URI: 
       # taz.de -- Die USA unter Donald Trump: Massenabschiebungen würden US-Wirtschaft schwer schaden
       
       > Der designierte US-Präsident plant, Ausländer*innen ohne Papiere
       > massenhaft abzuschieben. Vielen Branchen würden damit Arbeitskräfte
       > fehlen.
       
   IMG Bild: Will massenhaft Ausländer*innen ohne Papiere abschieben: der designierte US-Präsident Donald Trump
       
       Washington afp | Migrant*innen abschieben, Arbeitsplätze für
       US-Bürger*innen freimachen. Diese Formel propagierte [1][Donald Trump] im
       Wahlkampf. Setzt er seine Pläne für [2][Massenabschiebungen von
       Ausländer*innen] ohne Papiere als Präsident tatsächlich um, drohe den
       Vereinigten Staaten [3][schwerer wirtschaftlicher Schaden], warnen
       Expert*innen. Denn viele Branchen sind auf die ausländischen Arbeitskräfte
       dringend angewiesen.
       
       „Wird diese Politik Wirklichkeit, wird das einen verheerenden Effekt auf
       die Wirtschaft haben“, sagt die Expertin Elora Mukherjee von der Columbia
       University. Etwa elf Millionen Menschen ohne Aufenthaltsgenehmigung leben
       laut Schätzungen der Behörden in den USA.
       
       Die meisten von ihnen stammen aus Mexiko. Etwa 8,3 Millionen dieser
       Migrantinnen und Migranten waren 2022 nach Angaben des Instituts Pew
       Research Center erwerbstätig. Das entspricht knapp fünf Prozent aller
       Arbeitskräfte.
       
       „Heute werden unsere Städte von illegalen Einwanderern überschwemmt“, sagte
       Trump auf seiner Wahlkampftour Anfang des Jahres. „Amerikaner werden aus
       dem Erwerbsleben verdrängt und ihre Arbeitsplätze übernommen.“ Die Realität
       ist jedoch komplexer: Viele der Branchen, in denen die meisten Einwanderer
       arbeiten, haben seit langem Schwierigkeiten, US-Arbeitskräfte zu finden.
       
       ## Baugewerbe und Landwirtschaft besonders betroffen
       
       „Das Baugewerbe und die Landwirtschaft würden mindestens jeden achten
       Arbeitnehmer verlieren, während im Gastgewerbe etwa jeder 14. Arbeitnehmer
       aufgrund seines Status ohne Papiere abgeschoben werden würde“, heißt es in
       einem kürzlich veröffentlichten Bericht zu Trumps Migrationspolitik der
       gemeinnützigen Organisation American Immigration Council (AIC).
       
       In bestimmten Berufsgruppen wären demnach jedoch noch viel mehr Menschen
       von den Abschiebungen betroffen: mehr als 30 Prozent der Dachdecker,
       Stuckateure und Maler und ein Viertel der Reinigungskräfte.
       
       In einer gemeinsamen Studie kommen die Denkfabriken American Enterprise
       Institute, Brookings Institution und Niskanen Center zu dem Schluss, dass
       Trumps Migrationspläne das Wirtschaftswachstum in den USA 2025 um bis zu
       0,4 Prozentpunkte dämpfen könnten. Zum einen, weil weniger ausländische
       Arbeitskräfte Waren und Dienstleistungen produzieren würden, und zum
       anderen durch die fehlenden Konsumausgaben der Abgeschobenen.
       
       Ein solches Szenario würde eintreten, wenn „die legale Einwanderung etwas
       geringer ist als in der Zeit vor der Pandemie, während die
       Abschiebemaßnahmen ein in den vergangenen Jahrzehnten ungekanntes Niveau
       erreichen“, schreiben die Autoren der Studie.
       
       Nach ihren Prognosen könnten bis zum Ende von Trumps zweiter Amtszeit 3,2
       Millionen Menschen des Landes verwiesen werden, wobei die Nettomigration –
       Einreisende minus Ausreisende – von plus 3,3 Millionen in diesem Jahr auf
       minus 740.000 im nächsten zurückgehen würde. Die Studie geht dabei davon
       aus, dass auch die Zahl der Migrant*innen, die von sich aus das Land
       verlassen, stark ansteigen würde.
       
       Das Thinktank Peterson Institute for International Economics berechnete die
       wirtschaftlichen Folgen für den extremen Fall, dass alle 8,3 Millionen
       Arbeitskräfte ohne Aufenthaltsgenehmigung ausgewiesen würden. Bei einem
       solchen Szenario würde die Wirtschaft in Trumps Amtszeit gar nicht mehr
       wachsen. Gleichzeitig würde die Inflation bis 2026 um 3,5 Prozentpunkte
       höher liegen als erwartet, weil die Unternehmen höhere Löhne zahlen
       müssten, um die ausländischen durch US-Arbeitskräfte ersetzen zu können.
       
       Aber selbst in einem weniger drastischen Szenario würden Massenausweisungen
       die Preise nach oben treiben, fürchten die Analysten. Trumps radikale Pläne
       für die Migrationspolitik „könnten zu großen Preissteigerungen in
       bestimmten Wirtschaftssektoren führen“, sagt Michael Strain vom American
       Enterprise Institute.
       
       Die meisten Experten gehen davon aus, dass rechtliche, logistische und
       finanzielle Hürden Trumps Vorhaben abschwächen werden – ebenso wie in
       seiner ersten Amtszeit. Der Ökonom Ryan Sweet von der Wirtschaftsberatung
       Oxford Economics schreibt an seine Kunden: „Wir bezweifeln, dass die Art
       von Abschiebungen, die im Wahlkampf vorgeschlagen wurden, tatsächlich
       stattfinden werden.“
       
       27 Nov 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Donald-Trump/!t5204455
   DIR [2] /Trumps-erste-Entscheidungen/!6045512
   DIR [3] /Trumps-Zollpolitik/!6048449
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt USA unter Donald Trump
   DIR Abschiebung
   DIR Mexiko
   DIR Schwerpunkt USA unter Donald Trump
   DIR Schwerpunkt USA unter Donald Trump
   DIR Schwerpunkt USA unter Donald Trump
   DIR US-Wahl 2024
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Beziehung USA und Mexiko: Vorbereiten auf Trump
       
       Trump hat Massenabschiebungen und Strafzölle für Mexiko angekündigt. Dort
       versucht die Regierung, sich so gut es geht darauf einzustellen.
       
   DIR Trumps Zollpolitik: Ins eigene Fleisch
       
       Sollte Trump seine Zollpolitik wie angekündigt umsetzen, würde das der
       US-Wirtschaft schaden, sagen Expert*innen. Doch es geht ohnehin um was
       anderes.
       
   DIR Wie er die US-Wahl gewann: Die Methode Trump
       
       Der kommende US-Präsident Trump hat seit 2016 den Diskurs über Gesellschaft
       und Politik zerstört. Tesla-Chef Elon Musk wurde zum wichtigsten Helfer.
       
   DIR Trumps erste Entscheidungen: Vorboten des Durchmarschs
       
       Nach seinem Wahlsieg in den USA benennt Donald Trump seinen Beauftragten
       für Grenzsicherung. Im Senat will er freie Hand bei Personalentscheidungen.