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       # taz.de -- Syrischer Ex-Diktator im Exil: Assads armseliger Abgang
       
       > Der Sturz von Assad hat einen entscheidenden Haken. Er wird sich im
       > russischen Exil niemals vor einem Gericht verantworten müssen.
       
   IMG Bild: Von dem Diktator bleibt ein zusammengerollter Teppich im Präsidentenpalast von Damaskus
       
       Als der gestürzte syrische Diktator Baschar al-Assad in Damaskus abhob,
       flog er nicht nur Richtung Russland, sondern auch seiner eigenen
       Bedeutungslosigkeit entgegen.
       
       Sein Flugzeug verschwand im wahrsten Sinne des Wortes vom Radar. Er tauchte
       erst wieder auf, als russische Staatsmedien verkündeten, er sei in
       [1][Moskau und erhalte dort Asyl].
       
       Nach 24 Jahren brutaler Herrschaft ist es sicherlich nicht einfach zu
       verdauen, wenn das Selbst so plötzlich in die Bedeutungslosigkeit wandert.
       
       Dafür ist Assad das Schicksal anderer geschasster arabischer Autokraten,
       wie Muammar al-Gaddafi in Libyen oder Saddam Hussein im Irak, erspart
       geblieben: Im Gegensatz zu ihnen ist er mit dem Leben davongekommen.
       
       ## Assad entkommt internationalem Gericht
       
       Doch sein Abgang ins Exil in der Russischen Föderation hat für die
       Syrerinnen und Syrer, die jetzt ihre Befreiung feiern, einen entscheidenden
       Haken: Der [2][syrische Diktator a. D.] wird sich wohl niemals vor einem
       internationalen Gericht für seine massenhaften Verbrechen verantworten
       müssen.
       
       Während er jetzt in [3][Moskau im Exil] sitzt, durchsuchen die Rebellen
       immer noch das berühmt-berüchtigte Sednaya, das größte Gefängnis in der
       Umgebung von Damaskus, nur etwa 15 Kilometer nördlich der Hauptstadt
       gelegen.
       
       Sie suchen nach geheimen unterirdischen Gängen, aus Angst, dass bei der
       Befreiung aus Assads Kerkern noch Gefangene vergessen worden sein könnten.
       
       Diese Sorgen sind berechtigt: Ein vielfach in den sozialen Medien geteiltes
       Video soll eine Reihe von Bildschirmen in Sednaya zeigen: Man könne die
       Gefangenen auf den Überwachungsaufnahmen sehen, wisse aber nicht, wo in dem
       Komplex sie sich befänden.
       
       ## Endlich raus aus den Folterzellen
       
       „Hinter der Sonne“, heißt es auf Arabisch, wenn man so lange weggesperrt
       wird, dass sich kaum mehr jemand an eine:n erinnern kann. Manche der in
       den letzten Tage Befreiten kannten noch nicht einmal ihren Namen. Niemand
       weiß, wie viele Menschen von Assad „hinter der Sonne“ vegetiert haben.
       
       Viele von ihnen sind in den Folterzellen des Regimes zu Tode gekommen.
       Allein in Sednaya, das unter den Syrern auch als „das Schlachthaus“ bekannt
       ist, sollen zwischen 2011 und 2018 mehr als 30.000 Menschen ermordet worden
       sein.
       
       Man hätte den Syrerinnen und Syrern gegönnt, dass der oberste Schlächter
       sich gerichtlich verantworten muss. Für viele wäre es eine Frage der
       Genugtuung und der Gerechtigkeit, Assad auf einer internationalen
       Anklagebank sitzen zu sehen. Solange er in Moskau ist, bleibt dieser
       wichtige [4][Teil der Aufarbeitung und Heilung] aber wohl auf die lange
       (Anklage-)Bank geschoben.
       
       11 Dec 2024
       
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