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       # taz.de -- Vergewaltigungsvorwurf gegen Jay-Z: It’s a hard-knock life – for us!
       
       > In der Klage gegen P. Diddy wurde ein bisher geschwärzter Name enthüllt:
       > Jay-Z. Er soll mit P. Diddy eine 13-Jährige vergewaltigt haben.
       > Überraschen solche Nachrichten noch?
       
   IMG Bild: Wird mit Vergewaltigungsvorwürfen konfrontiert: Jay Z beim American Football im November 2024
       
       Inzwischen scheinen diese Nachrichten zum Alltag zu gehören: Die Rapper
       Jay-Z und P. Diddy sollen auf einer Afterparty der MTV Video Music Awards
       im Jahr 2000 eine damals 13-Jährige unter Drogen gesetzt und nacheinander
       vergewaltigt haben.
       
       Die Zivilklage der anonymen Klägerin wurde erstmals im Oktober in New York
       City eingereicht. Dabei wurden die Namen zweier prominenter Personen
       geschwärzt, und nur [1][Sean „Diddy“ Combs] als Beklagter genannt. Am
       Sonntag folgte eine aktualisierte Version der Klage, in der Jay-Z
       namentlich aufgeführt ist.
       
       Die neuesten Vorwürfe werfen nicht nur einen düsteren Schatten auf den
       Superstar, sondern auch auf das Familienimperium der Carters, Jay-Z und
       [2][Beyoncé], das mächtigste Paar in der Musikindustrie.
       
       Das Mädchen, das nach dem Konsum eines Getränks benommen gewesen sei, habe
       sich zurückziehen wollen – nur um in einem Schlafzimmer von den beiden
       Männern missbraucht zu werden. Sie habe bei ihrer Ankunft eine
       Geheimhaltungsvereinbarung unterschreiben müssen. Und als wäre das nicht
       genug, beschreibt die Klage, dass eine prominente Frau tatenlos zugesehen
       habe.
       
       ## „Abscheulich“ und „idiotisch“
       
       Die Anwälte der Frau hatten angeblich versucht, Jay-Z zu einer
       außergerichtlichen Einigung zu bewegen, um weitere Eskalationen zu
       vermeiden. Seine Reaktion? Laut Klageschrift setzte Carter auf
       „Belästigung, Mobbing und Einschüchterung“ – und zwar nicht nur gegen die
       Anwälte der Klägerin, sondern gleich gegen ihre Familien, Mitarbeiter und
       ehemalige Kollegen:innen. „Als Reaktion auf das ungeheuerliche Verhalten
       von Carter“ aktualisierte die Frau die Klageschrift und aus einem anonymen
       Star wurde plötzlich Shawn Carter, besser bekannt als [3][Jay-Z].
       
       Der streitet die Vorwürfe ab und zeigt sich nun als moralischer
       Familienmensch: In seiner öffentlichen Stellungnahme betont Jay-Z, wie
       schwer diese Vorwürfe auf ihm und seiner Familie lasten. Er müsse jetzt mit
       seiner Frau Beyoncé und ihren Kindern darüber sprechen. Schließlich würden
       deren Freunde die Berichte lesen und Fragen stellen. Man möchte fast ein
       Tränchen verdrücken – bis einem einfällt, dass das echte Trauma hier wohl
       nicht am Esstisch der Carters stattfindet.
       
       In der Stellungnahme bezeichnet Jay-Z die Vorwürfe als „abscheulich“ und
       „idiotisch“. Ist man von all dem überrascht? Nicht wirklich. Schließlich
       geht es hier um eine Branche, die schon lange ihre moralischen
       Bankrotterklärungen unterschrieben hat.
       
       ## Ego, Schweigekultur und Macht
       
       Die toxische Mischung aus Ego, Schweigekultur und steilen Machtgefällen
       schützt Täter seit Jahrzehnten und stürzt Opfer in eine Spirale aus
       Schweigen und Scham. An den Enthüllungen kann nur überraschen, wie viel
       Zeit verstreichen wird, bis nach P. Diddy und Jay-Z der nächste Name fällt.
       
       Denn die Frage ist längst nicht mehr, ob es solche Fälle gibt, sondern wer
       der nächste Name auf der Liste sein wird. Solange sich die [4][Mechanismen
       der Musikindustrie] nicht verändern, wird die Liste wachsen – und mit ihr
       die Zahl der Opfer.
       
       Für Jay-Z, den Mann, der sich als Vorbild und Visionär inszeniert, könnten
       diese Anschuldigungen das Ende eines sorgfältig kuratierten Images
       bedeuten. Sein Imperium, das ihn vom Straßenrapper zum Milliardär und
       moralischen Sprachrohr erhob, steht vor der härtesten Probe. Bereits die
       öffentliche Ausschlachtung seiner Untreue gegenüber Beyoncé hat Risse in
       der Fassade der Carters verursacht. Doch während Fremdgehen ein moralisches
       Problem ist, ist Vergewaltigung ein Verbrechen.
       
       Jay-Z sang mal: „It’s a hard-knock life for us!“ – ein Lied, das von den
       Kämpfen und Härten des Lebens handelt. Auch wenn die Lyrics viel besser auf
       die Frauen zutreffen, die von diesem System ausgebeutet werden, wird der
       Rapper sie mit den Lyrics wohl kaum gemeint haben. Für sie, die
       mutmaßlichen Opfer, bleibt lediglich die Hoffnung auf Gerechtigkeit.
       
       9 Dec 2024
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
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