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       # taz.de -- Meduza-Auswahl 21. – 27. November: Schwerer Schlag für Russlands Wirtschaft
       
       > Die USA haben eine neue schwarze Liste gegen den russischen Finanzsektor
       > erlassen. Für Russland besonders schmerzhaft: Auf ihr steht auch die
       > Gazprombank.
       
   IMG Bild: Sonderlich zufrieden sieht er nicht aus: Russlands Präsident Wladimir Putin
       
       Das [1][russisch]- und [2][englischsprachige] Portal Meduza zählt zu den
       wichtigsten unabhängigen russischen Medien. [3][Im Januar 2023 wurde Meduza
       in Russland komplett verboten]. Doch Meduza erhebt weiterhin seine Stimme
       gegen den Krieg – aus dem Exil. Die taz präsentiert seit 1. März 2023 unter
       [4][taz.de/meduza] immer mittwochs in einer wöchentlichen Auswahl, worüber
       Meduza aktuell berichtet. Das Projekt wird von der [5][taz Panter Stiftung]
       gefördert. 
       
       In der Woche vom 21. bis zum 27. November 2024 berichtete Meduza unter
       anderem über folgende Themen: 
       
       ## Neue Sanktionen für russische Banken
       
       Am 21. November kündigte das Office of Foreign Assets Control (OFAC) des
       US-Finanzministeriums, die für Sanktionen zuständige US-Behörde, ein neues
       umfangreiches Paket gegen den russischen Finanzsektor an. Mehr als 50
       Banken wurden auf die schwarze Liste der Bürger und Organisationen gesetzt,
       mit denen alle natürlichen und juristischen Personen in den USA keine
       Geschäfte mehr machen dürfen. Die Gazprombank (zusammen mit ihren
       Tochtergesellschaften in Hongkong, Luxemburg, der Schweiz, Südafrika und
       Zypern) ist die wichtigste Figur auf der Liste.
       
       Warum sind die Sanktionen gegen die Gazprombank die schmerzhaftesten für
       Russland? [6][Das erklärt Meduza (englischer Text).]
       
       Die Bank ist für den russischen Staat und die russische Wirtschaft ein
       Fenster zur Welt geblieben. Bereits im März 2022, kurz nach dem
       vollständigen Einmarsch der russischen Streitkräfte in die Ukraine,
       beschloss Wladimir Putin, dass Käufer von russischem Gas aus
       „unfreundlichen“ Ländern die Zahlungen für Rohstoffe in Rubel begleichen
       müssen – und zwar über die Gazprombank.
       
       Auch angesichts der begrenzten Möglichkeiten für grenzüberschreitende
       Zahlungen ist der Verlust jeder weiteren Methode für Geldüberweisungen ins
       Ausland – etwa mit der Gazprombank – ein schwerer Schlag für russische
       Bürger und Unternehmen.
       
       ## Daten aus Russland leichter zugänglich machen
       
       Die Menschenrechtsorganisation OVD-Info, die politische Verfolgung in
       Russland verfolgt und deren Opfer unterstützt, hat ein neues Instrument
       eingeführt, das ihre Daten für Forscher und Berichterstatter leichter
       zugänglich machen soll. Das Projekt mit der Bezeichnung „ Criminal
       Repression Dashboard“ bietet eine visuelle Darstellung der Daten, die von
       den Mitarbeitern und Freiwilligen von OVD-Info über politisch motivierte
       Strafverfahren in Russland gesammelt werden. [7][Meduza sprach mit dem
       Mitbegründer von OVD-Info, Daniel Beilinson, und dem englischen
       Chefredakteur Dan Storyev über die Initiative] (englischer Text).
       
       OVD-Info betreibt eine 24-Stunden-Hotline für Menschen, die ins Visier der
       Behörden geraten sind, dokumentiert Verhaftungen und Polizeigewalt und
       bietet Opfern politischer Unterdrückung unter anderem Rechtsbeistand. Diese
       Aktivitäten erzeugen eine riesige Menge an Daten, die für Forscher und
       Journalisten, die sich mit den Menschenrechten in Russland befassen, eine
       wichtige Ressource darstellen. Aber die schiere Menge dieser Informationen
       kann überwältigend sein. An dieser Stelle kommt das neue Dashboard ins
       Spiel.
       
       Mehr als 2.930 Menschen werden derzeit in Russland aus politischen Gründen
       verfolgt. Etwa 20 Prozent dieser Opfer sind Frauen. Bemerkenswert ist
       allerdings, dass die Zahl der neuen Strafverfolgungen nicht zunimmt: Die
       Zahl der neuen Fälle ist im Vergleich zum ersten Jahr des umfassenden
       Krieges Russlands gegen die Ukraine zurückgegangen und hat sich in etwa auf
       dem Niveau des letzten Jahres stabilisiert.
       
       ## Apple entfernt Inhalte für russische Behörden
       
       Apple blockiert im russischen App Store häufig VPN-Apps und Medien, die
       nicht vom Kreml kontrolliert werden. Warum macht das Unternehmen da mit?
       Und was passiert, [8][wenn es der Zensur nicht mehr zustimmt, fragt Meduza]
       (russischer Text).
       
       Apple entfernt auf Ersuchen der russischen Behörden aktiv Inhalte aus
       seinen Diensten. Ende September zählten Forscher fast hundert
       VPN-Anwendungen, die aus dem russischen App Store verschwanden. Letzte
       Woche verschwanden die Projekte des BBC Russian Service und von The Insider
       aus der Podcasts-App von Apple. Ebenfalls im Herbst entfernte Apple die
       Apps des Radiosenders Radio Free Europe/Radio Liberty, den die russischen
       Behörden als „unerwünschte“ Organisation betrachten.
       
       Im September appellierten Dutzende von Unternehmen und internationalen
       Organisationen an Apple, die aus dem russischen App Store entfernten
       VPN-Apps wieder einzustellen. Dieser offene Brief blieb unbeantwortet.
       Offiziell verhält sich die russische Abteilung von Apple lediglich wie ein
       gesetzestreues Unternehmen und erfüllt die Anforderungen der örtlichen
       Behörden, schreibt Meduza.
       
       Und was würde einem Unternehmen drohen, das sich weigert, Inhalte zu
       entfernen? Hohe Geldstrafen – von bis zu vier Millionen Rubel, bei
       wiederholten Verstößen kann die Geldstrafe bis zu 10 Prozent des
       Gesamtumsatzes des Unternehmens im Kalenderjahr betragen.
       
       ## Aus dem Westen über Belarus nach Russland
       
       Belarussische Unternehmen beliefern Russland mit Mikrochips aus westlicher
       Produktion, die in Kampfjets und Raketen verwendet werden. Einige dieser
       Firmen [9][stehen laut diesem Bericht von Meduza] mit dem Diktator
       Aljaksandr Lukaschenko in Verbindung (russischer Text).
       
       Von September 2022 bis Juni 2024 verkauften belarussische Unternehmen
       Mikrochips im Wert von mehr als 125 Millionen US-Dollar an russische
       Unternehmen. Dabei stammen einige von ihnen (im Wert von fast 400.000
       US-Dollar) trotz der Sanktionen aus westlicher Produktion. Dies geht aus
       Material des Belarussischen Investigativen Zentrums hervor.
       
       Wie die Journalisten herausfanden, werden seit fast zwei Jahren fast
       zehntausend Mikrochips aus US-amerikanischer und europäischer Produktion
       von Belarus nach Russland geschickt. Darunter befinden sich Mikrochips des
       Unternehmens Intel, die für den Abschuss und die Navigation von
       Fliegerbomben verwendet werden. Darüber hinaus können Intel-Bauteile in
       Su-35S- und Su-34-Kampfflugzeugen, Korsar-Drohnen und Kalibr-Raketen
       verwendet werden.
       
       27 Nov 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://meduza.io/
   DIR [2] https://meduza.io/en
   DIR [3] /Russische-Medien-im-Exil/!5911767
   DIR [4] /Unser-Fenster-nach-Russland/!t5916992
   DIR [5] /!v=4269299f-23bb-40f2-a4ea-2b1b1ae40192/
   DIR [6] https://meduza.io/en/cards/new-u-s-sanctions-target-the-only-bank-handling-european-payments-for-russian-gas-but-the-effects-will-go-beyond-the-energy-sector
   DIR [7] https://meduza.io/en/feature/2024/11/21/political-persecution-in-russia-by-the-numbers
   DIR [8] https://meduza.io/cards/apple-chasto-blokiruet-v-rossiyskom-app-store-prilozheniya-vpn-i-smi-ne-podkontrolnyh-kremlyu-zachem-kompaniya-idet-na-povodu-u-roskomnadzora
   DIR [9] https://meduza.io/feature/2024/11/26/belorusskie-kompanii-postavlyayut-v-rossiyu-mikroshemy-zapadnogo-proizvodstva-kotorye-ispolzuyutsya-v-istrebitelyah-i-raketah
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Tigran Petrosyan
       
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