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       # taz.de -- Wagenknecht-Bündnis im Norden: Partei-Gründung in letzter Minute
       
       > Als einer der letzten Landesverbände bildete sich am Wochenende das BSW
       > Schleswig-Holstein. Die parallel geplante Gründung in Hamburg wurde
       > verlegt.
       
   IMG Bild: In Kiel fand sich ein Raum: Mitglieder versammeln sich für die Gründung eines BSW-Landesverbands in Schleswig-Holstein
       
       Hamburg taz | Ganz kurzfristig abgesagt wurde die Gründung eines
       Landesverbandes für das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) in Hamburg am
       Sonntag. Der Grund war banal: Die Alevitische Gemeinde hat die Räume
       gekündigt. In Schleswig-Holstein dagegen klappte es.
       
       Immer wieder dringt Beifall aus dem Saal eines Hotels am Kieler Stadtrand:
       Drinnen wird gerade der schleswig-holsteinische Landesverband des BSW
       gegründet. 34 der landesweit 40 Mitglieder kamen dafür nach Kiel. Die
       Medien dürfen nicht dabei sein. Viele Beteiligte seien Politik-Neulinge, es
       sei wichtig, ihnen einen Schutzraum zu bieten, sagt Partei-Sprecher
       Christian Posselt, der aus Berlin anreiste.
       
       Ähnlich sagen es später auch die neugewählten Landesvorsitzenden, die
       51-jährige Martina Möller und der 30-jährige Milad Salami. Beide stammen
       aus dem Kreis Pinneberg und haben keine parteipolitische Erfahrung. „Ich
       bin aktiv, seit es das BSW gibt“, sagt Möller, die als Beraterin im
       Jobcenter arbeitet.
       
       Den Vorwurf, die Partei sei zu stark [1][auf Wagenknecht ausgerichtet],
       teilt Möller nicht: „Natürlich sind wir ihr nahe. Sie ist die Visionärin,
       die uns geweckt hat.“ Die soziale Spaltung und das Thema Krieg sind für sie
       ebenso wie für ihren Co-Vorsitzenden wichtig: „Der Fokus muss auf
       Diplomatie liegen, nur so lassen sich Kriege beenden“, sagt Salami, Lehrer
       für Medienkunde.
       
       ## Kritik am Führungsstil der Zentrale
       
       Im Vorfeld der Gründung gab es Kritik: Der [2][Flensburger Frank Hamann],
       ein Mitglied der ersten Stunde mit Ambitionen auf einen Vorstandsposten im
       Land, trat unter Protest aus. Er warf der Bundespartei vor, Personalfragen
       von Berlin aus über die Köpfe der Aktiven vor Ort zu entscheiden: „Das
       Parteibüro gibt die Linie vor, und man hat zu gehorchen“, sagte er taz.
       Sprecher Posselt erklärt, es liege im Verantwortungsbereich des
       Bundesvorstandes, über die [3][Aufnahme von Mitgliedern] zu entscheiden.
       
       Die Partei wolle langsam wachsen, die Landesverbände sollten dabei
       gleichmäßig und passend zur Bedeutung der Länder Mitglieder aufnehmen.
       Ebenso normal sei, dass im Vorfeld eines Parteitages die Kandidat:innen
       feststehen: „Wenn sich sechs Leute auf ein Amt bewerben, sprechen die
       Medien wieder von Kampfkandidatur.“ Durch „Gespräche im Vorfeld“ sei es
       gelungen, alle Posten des Vorstands ohne Konflikte zu besetzen.
       
       Die neue Landespartei wählte am Nachmittag ihre Liste für die
       Bundestagswahl. Und diesmal gab es mehrere Bewerbungen für aussichtsreiche
       Posten: Danny Blechschmidt, ehemals bei der Linken und Mitglied des
       Kreistages Schleswig-Flensburg, bewarb sich für Platz eins. Er unterlag,
       wie von der Parteitagsregie vorgesehen, dem Landesvorsitzenden Salami. Ohne
       Gegenkandidatur kam Möller auf Platz 2.
       
       Unterdessen ist es in Hamburg offen, ob es dem BSW noch gelingen wird,
       rechtzeitig vor der Landtagswahl am 2. März einen Landesverband zu gründen.
       Die Kandidat:innenliste muss bis zum 24. Dezember eingereicht sein.
       Die für den 15. Dezember angesetzte Versammlung war also ohnehin schon
       knapp terminiert. Doch am Freitag kündigte die Alevitische Gemeinde die
       Räume, in denen die Gründung und Listenaufstellung hätte stattfinden
       sollen.
       
       „Eins unserer Mitglieder hatte die Räume angemietet. Aber wir wussten
       nicht, dass es für den BSW gedacht war“, sagt die Gemeinde-Vorsitzende
       Fatma Ime. Das BSW habe auf der Einladung ihre Gemeinde genannt und somit
       den Namen benutzt. Deswegen habe man die Räume gekündigt. Denn es entstehe
       so der Eindruck, die Alevitische Gemeinde würde das BSW unterstützen. Das
       sei aber unter anderem wegen dessen Forderungen zur Migration nicht der
       Fall.
       
       Der Hamburger BSW-ler Norbert Weber berichtet, er habe, als er von der
       Absage erfuhr, noch am Freitag einen anderen Raum in fünf bis sieben
       Minuten Entfernung zu Fuß organisieren können. Auf das Angebot habe der
       Bundesvorstand aber nicht reagiert. Nun hätten die Mitglieder eine neue
       Einladung für den 21. Dezember zur Gründungsversammlung im Bürgerhaus
       Wandsbek bekommen. „Ich halte die Einladungsfrist für zur kurz“, sagt
       Weber.
       
       ## Kein Interesse am linken Spektrum?
       
       Er war früher Mitglied der Linkspartei und kritisiert wie Hamann die
       Strukturen beim BSW. Wie berichtet, wollen [4][er und sein Parteikollege
       Dejan Lazic] wegen fehlender innerparteiliche Demokratie gegen die Satzung
       vor ein Zivilgericht ziehen. Denn dass über die Aufnahme von neuen
       Mitgliedern bisher nur der Bundesvorstand entscheide, das sei ein
       demokratisches Defizit. „An Mitgliedern aus dem linken Spektrum sind die
       offensichtlich hier in Hamburg nicht interessiert“, sagt Weber.
       
       Für die Bürgerschaftswahl, so kursiert nun unter BSW-lern, soll eine Liste
       mit neun Kandidaten vorbereitet sein, auf der auch frühere SPD-Abgeordnete
       stehen. Doch auch wenn sie zustande käme, wäre das BSW noch nicht auf der
       sicheren Seite. Sollte der Landeswahlleiter auf einer kurz vor Heiligabend
       eingereichten Liste Fehler finden, hätte das BSW keine Zeit mehr, diese zu
       korrigieren, sorgt sich Weber.
       
       Die Medien über die Absage informiert hatte Konstantin von Eulenburg,
       Mitarbeiter der Hamburger [5][Bundestagsabgeordneten Zaklin Nastic] (BSW).
       Der Mietvertrag für die Räume sei aus nicht nachvollziehbaren Gründen
       gekündigt worden, sagt er und bestätigt, dass es nun für den 21. Dezember
       in Wandsbek einen neuen Termin für die Landesverbandsgründung und die
       Aufstellung der Bürgerschaftsliste gibt
       
       16 Dec 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Katja-Wolf-ueber-die-Brombeer-Koalition/!6055295
   DIR [2] /Ex-Mitglied-ueber-Strukturen-des-BSW/!6051347
   DIR [3] /BSW-Landesverband-Mecklenburg-Vorpommern/!6054971
   DIR [4] /BSW-beknatscht-sich-in-Hamburg/!6055064
   DIR [5] https://zaklinnastic.de/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Esther Geißlinger
   DIR Kaija Kutter
       
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