausragenden Talente im Team.
       
       Der Weg, den die jungen deutschen Spieler und der Verein gemeinsam
       einschlagen, ist vorbildlich. Justus Fischer zum Beispiel hat sich über die
       beiden regionalen Stadtteilvereine HSC Hannover und TSV Anderten bis zur
       TSV Burgdorf vorgearbeitet. Der mittlerweile 21-Jährige ist innerhalb
       kürzester Zeit vom Talent zum gestandenen Profi aufgestiegen. „Es ist
       einfach ein schönes Gefühl. Aber wir sind uns bewusst, dass wir ziemlich am
       Maximum spielen“, sagt Fischer über den aktuellen Höhenflug. Der
       Kreisläufer gehört zu den Helden und Identifikationsfiguren eines Vereins,
       dessen Heimspiele in Hannover inzwischen Eventcharakter haben.
       
       ## Volle Halle in Hannover
       
       Wie in der Branche Profisport üblich, hat sich der Verein mit dem Zusatz
       „Die Recken“ geschmückt, um sich besser vermarkten zu können. Vor und nach
       den Heimspielen tritt mit „Hektor“ ein Maskottchen in Erscheinung, das vor
       allem die jüngeren Zuschauer beglückt. Die hüpfende klatschende
       Pferdegestalt in Rittermontur muss man nicht mögen. Aber es gehört zur
       gelungenen Inszenierung der „Recken“-Heimspiele nun einmal dazu, die vielen
       Familien auf den Zuschauerrängen nicht nur mit gutem Sport zu bespaßen.
       
       Das Schöne an der TSV Hannover-Burgdorf beziehungsweise den „Recken“
       bleibt: Sie sind nicht mit Gewalt, Eile und Moneten, sondern organisch und
       behutsam gewachsen. In Hannover haben über Jahre König Fußball
       ([3][Hannover 96]) sowie das Eishockey mit den Lokalrivalen Hannover
       Scorpions und Hannover Indians den Ton in der Sportszene angegeben. Sie
       alle müssen sich damit anfreunden, dass die Sportart Handball mindestens
       ebenbürtig mit ihnen geworden ist – zumal die TSV Hannover-Burgdorf auch
       noch eine vorbildliche Jugendarbeit betreibt. Das Gesamtpaket dieses
       Vereins stimmt derzeit. Wie sagt es der umjubelte Justus Fischer so schön:
       „Wir lösen eine besondere Freude bei den Menschen aus.“
       
       Dafür haben zuletzt Heimsiege gegen die Spitzenmannschaften wie den SC
       Magdeburg und die SG Flensburg-Handewitt gesorgt. Die etablierte und vor
       wenigen Jahren noch übermächtige Konkurrenz muss zur Kenntnis nehmen, dass
       die TSV Hannover-Burgdorf mehr als ein temporärer Emporkömmling ist.
       
       8 Dec 2024
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Christian Otto
       
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