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       # taz.de -- Schwarzmalerei des Mittelstandes: Wer für die Krise zahlt
       
       > Die Wirtschaft klagt gern über die schlechte Lage. Doch dahinter stecken
       > Interessen und eine durchsichtige Agenda.
       
   IMG Bild: Als für die AktionärInnen noch die Milliarden sprudelten: VW Hauptversammlung 2023 in Berlin
       
       Eines hat zu Jahresende in der Tat noch Hochkonjunktur: die Klagen über die
       Lage der deutschen Wirtschaft. So meldete sich jetzt auch der
       Bundesverbandes der mittelständischen Wirtschaft zu Wort: Laut eigener
       Umfrage würden acht von zehn Mittelständlern für 2025 mit einem
       beschleunigten Schrumpfen der Wirtschaft rechnen. Doch so prekär die Lage
       auch ist, sollte nicht vergessen werden, dass manche Klagen besonders laut
       sind, weil dahinter eine Agenda steckt.
       
       Die Wirtschaftsleistung ist 2024 vermutlich das zweite Mal in Folge
       geschrumpft, die Industrie gerät in eine strukturelle Krise, deutsche
       Unternehmen drohen international den Anschluss zu verlieren, und die Lage
       auf dem Arbeitsmarkt verschlechtert sich. Ohne Zweifel ist die Konjunktur
       gerade nicht die beste. Dass dagegen etwas gemacht werden muss, steht außer
       Frage.
       
       Trotzdem sollte etwa dem Mittelstand nicht alles geglaubt werden. [1][So
       klagt er nicht nur über die angeblich schlechte Geschäftslage], sondern
       auch über Arbeitskräftemangel. Beides passt aber nicht zusammen. Wenn die
       Situation tatsächlich so schlecht wäre, würden sich die Unternehmen nicht
       darum sorgen, woher sie neue Angestellte bekommen. Der Eindruck drängt sich
       auf, dass der Lobbyverband bewusst übertreibt, um den eigenen Forderungen
       Nachdruck zu verleihen.
       
       Solche Strategien sind nicht neu. [2][Der Autobauer VW zahlte seinen
       Aktionären für 2023 noch eine Milliardendividende] und versuchte wenige
       Monate später wegen der Absatzflaute Massenentlassungen, Werksschließungen
       sowie Lohnkürzungen durchzusetzen und die Macht von IG Metall und
       Betriebsrat zu brechen. Und auch die Mittelstandslobbyisten wollen eine
       Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik haben, die in längere und flexiblere
       Arbeitszeiten und Sozialabbau besteht. Schließlich forderten sie von der
       Ampel kurz vor ihrem Aus noch die Umsetzung von Lindners neoliberaler
       Giftliste.
       
       Denn letztlich geht es in dieser wie in jeder anderen Krise auch immer um
       eine Frage: Wer zahlt für die Krise? Und die Wirtschaftslobby will da mal
       wieder die Zeche prellen und die Beschäftigten die Rechnung zahlen lassen.
       
       1 Jan 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.deutschlandfunk.de/umfrage-mittelstand-befuerchtet-2025-rasante-wirtschaftliche-talfahrt-104.html
   DIR [2] /Ministerpraesident-in-Volkswagen-Krise/!6046301
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Simon Poelchau
       
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