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       # taz.de -- Wahlen in Namibia: Der ungelöste Völkermordstreit
       
       > Die Wahlen in Namibia und Deutschland belasten die Verhandlungen um den
       > Genozid an den Herero und Nama. Diesem fielen über 110.000 Menschen zum
       > Opfer.
       
   IMG Bild: Nach den Wahlen in Namibia könnte der Streit über die Reparationen neu entfachen
       
       Windhuk taz | Der Streit über die Reparationen, die Deutschland Namibia
       wegen des Völkermordes an den Herero und Nama schuldet, droht mit den
       [1][Wahlen in Namibia] und in Deutschland neu aufzubrechen. In Windhuk wird
       es für möglich gehalten, dass die nächste Regierung die Verhandlungen
       darüber nicht fortführen könnte.
       
       Seit 2015 verhandeln Deutschland und Namibia über die Anerkennung und
       Aufarbeitung des [2][Genozids an den Herero und Nama], dem 1904–08 während
       der deutschen Kolonialherrschaft über 110.000 Menschen zum Opfer fielen.
       2021 sagte die deutsche Regierung der damaligen Bundeskanzlerin Angela
       Merkel Zahlungen von 1,1 Milliarden Euro über dreißig Jahre an Namibia zu,
       als Teil einer offiziellen deutschen Anerkennung des Genozids.
       
       Das Geld wurde aber nicht als Reparation in Folge einer Verpflichtung
       dargestellt, sondern als eine [3][freiwillige Geste der Versöhnung]. Die
       Herero- und Nama-Gemeinschaften lehnten den Deal ab und der damalige
       namibische Präsident Hage Geingob sagte zu, Neuverhandlungen mit
       Deutschland aufzunehmen. Sie sind bis heute nicht abgeschlossen.
       
       ## Chefunterhändler blickt negativ auf Ampel-Zusammenbruch
       
       Geingob ist mittlerweile verstorben, Merkel ist nicht mehr im Amt und die
       deutsche Nachfolgeregierung unter Olaf Scholz ist vor Kurzem
       zusammengebrochen. Im Februar 2025 finden Neuwahlen in Deutschland statt,
       im März 2025 übernimmt in Namibia das an diesem Mittwoch zu wählende neue
       Staatsoberhaupt die Macht. Alles ist also offen.
       
       Charles Eiseb, Chefunterhändler der namibischen Regierung, sagt, er sei
       sich im Unklaren über den weiteren Fortgang der Gespräche. „Der
       Zusammenbruch der deutschen Koalition wird unweigerlich einen negativen
       Effekt auf den Prozess haben“, sagte er.
       
       Der politische Analyst Petrus Sinimbo hält es für möglich, dass Namibia
       sich zukünftig an Simbabwes Versuchen orientiert, Reparationen für
       koloniales Unrecht von Großbritannien zu erstreiten. „Namibia könnte eine
       erweiterte internationale Mediation anstreben, um Gerechtigkeit zu
       erhalten.“
       
       27 Nov 2024
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Alfred Shilongo
       
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