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       # taz.de -- Geplantes TV-Duell Habeck gegen Weidel: Sockenschuss par exellence
       
       > Die Fernsehsender wollen Robert Habeck nicht ins Kanzlerduell mit Scholz
       > und Merz lassen – er soll gegen Weidel antreten. Die Grünen finden das
       > ungerecht.
       
   IMG Bild: Auch in diesem Ring treten immer nur zwei an: Die sechsjährigen Söhne von US-Offizieren boxen sich im Jahr 1939
       
       Ein Duell ist per Definition ein freiwilliger Zweikampf, der früher gerne
       mal mit Waffen auf Leben und Tod ausgefochten wurde. Heute erfolgt er eher
       verbal. Im Fernsehen findet das mit schöner Regelmäßigkeit vor
       Präsidentschafts- oder anderen Wahlen statt, seit sich 1960 John F. Kennedy
       und Richard Nixon ums Weiße Haus balgten.
       
       Nun ist das „Und es werden immer mehr“-Parteienland Deutschland für Duelle
       ein schwieriges Terrain. Weshalb schon bei der letzten Bundestagswahl im
       September 2021 das „Triell“ erfunden wurde. Doch der dreimalige
       Schlagabtausch zwischen Armin Laschet (CDU), Olaf Scholz (SPD) und
       Annalena Baerbock (Grüne) geriet nur so mäßig. Am Ende war ausgerechnet
       Runde drei bei ProSiebenSat.1 noch die spannendste.
       
       Schluss damit, dürften sie sich also in den obersten Sendeleitungen beim
       öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie bei RTL gedacht haben. 2025 sollen
       (Stand: Redaktionsschluss) nur Amtsinhaber Scholz und [1][sein wichtigster
       Herausforderer Friedrich Merz (CDU)] in den televisionären Clinch gehen. Am
       9. Februar gemeinsam bei ARD und ZDF, und eine Woche später dann auf RTL
       beziehungsweise ntv.
       
       Für Robert Habeck, [2][den die Grünen dieses Mal dann doch zum Kanzler in
       spe ausriefen], haben ARD und ZDF einen Sockenschuss par excellence
       vorgesehen: Er ist für ein eigenes Duell mit AfD-Spitzenkandidatin Alice
       Weidel angefragt. Darauf musste erst mal kommen, ein „freiwilliger
       Zweikampf“ sieht jedenfalls anders aus.
       
       ## Grüne zu Recht verärgert
       
       Die [3][Aufregung bei den Grünen] ist entsprechend groß und nicht
       unberechtigt. In allen Umfragen rangiert die AfD mal knapp, mal knapper vor
       der SPD. Und die Grünen sollen die Kohlen aus dem Feuer holen? Sie fordern
       ein „Triell“ wie bei den letzten Bundestagswahlen. Denn nach den heutigen
       Spielregeln hätte „Scholz sonst auch 2021 nicht teilnehmen dürfen“, wie die
       grüne Bundesvorsitzende Franziska Brantner mit Verweis auf die Umfragewerte
       vom Frühjahr und Sommer vor drei Jahren meinte, als die SPD teilweise weit
       hinter ihrer Partei lag. Das ist allerdings auch Kappes, denn ab Juni holte
       die SPD damals deutlich auf.
       
       Aber so was passiert, wenn das Märchen von den beiden großen Volksparteien
       auf die „abgestufte Chancengleichheit“ trifft. Das Prinzip war 1962 auf
       Betreiben der FDP vom Bundesverfassungsgericht erfunden worden, um den
       Umgang der Öffentlich-Rechtlichen mit Parteien vor Wahlen zu regeln. Der
       Grundsatz ist typisch Radio Eriwan – alle Parteien sind im Prinzip gleich,
       aber abgestuft.
       
       Gemäß ihrer Bedeutung, ermittelt durch die letzten vergleichbaren Wahl- und
       aktuelle Umfrageergebnisse, finden sich die Parteien in verschiedenen
       Körben wieder. Daneben spielen Kriterien eine Rolle, wie lange es eine
       Partei schon gibt, wie regelmäßig sie sich zur Wahl stellt usw. Alle in
       einer Kategorie eingestuften Parteien müssen vergleichbar behandelt werden.
       Zwischen den Kategorien ist dagegen die berühmte Abstufung zulässig.
       
       2002 schaffte es die FDP deshalb nicht, Guido Westerwelle als dritten Mann
       ins heute legendäre (und erste echte) Kanzlerduell zwischen Edmund Stoiber
       (CSU) und Gerhard Schröder (SPD) zu klagen. Bei den Europawahlen in diesem
       Jahr war dagegen das BSW erfolgreich, sich abgestuft-chancengleich Zutritt
       zur ARD-„Wahlarena“ vor den Europawahlen im Juni zu ertrotzen. Obwohl es
       nach Senderwillen eigentlich draußen bleiben sollte. Denn weil die
       vergleichbar starken Linken und die FDP eingeladen waren, durfte auch Sahra
       Wagenknecht ran, urteilte das Oberverwaltungsgericht NRW.
       
       ## Wo bleiben Sahra W. und Christian L.?
       
       Den Grünen dürfte die abgestufte Chancengleichheit in der aktuellen
       K-Duell-Frage allerdings nicht helfen. Sondern höchstens für die nächste
       lustige Konstellation sorgen, wenn sich auch noch Sahra W. mit dem zum
       FDP-Spitzenkandidaten gekürten Christian L. duelliert. Ob sich dann die
       Linke mopst?
       
       Womit über die Sinnhaftigkeit von unterkomplexen TV-Duellen in einer
       komplizierten Welt noch kein einziges Wort verloren wäre. Der eigentliche
       Skandal ist aber: RTL will für sein Kanzlerduell Günther Jauch als
       Moderator reaktivieren!
       
       17 Dec 2024
       
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   DIR Steffen Grimberg
       
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